Carlo Maria Vigano
Vatikan

Papst Franziskus will Vorwürfe von Ex-Nuntius nicht kommentieren

Dublin, 27.8.18 (kath.ch) Papst Franziskus will die Behauptung seines ehemaligen Vatikan-Botschafters in den USA, schon seit Jahren über den Missbrauchsverdacht gegen Kardinal McCarrick gewusst zu haben, nicht weiter kommentieren.

Das Dokument von Erzbischof Carlo Maria Vigano spreche für sich, sagte Franziskus am späten Sonntagabend auf dem Rückflug von einem zweitägigen Irland-Besuch nach Rom.

Er werde dazu nichts sagen und vertraue auf die journalistische Kompetenz, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Wörtlich sagte er auf die entsprechende Frage eines Journalisten zu dem Dossier: «Lesen Sie es selbst aufmerksam und bilden Sie sich ein eigenes Urteil.»

In dem zuvor veröffentlichten Memorandum hatte Vigano schwere Vorwürfe gegen Papst Franziskus erhoben: Der des Missbrauchs beschuldigte frühere Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick (88) sei bereits 2009 oder 2010 von Papst Benedikt XVI. mit einer Strafe belegt worden, die Franziskus später de facto zurückgenommen habe.

Kritik an der Kirchenleitung

Eine Massregelung McCarricks durch Benedikt XVI. wurde bisher nie öffentlich bekannt. Auch hielt sich McCarrick nicht an solche Auflagen. Das elfseitige Dokument Viganos enthält auch weitgespannte Behauptungen über homosexuelle Netzwerke und Korruption in der Kirchenleitung.

Der «Washington Post» erklärte Vigano inzwischen, dass das Schreiben tatsächlich von ihm stamme. In dem Schreiben mit Datum vom 22. August fordert der Erzbischof den Rücktritt von Franziskus, um allen Kardinälen und Bischöfen, die McCarrick gedeckt hätten, «ein gutes Beispiel» zu geben.

Aus Kardinalsstand entlassen

Ähnliche Strafmassnahmen wie die erwähnten gegen den früheren Erzbischof von Washington (2000-2006) sowie zusätzlich die Rücknahme von dessen Kardinalstitel verfügte Franziskus vor einigen Wochen.

Zu diesem Zeitpunkt wurden öffentlich Vorwürfe bekannt, McCarrick habe in früheren Jahren zu jungen Seminaristen sexuelle Beziehungen gehabt. Zudem soll der Geistliche Minderjährige missbraucht haben.

Missbrauch melden

Im Einsatz gegen Missbrauch hat Papst Franziskus die Gläubigen erneut aufgefordert, ihren Teil zur Bekämpfung beizutragen.

«Wenn jemand etwas sieht oder hört, muss er sofort etwas sagen», sagte der Papst auf dem Rückflug von seinem zweitägigen Irland-Besuch am späten Sonntagabend. Man solle sich aber an jemanden wenden, der kompetent sei, entsprechende Untersuchungen anzustellen, also an staatliche Behörden oder kirchlicherseits an einen Bischof.

Der Fall Barbarin

«Das ist es, was das Volk Gottes tun kann», so Franziskus. Gefragt worden war er nach einer Bemerkung in seinem «Brief an das Volk Gottes» vom vergangenen Montag. Darin hatte er nicht nur Kleriker, sondern alle Katholiken weltweit gegen Missbrauch in die Pflicht genommen.

Daraufhin hatte ein französischer Priester eine Online-Petition für einen Rücktritt des Lyoner Kardinals Philippe Barbarin gestartet. Die Initiative ist von einem an Barbarin gerichteten Schreiben begleitet und hat binnen weniger Tage mehr als 90.000 Unterzeichner gefunden.

Barbarin wird Nichtanzeige sexueller Übergriffe vorgeworfen. Er wurde 2017 vor Gericht angehört; die Hauptverhandlung ist nach mehreren Verschiebungen nun für Oktober anberaumt.

Vorbild für Missbrauchs-Aufarbeitung

Papst Franziskus hat den Umgang der irischen Bischöfe mit dem Missbrauchsskandal gelobt. Die «Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit», mit der sich die Kirche diesem schmerzhaften Kapitel stelle wolle, könnten «ein Vorbild und einen Aufruf für die gesamte Gesellschaft» sein, sagte der Papst bei einer nichtöffentlichen Begegnung mit den Bischöfen zum Abschluss seines zweitägigen Irlandbesuchs am Sonntag in Dublin.

Er attestierte den Bischöfen laut dem vom Vatikan verbreiteten Redeskript, sie seien in den vergangenen Jahren «entschieden vorgegangen», um «Wege der Reinigung und Versöhnung mit den Opfern einzuschlagen» und mit der katholischen Kinderschutzbehörde NBSC Regeln für die Prävention aufzustellen. Zugleich betonte er, die Kirche müsse mit Ehrlichkeit und Mut frühere Fehler beim Schutz (kna)

Carlo Maria Vigano | © KNA
27. August 2018 | 11:08
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