Papst fordert stärkere Öffnung der Kirche für die Welt

Rom, 8.12.15 (kath.ch) Papst Franziskus hat zu Beginn des Heiligen Jahres zu einer weiteren Öffnung der katholischen Kirche für die Welt im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgerufen. Der «missionarische Impuls» des Konzils müsse «mit derselben Kraft und derselben Begeisterung» wie vor fünfzig Jahren wieder aufgenommen werden, sagte der Papst am Dienstag, 8. Dezember, im Eröffnungsgottesdienst auf dem Petersplatz.

Das Heilige Jahr verpflichte dazu, «die aus dem Zweiten Vatikanischen Konzil hervorgegangene Mentalität des barmherzigen Samariters nicht zu vernachlässigen», so Franziskus, und sagte weiter: «Wenn wir heute durch die Heilige Pforte gehen, wollen wir auch an eine andere Pforte denken: an die Tür, welche die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils vor fünfzig Jahren zur Welt hin aufgestossen haben.» Das Heilige Jahr «fordert uns zu dieser Öffnung heraus».

Die Eröffnung des Heiligen Jahres fiel mit dem 50. Jahrestag des Konzilsendes, am 8. Dezember 1965, zusammen. Während des Gottesdienstes öffnet der Papst die Heilige Pforte des Petersdoms. Dieses Ritual steht traditionell am Beginn eines Heiligen Jahrs.

Konzil führte Kirche aus der «Dürre»

Das Zweite Vatikanische Konzil bedeute einen «grossen Fortschritt» im Glauben, erklärte Franziskus. Es sei ein «neuer Aufbruch gewesen, um auf jeden Menschen dort zuzugehen, wo er lebt: in seiner Stadt, in seinem Haus, am Arbeitsplatz… Wo auch immer er sich befindet, da muss die Kirche ihn erreichen, um ihm die Freude des Evangeliums zu bringen». Damals habe es eine «wirkliche Begegnung zwischen der Kirche und den Menschen unserer Zeit» gegeben. Dadurch sei die Kirche aus der «Dürre» herausgeführt worden, «die sie viele Jahre lang in sich selbst verschlossen gehalten hatte». (cic)

Bericht zur Eröffnung des Heiligen Jahres

Öffnung Heilige Pforte am 8.12.2015 | © 2015 Printscreen CTV/Radio Vaticana
8. Dezember 2015 | 12:16
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Heilige Pforte

Ein Heiliges Jahr beginnt traditionell mit der Öffnung der Heiligen Pforte durch den Papst in Rom. Diese Tür wird nur in einem Heiligen Jahr geöffnet und bleibt sonst zugemauert. Seit 1499 ist die Öffnung nach drei Hammerschlägen verbürgt. Dahinter steht eine theologische Aussage: Das Durchschreiten der Heiligen Pforte symbolisiert den Übergang von der Schuld zur Gnade. Die Öffnung der Heiligen Pforte soll deutlich machen, dass den Gläubigen in diesem Jahr ein besonderer Weg für ihr Seelenheil offensteht.

Der Brauch erinnert an die frühchristliche Praxis, wonach Neu-Christen die Kirchenschwelle erst nach Erfüllung der Aufnahmebedingungen überschreiten durften, schwere Sünder erst nach Sühne ihrer Schuld. Jesus selbst benutzt im Johannes-Evangelium die Tür als Bild, um seine Rolle zu beschreiben: «Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden», heisst es dort.

Die gut dreieinhalb Meter hohe Heilige Pforte des Petersdoms wurde für das Heilige Jahr 1950 neu geschaffen und ist ein Geschenk aus der Schweiz. Das Bistum Basel stiftete sie zum Goldenen Priesterjubiläum von Papst Pius XII. (kna)