Papst Franziskus an der Ministrantenwallfahrt in Rom, 2018
Vatikan

Papst Franziskus kritisiert vor Jugendlichen die Selbstbezogenheit

Rom, 12.8.18 (kath.ch) Papst Franziskus hat Selbstbezogenheit und Klerikalismus – der auch ein Problem vieler Laien sei –als Ursache vieler Probleme in der katholischen Kirche ausgemacht. Wenn der Glaube nicht im Alltag gelebt werde, verkomme die Botschaft Jesu zu «Schall und Rauch», sagte das Kirchenoberhaupt am Samstagabend vor rund 70’000 jungen italienischen Pilgern in Rom. Dafür gab es Applaus bei der abendlichen Begegnung im gut gefüllten Circus Maximus.

Der Papst antwortete damit auf die Frage eines Jugendlichen, der gesagt hatte, viele Skandale und «häufig überflüssiger Prunk» machten die Kirche für viele junge Leute unglaubwürdig. Er wollte wissen, wie dies zu erklären sei.

Fragerunde mit dem Papst

Weitere Jugendliche befragten Franziskus bei der Begegnung mit Fragerunde und anschliessendem Abendgebet über den Sinn des Lebens, die Bedeutung von Träumen sowie Lebens- und Glaubensentscheidungen. Dies ist zentrales Thema der Bischofssynode, die im Herbst im Vatikan stattfindet (3. bis 28. Oktober). Sie steht unter dem Motto: «Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung». An der zweitägigen Pilgerfahrt zur Vorbereitung auf die Synode beteiligten sich laut Vatikan junge Leute aus 195 italienischen Diözesen; sie wurden von gut 120 Bischöfen begleitet.

In einer Ansprache rief Franziskus die jungen Leute zum Ende des Abends erneut auf, etwas zu riskieren, «um wie Jesus das Reich Gottes zu träumen und zu verwirklichen». Er forderte Einsatz für eine «brüderlichere Menschlichkeit» und verurteilte erneut Vorurteile und Verschlossenheit. «Die Kirche braucht euren Schwung, den euer Organisationen, eures Glaubens», so der Papst.

Träume verwirklichen

In seiner Antwort zum Thema Träume sagte er zuvor, zur Verwirklichung sei immer auch der Heilige Geist nötig. Sonst könnten die Menschen Trugbildern oder Allmachtsvorstellungen erliegen. Drogen seien kein Mittel, um «schöne Träume» zu haben, sondern zerstörten das Leben.

Mut zu «wahrer Liebe»

Junge Paare mahnte der Papst, gut zwischen «wahrer Liebe» oder «blosser Schwärmerei» zu entscheiden. Er warb in seiner Antwort auf eine Frage zu Lebensentscheidungen für eine katholische Ehe, Treue und ein Familienleben mit Kindern, auch wenn diese Entscheidung bisweilen Mut erfordere.

Gegen 21 Uhr verabschiedete sich der Papst mit einem «Buonanotte». Am Sonntagmorgen versammeln sich die Teilnehmer auf dem Petersplatz zu einer Messe mit dem Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti. Anschliessend will Papst Franziskus ein Kreuz und eine Marienstatue segnen, die die jungen italienischen Katholiken auf ihrem Weg zum Weltjugendtag im Januar in Panama begleiten. (cic)

Papst Franziskus an der Ministrantenwallfahrt in Rom, 2018 | © Vera Rüttimann
12. August 2018 | 09:55
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