Papst Johannes Paul II. beim Jugendtreffen 2004 in Bern.
Schweiz

Papst Johannes Paul II. besuchte zwei Mal das «geliebte Schweizer Volk»

Zürich, 18.6.18 (kath.ch) Seine Amtszeit war geprägt von Dutzenden von Reisen: Papst Johannes Paul II. verstand das Hinausgehen in die Welt als zentrale Aufgabe seines Pontifikats. Zwei Mal besuchte er die Schweiz. Ein Rückblick auf die beiden Reisen zeigt den Papst in vollkommen unterschiedlicher Verfassung.

Martin Spilker

1984 absolvierte das Kirchenoberhaupt ein Mammutprogramm, während sich 2004 der sichtlich vom Alter gezeichnete Papst auf der Berner Allmend an die Jugend wandte.

Zu den Menschen gehen, mit ihnen sprechen, feiern und beten, ihre Anliegen, Freuden und Nöte anhören und Hoffnung schenken. Papst Johannes Paul II. (1920-2005) unternahm in seiner 27-jährigen Amtszeit 103 Reisen in 130 Staaten. Vier Mal war er in der Schweiz: 1982 beim Besuch der Vereinten Nationen in Genf, 1984 für den grossen Pastoralbesuch, 1985 landete er für seinen Besuch im Fürstentum Liechtenstein in Kloten und 2004 traf sich Johannes Paul II. mit den Schweizer Bischöfen und besuchte das erste gesamtschweizerische katholische Jugendtreffen in Bern.

Papst «lässt niemanden unbeteiligt»

Der Besuch vom 12. bis 17. Juni 1984 hätte eigentlich bereits drei Jahre zuvor stattfinden sollen. Doch drei Tage vor der geplanten Reise wurde ein Attentat auf Johannes Paul II. verübt, bei dem der Papst schwer verletzt wurde. Bei seiner Landung am Flughafen Zürich wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Leon Schlumpf empfangen. Das katholische Kirchenoberhaupt wandte sich noch in Kloten ein erstes Mal an «das geliebte Schweizer Volk», das sich nicht nur durch seine blühende Wirtschaft, sondern auch durch seine Gastfreundschaft und internationale Solidarität Ansehen verschafft habe.

Die Reise ging gleich weiter nach Lugano, wo der Papst eine Messe feierte. Die Begegnung muss bei Bundesrat Schlumpf aber einen starken Eindruck hinterlassen haben. In der Zeitschrift «Sonntag» sagte er: «Die Ausstrahlung lässt niemanden unbeteiligt, der diesem Mann begegnet ist.»

Politische Ermahnung im Ranft

Der Besuch unter dem Leitgedanken «Offen für Christi Geist» sollte laut Vatikan religiös-pastoralen Charakter haben. Stationen waren nach dem Tessin die Stadt und Universität Freiburg, Genf und Bern, eine Altarweihe im Kloster Einsiedeln und ein Besuch im dortigen Spital. In Luzern wurde auf der Allmend für eine Messe ein Altar mit dem bis dahin grössten Zeltdach errichtet. Am Gottesdienst nahmen 40’000 Gläubige teil. Erwartet worden waren allerdings 120’000 Menschen.

Auch Sachseln und der Ranft waren Ziel der Papstreise. Er betete am Grab des Heiligen Niklaus von Flüe und ergänzte die Mahnung des Schweizer Nationalheiligen, sich nicht in «fremde Händel» einzumischen, mit klaren Worten: «Ja, ›macht den Zaun nicht zu weit’, aber scheut euch nicht, über den Zaun hinauszuschauen, macht die Sorgen anderer Völker zu euren eigenen und bietet über die Grenzen hinweg eine helfende Hand, und dies auch auf der Ebene eurer staatlichen Organe und Finanzmittel.»

Auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes war die letzte Station des Besuchs das Wallis, wo er Gast des Bischofs von Sitten und damaligen Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, dem später zum  Kardinal ernannten Henri Schwery war.  Hier weihte Johannes Paul II. zum Abschluss seiner Reise neun Kandidaten zu Priestern – und segnete die Fahne des Skiclubverbands!

Beeindruckende Aufmerksamkeit

Der zweite Besuch des polnischen Papstes war ein ganz anderes Zeichen. Der von Alter und Schwäche gezeichnete 84-jährige Kirchenmann traf auch bei diesem zweiten Pastoralbesuch die Schweizer Bischöfe. Der damalige Präsident, Bischof Amedée Grab, verglich in einem Interview mit «Swissinfo» die beiden Besuche. Er stellte unter anderem fest, dass wie 20 Jahre zuvor auch Priester eine Öffnung der katholischen Kirche forderten.

