Sexueller Übergriff.
Schweiz

Nach Enthüllung gibt umstrittener Kandidat fürs Pfarramt auf

Riehen BS, 16.1.19 (kath.ch) Wenige Tage nach seinem Auftritt an einer Info-Veranstaltung zieht der umstrittene Seelsorger Stefan Küng seine Kandidatur für das Pfarramt in Riehen zurück. Dies meldete das Regionaljournal von SRF 1 am Dienstag. Gleichentags hatte die «BZ Basellandschaftliche Zeitung» Details zum sexuellen Übergriff des Priesters publik gemacht. Der Sprecher des Bistums Basel sagte, die Kirche habe für den Resozialisierungsversuch «imagemässig einen hohen Preis bezahlt».

Das Regionaljournal Basel/Baselland von SRF 1 bezieht sich auf eine Medienmitteilung, die Stefan Suter, der Präsident der Riehener Pfarrwahlkommission, am späten Dienstagnachmittag verschickt habe. Darin heisse es, der umstrittene Seelsorger werde sich den Mitgliedern der St. Franziskus-Gemeinde von Riehen nicht zur Pfarrwahl stellen.

«Die psychische Belastung hat ein Ausmass angenommen, welches ohne Inkaufnahme einer gesundheitlichen Schädigung nicht mehr verkraftbar ist», zitiert das Radio schriftlich auf der SRF-Webseite.

Fakten verschwiegen

Zuvor waren neue Details zur Vorstrafe von Stefan Küng publik geworden. Die «BZ Basellandschaftliche Zeitung» hatte Einsicht in den Strafbefehl erhalten und beschrieb die Handlungen des Mannes in ihrer Dienstagsausgabe ausführlich. Küng, damals Pfarrer in Aadorf im Thurgau, hatte einem 15-jährigen Jugendlichen nicht bloss die Füsse massiert. Er habe ihm zudem unter das T-Shirt gegriffen, ihn am Oberkörper gestreichelt und ihm einen Kuss auf den Nacken gegeben, so das Regionaljournal Basel, das ebenfalls Einsicht in den Strafbefehl hat.

Am Informationsabend vom 10. Januar in Riehen verschwiegen der Seelsorger und der Präsident der Pfarrwahlkommission diese Details. Suter betonte im Gegenteil, bei der sexuellen Handlung habe es sich nur um eine Fussmassage gehandelt. Die beiden weigerten sich, den Strafbefehl vorzulesen. Einige der anwesenden Kirchgemeindemitglieder hatten dies verlangt.

Bischof strebte «gerechten» Entscheid an

Der Basler Bischof Felix Gmür hatte Ende Juli vergangenen Jahres nach einer langen Zeit der Reflexion der Wahl durch die örtliche Pfarrwahlkommission zugestimmt. Sowohl der Kommission als auch dem Bischof war die Vorgeschichte des Geistlichen bekannt.

Aus Sicht von Hansruedi Huber, dem Sprecher des Bistum Basel, hat die Kirche für den Resozialisierungsversuch «imagemässig einen hohen Preis bezahlt», wie er am Mittwoch auf Anfrage gegenüber kath.ch sagte. Der Bischof habe einen «gerechten» Entscheid angestrebt und nach Einsicht der Akten und Gutachten bewusst den schwierigeren Weg gewählt. Schliesslich sei für Gmür massgebend gewesen, dass die Wahl vor Ort demokratisch und damit öffentlich ablaufe. «Dies hat sich nun als richtig erwiesen», sagte Huber weiter und verwies auf die jüngste Entwicklung mit der Veröffentlichung von Details aus dem Strafbefehl.

«Eine Resozialisierung geht nur mit voller Transparenz.»

Huber hält es aber für einen entscheidenden Fehler, dass bei der am 10. Januar in Riehen durchgeführten Infoveranstaltung nicht alle Fragen beantwortet wurden. «Eine Resozialisierung geht nur mit voller Transparenz.» Aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen sei dies bis zum Zeitpunkt der Offenlegung des Strafbefehls durch den Staatsanwalt an die Medien nur dem Kandidaten selbst möglich gewesen.

Widerstand gegen «stille Wahl»

Über die Vorgeschichte des Seelsorgers hatten denn auch weder die Pfarrwahlkommission noch der Bischof informiert. Das Regionaljournal Basel/Baselland von SRF 1 deckte im September vergangenen Jahres auf, dass der Kandidat fürs Riehener Pfarramt wegen sexueller Handlungen mit einem Jugendlichen vorbestraft ist. In der Folge sammelten Mitglieder der Kirchgemeinde Unterschriften für eine Urnenwahl; damit sollte eine «stille Wahl» des Kandidaten verhindert werden. Die Urnenwahl hätte am 10. Februar stattgefunden. (bal)


Sexueller Übergriff. | © pixabay.com
16. Januar 2019 | 15:48
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