Daniel Anrig
Schweiz

Mysteriöses am Matterhorn: Ex-Kommandant der Schweizergarde spurlos verschwunden

Als Kommandant der Schweizergarde war er umstritten. Später wurde Daniel Anrig Gemeindeschreiber von Zermatt VS. Seit Tagen ist er spurlos verschwunden. «Wir wissen, dass er lebt», sagt die Gemeindepräsidentin. Die Schweizergarde schweigt.

Jacqueline Straub

Die Gemeinde Zermatt hat den Vertrag mit dem Gemeindeschreiber, Daniel Anrig, auf Ende des Jahres aufgelöst. Dennoch müsste er noch bis Ende Dezember bei der Arbeit erscheinen. Seit mehreren Tagen ist der ehemalige Kommandant der Schweizergarde aber spurlos verschwunden.

Daniel Anrig, Kommandant der Schweizergarde
Daniel Anrig, Kommandant der Schweizergarde

Die Walliser Kantonspolizei konnte ihn nicht in seiner Wohnung finden. E-Mails bleiben unbeantwortet, auch telefonisch ist er nicht erreichbar.

Die Zermatter Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser will sich gegenüber kath.ch nicht äussern. Sie sagt aber: «Wir wissen, dass er lebt.»

Keine weitere Suche

Die Walliser Kantonspolizei bestätigt, dass Daniel Anrig in seiner Wohnung gesucht worden war. Da keine Vermisstenmeldung vorliege, werde nicht weiter nach ihm gesucht. Auch werde ihm nichts Strafrechtliches vorgeworfen.

Matterhorn und Mauritiuskirche: Stefan Roth ist Pfarrer in Zermatt.
Matterhorn und Mauritiuskirche: Stefan Roth ist Pfarrer in Zermatt.

Stefan Roth, Pfarrer in Zermatt, hatte losen Kontakt mit Daniel Anrig: «Er war ein regelmässiger Kirchgänger.» Mehr könne er auch nicht sagen. Er war allerdings überrascht von der Nachricht, dass ein neuer Gemeindeschreiber gesucht werde.

Paul Martone, Pfarrer von Raron und Sprecher des Bistums Sitten
Paul Martone, Pfarrer von Raron und Sprecher des Bistums Sitten

Stefan Wyer ist Sprecher der Schweizergarde. Er will sich nicht zum Fall Daniel Anrig äussern. Auch der Walliser Tony Jossen-Vogel, der von 1984 bis 1986 Vize-Kommandant der Schweizergarde war, weiss nicht, wo er sich aufhält. Ebenso Paul Martone, Sprecher des Bistums Sitten, will sich zum Vorfall nicht äussern.

Wohnungsrenovation dank Spenden

Daniel Anrig wurde 2008 von Papst Benedikt XVI. als Kommandant der päpstlichen Schweizergarde ernannt. 2014 wurde er von Papst Franziskus entlassen.

Der «Blick» bezeichnete damals den ehemaligen Kommandanten als «Protz-Gardisten», der mit «harter Hand regiert und im Luxus» gelebt habe. So habe er seine Wohnung vergrössert und auch sein Büro renovieren lassen – unter anderem mit Spenden von «Katholisch Stadt Zürich». Die Boulevardzeitung zitierte einen Ex-Gardisten, der Anrig als «arrogant und überheblich» beschrieb.

Papst Franziskus verabschiedete am 30. Januar 2015 Daniel Anrig, Kommandant der Schweizergarde.
Papst Franziskus verabschiedete am 30. Januar 2015 Daniel Anrig, Kommandant der Schweizergarde.

Papst Franziskus soll Anrigs Lebens- und Führungsstil nicht gefallen und ihn deswegen abgesetzt haben. In einem Interview mit einer argentinischen Zeitung nahm Papst Franziskus Daniel Anrig allerdings in Schutz, wie die «NZZ» berichtete. Anlass seiner Entlassung war demnach nicht seine «überzogene Strenge», sondern ein «normaler Wechsel». 2015 erhielt Anrig eine Kaderstelle bei der Kantonspolizei Zürich.

Ein Fall, in dem Daniel Anrig negativ aufgefallen ist, ereignete sich 2006: Als ehemaliger Chef der Kriminalpolizei wurden bei einer Razzia in einer Asylunterkunft Asylsuchende gefesselt und ausgezogen. Es wurde ein Strafverfahren gegen ihn eröffnet, von dem er freigesprochen wurde.


Daniel Anrig | © Oliver Sittel
25. November 2022 | 16:20
Lesezeit: ca. 2 Min.
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