Papst Franziskus spricht mit Journalisten auf dem Weg von Lissabon zurück nach Rom; nach Abschluss des Weltjugendtags am 6. August 2023.
Vatikan

Papst Franziskus: Konservatismus ist selbstmörderische Haltung

In einem Interview bezeichnet Papst Franziskus das Geschäft mit der Leihmutterschaft als «sehr hart». Ein alternativer Weg sei die Adoption. Die Segnung von homosexuellen Verbindungen sei gegen das Gesetz der Kirche, so Franziskus. Auch äussert er sich zum Gaza-Krieg.

Papst Franziskus sieht in Adoption eine Alternative zu Leihmutterschaft. In einem Interview der vom amerikanischen TV-Sender CBS am Sonntagabend (Ortszeit) ausgestrahlten Sendung «60 minutes» verurteilte er insbesondere das Geschäft mit der Leihmutterschaft. Der Papst bezeichnete dies als «sehr hart» und «sehr schwer». Eine alternativer Weg dazu sei die Adoption. «Ich würde sagen, dass man in jedem Fall die Situation genau abwägen muss, medizinisch und dann moralisch», so Franziskus.

Würde des Kindes verletzt

Kurz vor Aufzeichnung des Interviews am 24. April im Vatikan hatte die katholische Glaubensbehörde ein Dokument zum Thema Menschenwürde veröffentlicht. Darin unterstreicht die Kirche ihre ablehnende Haltung zu Leihmutterschaft, weil diese Praxis sowohl die Würde des Kindes als auch die der Frau, die ein Kind im Auftrag anderer austrage, verletze. Das kontrovers diskutierte Vatikan-Dokument zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften vom letzten Dezember war ebenfalls Gegenstand des Gesprächs.

Ein homosexuelles Paar wird im Gottesdienst gesegnet.
Ein homosexuelles Paar wird im Gottesdienst gesegnet.

Hierzu betonte Franziskus erneut, dass er nicht die Segnung der Verbindung als solche erlaubt habe, sondern die der Einzelpersonen in besagten Beziehungen. «Eine homosexuelle Verbindung zu segnen ist gegen das Gesetz, das Naturgesetz, das Gesetz der Kirche», so der Papst. «Aber jeden Menschen zu segnen, warum nicht? Der Segen gilt für alle.» Insbesondere konservative Katholiken hatten das Dokument scharf kritisiert – wie auch andere seelsorgerische Vorstösse des Papstes.

Antisemitismus ist schlechte Ideologie

Als «selbstmörderische Haltung» bezeichnete Franziskus nun den Konservatismus in der katholischen Kirche. Es sei eine Sache, die Tradition, die Situationen von gestern zu berücksichtigen, aber eine andere, sich in einem «dogmatischen Viereck» zu verschliessen. Über innerkirchliche Diskussionen hinaus, äusserte sich der Papst auch zum aktuellen Nahost-Krieg und wachsendem Antisemitismus. Diesen bezeichnete Franziskus als eine schlechte Ideologie. Man könne alles kritisieren, auch die Regierungen Israels und Palästinas, aber man dürfe dabei nicht rassistisch werden, betonte der 87-Jährige.

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Trotz vieler Kriege und Konflikte zeigte sich das katholische Kirchenoberhaupt dennoch optimistisch. Man sehe Tragödien, aber auch so viele schöne Dinge. «Die Menschen wollen leben. Die Menschen bewegen sich vorwärts. Und die Menschen sind im Grunde gut», so Franziskus. Das gebe ihm eine Menge Hoffnung. (cic)


Papst Franziskus spricht mit Journalisten auf dem Weg von Lissabon zurück nach Rom; nach Abschluss des Weltjugendtags am 6. August 2023. | © KNA
20. Mai 2024 | 15:02
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