In Erinnerung blieben die starken Bilder vom nationalen Jugendtreffen in Bern. Zwar war bis kurz vor dem Treffen nicht klar, ob der Papst aufgrund seines Gesundheitszustandes in die Schweiz reisen würde. In der fast 15-minütigen Rede vor den 13’000 Jugendlichen in der «Bern Arena» zeigte sich das Kirchenoberhaupt beeindruckt vom Enthusiasmus der jungen Schweizer Christen.

Einheit der katholischen Kirche hervorgehoben

Für diesen Besuch starkgemacht hatte sich der damalige Bundespräsident Joseph Deiss. Er hatte Johannes Paul II. bereits beim ersten Besuch 20 Jahre zuvor in Freiburg erlebt, damals als Universitätsprofessor. Nationalratspräsident Max Binder sprach nach dem Besuch von einem «einmaligen Anlass» und Caritas-Direktor Jürg Krummenacher war beeindruckt von der Aufmerksamkeit des Papstes beim Jugendtreffen und seiner Botschaft an die jungen Leute, die ermutigt wurden, auf ihr Gewissen zu hören.

Am Sonntag wies der Papst in einem Gottesdienst die Besucherinnen und Besucher auf die Bedeutung der Ökumene hin. Diese müsse aber unter Wahrung der Einheit der katholischen Kirche gesehen werden und er erinnerte daran, die Kirche zum «Haus und zur Schule der Gemeinschaft zu machen». Die Berner Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl auf der Berner Allmend auf 70’000. – Bei dieser zweiten Reise des Papstes wurden die Erwartungen der Veranstalter um das doppelte übertroffen.

Zwei weitere Päpste in der Schweiz

Der Besuch von Johannes Paul II. in der Schweiz war die zweitletzte seiner über 100 Auslandreisen. Im August desselben Jahres besuchte der Papst noch einmal Lourdes. Papst Johannes Paul II. verstarb am 2. April 2005.

Auch sein Nachfolger Papst Benedikt XVI. besuchte die Schweiz einmal. Im Juni 2006 war er auf dem Grossen St. Bernhard zu Gast, wo er auch die Zuchtstätte der Bernhardinerhunde besuchte. Dabei handelte es sich um einen privaten Aufenthalt, der auf der Seite des Vatikan nicht dokumentiert ist.

Bereits 1969 hatte Paul VI. die Schweiz besucht: Er reiste zum 50. Jahrestag der Internationalen Organisation der Arbeit für einen eintägigen Besuch nach Genf. Er besuchte ebenfalls den Ökumenischen Rat der Kirchen und feierte unter anderem einen Gottesdienst im Parc de la Grange.

 


Medienbeiträge zu den Papstreisen von Johannes Paul II. in die Schweiz

TV-Beiträge:

Ansprache bei der Ankunft in Kloten 1984

Ansprache auf der Berner Allmend 2004

Audiodatei:

Ansprache am nationalen Jugendtag 2004 in Bern

Textdokument:

Ansprache 1984 in Flüeli-Ranft

Papst Johannes Paul II. beim Jugendtreffen 2004 in Bern. | © Pfarrblatt Bern
18. Juni 2018 | 06:59
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Papst Franziskus beim ÖRK

Der Besuch von Papst Franziskus in Genf beinhaltet drei Teile: Empfang und Treffen mit einer Delegation des Bundesrats, den Besuch beim ÖRK und den öffentlichen kirchlichen Teil mit Eucharistiefeier im «Palexpo» ab 17.30 Uhr.

Die Visite von Papst Franziskus wird vom Bund nicht als «Staatsbesuch», sondern als «offizieller Besuch» eingestuft. Der Vatikan bezeichnet die Reisen als «pastoral» oder «apostolisch». Diese Bezeichnung passt beim Bund aber nicht in die herkömmlichen Definitionen von Besuchen von Staatsoberhäuptern, wie die Bundeskanzlei auf Anfrage mitteilte.

Für die Sicherheit des Papstes ist die Kantonspolizei Genf federführend verantwortlich. Es gelten die von der Bundespolizei festgelegten Schutzmassnahmen wie für alle völkerrechtlich geschützten Besucher. Über Details und einzelne Massnahmen erteilen die Behörden aus Sicherheitsgründen keine Auskünfte. (ms)