Kirche in Not-Feier in der Jesuitenkirche Luzern
Schweiz

Kirche in Not gedachte mit Nuntius Gullickson seines Gründers

Luzern, 22.1.17  (kath.ch) Das Hilfswerk «Kirche in Not» gedachte mit einem feierlichen Gottesdienst in der Luzerner Jesuitenkirche seines Gründers Pater Werenfried van Straaten. Gleichzeitig feierte das Werk sein 70-jähriges Bestehen. Hauptgast war der Apostolische Nuntius Thomas Gullickson.

Vera Rüttimann

Es ist ein feierlicher Anblick, als der apostolische Nuntius für die Schweiz und Liechtenstein, Erzbischof  Thomas Gullickson, gefolgt von Zeremoniant Pfarrer Hannes Weder, zwei Schweizergardisten und etlichen Konzelebranten unterschiedlicher Nationalitäten in die frisch restaurierte Jesuitenkirche einzieht.

Doch das Thema ist ernst: Weltweit werden Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt und getötet. Manch einem erscheinen vor dem inneren Auge auch Bilder, die aus der syrischen Stadt Aleppo tagtäglich kommen. Viele in den Bänken hier wissen: Hunderte Familien müssen in der ausgebombten Stadt täglich medizinisch gepflegt und mit warmem Essen versorgt werden, auch mit Hilfe von «Kirche in Not».

Bewegte Gründungsgeschichte

Während der Jodelclub Männertreu Oberath seine vielstimmigen Melodien ausführt, geht manch einem die bewegte Gründungsgeschichte von «Kirche in Not» durch den Kopf: Das internationale Hilfswerk, das seit 1966 in der Schweiz vertreten ist und seinen Sitz in Luzern hat, wurde 1947 vom holländischen Prämonstratenser, Pater Werenfried van Straaten (1913-2003) gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte er Hilfe für deutsche Flüchtlinge. Später setzte sich das Hilfswerk für die katholische Kirche hinter dem «Eisernen Vorhang» ein.

Der Nuntius spricht voller Bewunderung von den Mitarbeitern des Hilfswerkes, «die in die Regionen reisen, wo die Menschen leiden.» Schon als Päpstlicher Gesandter in der Ukraine sei er begeistert gewesen von der Arbeit von «Kirche in Not».

Kritische Anmerkungen

Kritische Töne kommen von Gullickson allerdings über das Spendenwesen und die inhaltlichen Abhängigkeiten, die damit oftmals einhergehen würden: «Ich möchte betonen, dass es einen grossen Unterschied gibt zwischen Werken, die für ihre Finanzierung mit anderen Institutionen zusammenarbeiten, oftmals mit nichtkatholischen Organisationen, und solchen Werken wie Kirche in Not, die von der Grosszügigkeit vor allem der einfachen Katholiken abhängen.»

Thomas Gullickson beobachtet, dass Hilfswerke wie Renovabis und Caritas aufgrund der Herkunft der materiellen Ressourcen «leider öfter auf die Finanzierung einiger spezifisch katholischer Projekte verzichten müssen»-

Schlaglicht auf verfolgte Christen

Der gut besuchte Gottesdienst mit dem Nuntius wirft ein Schlaglicht auf die unzähligen Christen, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. In Ländern mit autoritärem Regime wie China und Turkmenistan oder Irak: Seit Jahren berichten irakische Christen von Übergriffen, von angezündeten Kirchen und von Priestern, die umgebracht werden. Wer kann, der flieht.

Wer mit Priestern spricht, die schon einmal bei einem Einsatz in einem Kriegsgebiet tätig waren, erkennt: Ob in Syrien oder im Irak, der Weggang der Christen aus ihrer Heimat hat meist schwerwiegende Folgen. Nicht nur drohen jahrhundertealte Gebräuche und Sprachen der orientalischen Christen verloren zu gehen, auch die christlichen Gemeinden bluten durch den Aderlass aus.

Wie «Kirche in Not» hilft

All die Zeugnisse an diesem Tag geben auch Einblick über die Arbeitsweise von «Kirche in Not». Das katholische Hilfswerk spendet jährlich Geld für mehr als 6000 Projekte in mehr als 140 Ländern, welche von der Kirche vor Ort betreut werden. Unter anderem werden Transportmittel bereitgestellt, Kirchenbauten finanziert, Priester und Ordensleute ausgebildet, Ordensschwestern finanziell unterstützt sowie religiöse Literatur wie die Bibel gedruckt und verteilt.

«Kirche in Not», deren internationale Hauptzentrale in Königstein in Taunus liegt, erfährt nach wie vor grosse Spendenbereitschaft. 2015 waren es laut ihrem Jahresbericht 124 Millionen Euro. «So viel wie nie», wie Informationsbeauftragte Lucia Wicki-Rensch betont. Deutlich zugenommen hat der Anteil der Gelder, die das katholische Hilfswerk für Projekte im Nahen und Mittleren Osten einsetzen kann. Grund dafür sind die massenhafte Vertreibung von Christen durch den IS und die daraus folgenden Flüchtlingsströme. An der Spitze der Empfängerländer steht der Irak.

Ein Beispiel

Besonders, das hört man aus den Gesprächen während des anschliessenden Mittagessens heraus, freut man sich über Geschichten wie jener aus der irakischen Stadt Karakosch, die im letzten Oktober von den IS-Terroristen befreit wurde. Die Freude über diesen glücklichen Ausgang ist besonders unter den Christen riesig. Auch dieses Projekt freut die Spender: Seit Dezember 2015 gibt die melkitische griechisch-katholische Kirche im libanesischen Zahlé täglich 750 warme Mahlzeiten an Strassenkinder, syrische Flüchtlinge oder Arme ab. «Kirche in Not (ACN)» verlängert die Hilfe für weitere 6 Monate.

2000-jährige Präsenz gefährdet

Im Jubiläumsjahr von «Kirche in Not» wird die Kampagnentätigkeit deutlich intensiviert. So führt das Hilfswerk diesen September eine Wallfahrt zum portugiesischen Pilgerort Fatima durch. Ob es in den kommenden Monaten zu einer so publikumswirksamen Aktion des Hilfswerkes kommt wie bei der Aktion im letzten November in London, die den Titel «Red Wednesday» trug, ist offen. Damals wurden die wichtigsten religiösen Gebäude Londons in rotes Licht getaucht.

Viel wichtiger als solche Events sind den Engagierten von «Kirche in Not», dass ihre Hilfe bei denen ankommt, die sie existentiell brauchen, gerade jetzt im Winter. Nationaldirektor Jan Probst sagt beim Bankett, dass von den Spendengeldern immer mehr in die Flüchtlingshilfe gehe. Für ihn schliesst sich damit ein Kreis: «Das Hilfswerk, das vor 70 Jahren zur Unterstützung der nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Ostgebieten vertriebenen Christen gegründet wurde, dieses Hilfswerk hilft heute jenen Mitchristen, deren Zukunft im Nahen Osten nach fast 2000-jähriger Präsenz akut gefährdet ist.»

Download: Predigt von Nuntius (Quelle: Radio Maria)

Download: Ansprache nach der Messe (Quelle: Radio Maria)

Kirche in Not-Feier in der Jesuitenkirche Luzern | © Vera Rüttimann
22. Januar 2017 | 18:45
Lesezeit: ca. 3 Min.
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