Andächtige Stimmung an der Nacht der Lichter: Viele kamen schon 1h früher
Schweiz

Nacht der Lichter im Grossmünster Zürich

Die 20. Nacht der Lichter im Grossmünster Zürich war ein Publikumsmagnet. Mehr als 1000 Menschen fanden den Weg in die Kirche. Die Sehnsucht nach Frieden dominierte den Anlass, an dem auch viele junge Menschen teilnahmen.

Sabine Zgraggen

Es war die 20. Nacht der Lichter im Grossmünster Zürich und die Menschen strömten nur so herbei. Bereits eine Stunde vor Beginn waren die Kirchenbänke gut besetzt. Wer eine halbe Stunde vorher eintraf, musste bereits auf die Empore ausweichen, so erging es auch Generalvikar Luis Varandas. Ab 18:30 spielte sich das Orchester unter der Leitung von Daniel Schmid mit den bekannten Taizé Liedern ein, wodurch sofort eine besinnliche Stimmung aufkam und mitgesungen wurde.

Seltenes Bild: Das Grossmünster war bis auf den letzten Platz belegt.
Seltenes Bild: Das Grossmünster war bis auf den letzten Platz belegt.

Pfarrer des Grossmünsters, Christoph Sigrist, eröffnete den lichtvollen Anlass in diesem Jahr mit den treffenden Worten: «Wir haben Angst, wir haben Schiss, das führt uns zusammen». Das liturgische Team bestand an diesem Abend neben dem Grossmünster Pfarrer noch aus Norbert Nagy, dem Leiter vom jenseits im Viadukt und Eveline Husmann von «Katholisch Stadt Zürich». Der christkatholische Vertreter, Lars Simpson, hatte einen anderen Anlass, sendete aber die Firmlinge seiner Pfarrei. 

Die Liturgen Norbert Nagy und Christoph Sigrist knien vor dem Kreuz nieder
Die Liturgen Norbert Nagy und Christoph Sigrist knien vor dem Kreuz nieder

Die grösste Herausforderung und der vielleicht bewegendste Moment für die tausend Anwesenden, waren die satten 10 Minuten Stille, die nach etwa dreissig Minuten eingeleitet wurden. Einander fremde Menschen verbinden sich im gemeinsamen Schweigen und umrahmt von Kerzenschein. Von den Liturgen wurde dazu aufgefordert, die «Stimme Gottes neu zu hören». Darauf zu achten, was «Er» uns sagen möchte.

Christkatholische Firmanden tragen das Kreuz zur Verehrung herunter.
Christkatholische Firmanden tragen das Kreuz zur Verehrung herunter.

Diese dichten Momente wurden noch zugespitzt, indem Jugendliche das Taizé-Kreuz aus dem Altarraum die Treppen heruntertrugen. Mit Respekt legten sie es nieder. Im Anschluss standen als erstes die Liturgen auf. Wie ich später hörte, war es nicht geplant, dass sie niederknien. Doch die Sehnsucht nach Frieden, die Sorge um die Menschen in den Kriegen bewegen stark.

Das Kreuz von Taizé - die Nacht der Lichter ist verbunden mit der Taizé-Bewegung
Das Kreuz von Taizé - die Nacht der Lichter ist verbunden mit der Taizé-Bewegung

In Prozessionen kamen danach die Menschen aus ihren Bänken nach vorne, um individuell ein Zeichen der Verehrung zu geben. Einige knieten ebenfalls, andere standen lange vor den Lichterreihen. Viele beteten sehr andächtig.

Zwei Jugendliche an der Nacht der Lichter im Grossmünster Zürich.
Zwei Jugendliche an der Nacht der Lichter im Grossmünster Zürich.

Worte erhielten an diesem Abend weniger Macht. Das Evangelium wurde verkündet, das Vater Unser gebetet, Fürbitten vorgetragen, doch die Wogen der sich wiederholenden Lieder wie «Nada de Turbe» oder das Bruder Klaus Lied, trugen einen fort. Die Musik öffnete die Herzen. Besonders auch jüngere Menschen standen vorne bei den Kerzen, die zusätzlich aufgestellt werden konnten.

Das Grossmünster in Zürich
Das Grossmünster in Zürich

Nach einer Stunde und 15 Minuten, um 20.15 Uhr, gab es den aaronitischen Schlusssegen aus dem Alten Testament:

Der Herr segne dich und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

– 4. Mose 6, 24-26

Jugendliche tragen Fürbitten vor: Die Sehnsucht nach Frieden ist gross.
Jugendliche tragen Fürbitten vor: Die Sehnsucht nach Frieden ist gross.

Wer wollte, konnte noch bis 22 Uhr weiter singen oder draussen Punch trinken. Die Nacht wurde auf jeden Fall von innen heraus erhellt.


Andächtige Stimmung an der Nacht der Lichter: Viele kamen schon 1h früher | © Sabine Zgraggen
19. November 2023 | 14:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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