Trauer
Schweiz

Opfer von sexuellem Missbrauch planen zum Papstbesuch Aktionen in Genf

Genf, 20.6.18 (kath.ch) Opfervertreter fordern Papst Franziskus am Donnerstag in Genf zu Änderungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch auf. Mitglieder der vor kurzem gegründeten Organisation «Ending Clergy Abuse» (Missbrauch durch Kleriker beenden, ECA) verteilen dazu beim Ökumeinschen Rat der Kirchen (ÖRK) und bei den Palexpo-Hallen Flyer. Dies teilte die Westschweizer Gruppe Sapec, Partner von ECA, am Mittwoch mit.

«Machen Sie Nulltoleranz zu einem universellen Kirchengesetz», lautet eine von sieben Aufforderungen auf einem Flyer, der kath.ch vorliegt. Er wird am Donnerstag in Genf in der Nähe all jener Stationen, an denen Papst Franziskus bei seinem Besuch sein wird, verteilt werden, wie Jacques Nuoffer, Mitglied von Sapec, gegenüber kath.ch sagte.

Papst soll anderen Kirchen ein Beispiel geben.

Durch ihre Anwesenheit wollen die Opfervertreter den Papst auffordern, sein Treffen mit dem ÖRK dazu zu nutzen, «konkrete Reformen einzuleiten, um die andauernde Vertuschung durch Verantwortliche der Kirchen weltweit» zu beenden, so die Mitteilung. Papst Franziskus soll anderen Kirchen ein Beispiel geben, «indem er die Überlebenden anhört, ihnen Gerechtigkeit widerfahren lässt und Kinder besser schützt».

Archive der Bistümer öffnen

Auf dem Flyer verlangen die Opfervertreter zudem, dass der Papst die Archive der Bistümer für Recherchen öffnet «und die Namen der 3400 vom Vatikan zwischen 2004 und 2013 verurteilten Geistlichen» zugänglich macht. Des Weiteren fordern sie die Einrichtung einer internationalen Untersuchungs- und Justizkommission. Diese soll aus unabhängigen Personen bestehen und Opfern vor allem aus Afrika, Asien, der Karibik und Lateinamerika ermöglichen, Anerkennung und Entschädigung zu bekommen.

Aktivisten sind mit Transparenten vor Ort.

Gemäss Mitteilung werden die Aktivisten am Donnerstag in Genf mit Transparenten an allen Orten präsent sein, wo auch Papst Franziskus auftreten wird: vor dem Gebäude des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), vor den Fahnen der Uno sowie bei den Palexpo-Hallen.

Peter Saunders Gründungsmitglied

ECA wurde Anfang Juni in Genf gegründet. Der NGO gehören Betroffene und Menschenrechtsaktivisten aus 15 Nationen an, unter anderem aus Deutschland, Polen, Spanien, Italien und den USA. Ein besonderes Anliegen sei es, die Kirche dazu zu bringen, entschieden gegen Bischöfe vorzugehen, die Missbrauch vertuscht haben und Täter decken, hiess es bei der Pressekonferenz vom 8. Juni, anlässlich der Gründung von ECA.

Prominentestes Gründungsmitglied von ECA ist Peter Saunders. Er war als Jugendlicher von zwei Priestern missbraucht worden und wurde 2016 nach öffentlicher Kritik an der Aufklärungsarbeit der Kirche aus der päpstlichen Kinderschutzkommission ausgeschlossen.

Die Gruppe Sapec ist eine Westschweizer Anlaufstelle von und für Opfer von Missbrauch in der Kirche. Sie ist ein Partner von ECA, wie der Website von Sapec zu entnehmen ist. (sys)


 

Trauer | © pixabay.com CCO
20. Juni 2018 | 16:41
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