Nachbau der Arche Noah schippert doch nicht nach Rio

Krimpen aan den Ijssel, 27.6.16 (kath.ch) Der Schweizer Bertrand Piccard ist mit seinem Solarflugzeug erfolgreich über den Pazifik und den Atlantik geflogen. Der Niederländer Johan Huibers wollte mit einer mächtigen Arche Noah über den Atlantik an die Olympischen Spieler nach Rio. Doch daraus wird nichts.

Norbert Demuth

Gewisse Zweifel gab es angesichts der Kühnheit des Vorhabens offenbar von Anfang an. Mit einem riesigen, «originalgetreuen» Nachbau der Arche Noah wollte der Niederländer Johan Huibers im Sommer über den Atlantik zu den Olympischen Spielen in Rio fahren. Als «unglaubliches Unternehmen» hatte er es Anfang Mai angekündigt.

Doch nun fällt das Grossprojekt ins Wasser. «Wir haben beschlossen, die Reise abzusagen», sagte Huibers jetzt auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Krimpen aan den Ijssel.

Dort, an dem Fluss Ijssel in der niederländischen Provinz Südholland, ist die Arche derzeit stationiert: Sie ist 125 Meter lang, also länger als ein Fußballfeld, 23 Meter hoch und 29 Meter breit. Das Schiff fasst Huibers Angaben zufolge 5.000 Menschen, es hat 5 Stockwerke und wiegt 2.500 Tonnen.

«Die finanzielle Situation in Brasilien»

Die Reise über rund 9.000 Kilometer sollte eigentlich im Internet per Livestream übertragen werden. Doch dazu wird es nun nicht kommen. Als Grund für die Absage der spektakulären Überfahrt nannte Huibers «die finanzielle Situation in Brasilien». Er befürchte, dass das riesige Holzschiff von der brasilianischen Regierung «konfisziert» werde.

Möglicherweise könnten bei Huibers Entscheidung aber auch eigene Finanzierungsschwierigkeiten mitgespielt haben. Die etwa eine Million Euro teure Reise sollte unter anderem durch Spenden bestritten werden. Huibers sagte, dass er das Geld noch nicht in Gänze zusammen habe.

Umfangreiche Finanzierung

Die von Huibers gegründete Stiftung, die Ark of Noah Foundation mit Sitz in Pasadena im US-Bundesstaat Kalifornien, hatte bereits darauf hingewiesen, dass das Vorhaben sehr komplex sei: «Es hängt nicht nur von Spenden ab, sondern ist nur möglich durch Partnerschaften und immense Koordinierung mit Radio- und Fernsehstationen und viele unterstützende Sponsoren in Brasilien.»

Zudem sei die «Billigung» durch lokale Organisationen, Unternehmen und Politiker nötig. Dass dies ein Knackpunkt werden könnte, war der Stiftung schon vor Wochen klar: «Betet für offene Türen», rief sie ihre Anhänger auf. «Betet für jeden Aspekt dieses grossen Unternehmens, das Evangelium nach Brasilien und dann in die Welt zu bringen.»

Doch der missionarisch denkende und in evangelikalem Stil formulierende Huibers traf nun offenbar auf ein nicht sehr aufnahmewilliges Land. Die Regierung sei ihm nicht wohlgesonnen, betonte er. Brasilien gilt kurz vor den Olympischen Spielen als ein Staat, in dem politisches und finanzielles Chaos herrschen. Die Krise des in punkto Kreditwürdigkeit auf «Ramsch»-Status herabgestuften südamerikanischen Landes gilt als vergleichbar mit der von Griechenland.

Keine Angst vor Stürmen und Riesenwellen

Huibers machte nach der Stornierung der Reise aus seinem Schock keinen Hehl: «Wir sind alle sehr enttäuscht», sagte der gelernte Zimmermann und Bauunternehmer. Für die Überquerung des Atlantischen Ozeans sollte das Bibelschiff auf einen Schleppkahn montiert werden. Auf die Frage, ob er bei der Fahrt nicht Stürme oder Riesenwellen gefürchtet hätte, antwortete Huibers: «Nein, das wäre kein Problem gewesen.»

Während der Olympischen Sommerspiele vom 5. bis 21. August hätte die Arche zunächst an mehreren Hafenstädten in Brasilien andocken und dann auch Montevideo, Buenos Aires, Havanna, Panama, San Diego, Long Beach, San Francisco und Seattle anlaufen sollen. Doch daraus wird nun nichts. Die «Arche Johans» sollte zwar anders als ihr biblisches Vorbild keine Sintflut, sondern «nur» den Atlantischen Ozean bezwingen. Das Unternehmen bleibt aber bis auf weiteres ein mythisches Vorhaben, das den Realitäten des Jahres 2016 schlicht nicht stand hält. (kna)

Die Arche Noah in einem Kirchenfenster | © Dieter Schütz / pixelio.de
27. Juni 2016 | 17:00
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