Misshandelte Puppe kann auf Missbrauch hinweisen
International

Opferverband will Reaktion der Jesuiten auf Missbrauchsgutachten

Berlin/Hildesheim, 9.11.17 (kath.ch) Nach der Veröffentlichung des Gutachtens zu sexuellen Missbrauchsfällen im deutschen Bistum Hildesheim hat die Opferinitiative Eckiger Tisch Bonn den Jesuitenorden zu einer öffentlichen Stellungnahme aufgefordert.

Das Gutachten thematisiere die Verantwortlichkeit und das historische Fehlverhalten des Ordens, heisst es in einem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Offenen Brief an die Deutsche Jesuitenprovinz in München. Eine umfassende Stellungnahme sehe man daher als «zwingend geboten».

Das Mitte Oktober in Hildesheim vorgestellte Gutachten des Münchner Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) hatte sowohl dem Bistum Hildesheim als auch dem Jesuitenorden «katastrophale Fahrlässigkeit» im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen den pensionierten Priester Peter R. vorgeworfen. Die Jesuiten hätten lange wissentlich in Kauf genommen, dass Minderjährige durch den Priester gefährdet worden seien, kritisiert der Eckige Tisch.

Missbrauch im Berliner Jesuitengymnasium

R. soll in den 70er- und 80er Jahren mindestens 100 Kinder am Berliner Jesuitengymnasium Canisius-Kolleg missbraucht haben. Von 1982 bis 2003 war er als Seelsorger im Bistum Hildesheim tätig, wo 1989 erste Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Das Bekanntwerden der Fälle am Canisius-Kolleg im Jahr 2010 löste den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche mit aus.

In ihrem Offenen Brief fragen die Vertreter des Eckigen Tischs Bonn unter anderem, welche Aufarbeitung im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen im Jesuitenorden seit 2010 geleistet worden sei. Bei den Jesuiten war am Mittwoch niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Der ehemalige Provinzial der norddeutschen Jesuitenprovinz, Alfons Höfer, in dessen Amtszeit die Missbrauchsfälle im Bistum Hildesheim fallen, hatte bereits 2010 öffentlich erklärt, dass er die Missbrauchsopfer zu wenig im Blick gehabt habe. (kna)

Misshandelte Puppe kann auf Missbrauch hinweisen | © pixabay.com CC0
9. November 2017 | 12:13
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