Bischof Paul Hinder, Apostolischer Vikar von Süd-Arabien
International

Mutter-Teresa-Schwestern bleiben in Jemen – Bischof Hinder verhandelt mit Behörden

Sanaa , 8.3.16 (kath.ch) Die Kongregation der «Missionarinnen der Nächstenliebe» will trotz des Mordanschlages vom vergangenen 4. März in Aden, bei dem 16 Menschen – darunter vier Mitglieder ihres Ordens – getötet worden waren, im Jemen bleiben. Der für das Gebiet zuständige Bischof, der aus der Schweiz stammende Kapuziner Paul Hinder, steht mit dem Behörden Jemens in Kontakt, um Entführte frei zu bekommen.

Die von Mutter Teresa gegründete Gemeinschaft erklärte am Wochenende in einer Stellungnahme, dass sie im Land bleiben werde. Man wolle weiterhin vor Ort den «Armen und Bedürftigen dienen», sei Mutter Teresa doch «stets in alle entlegenen Ecken der Welt, unabhängig von der dort herrschenden Situation», gegangen. Im Mutterhaus des Ordens in Kalkutta fand ein Trauergottesdienst für die ermordeten Mitschwestern statt.

«Sorge, Entsetzen und Trauer nach dem niederträchtigen Anschlag» brachten auch die indischen Bischöfe am Rande ihrer Vollversammlung in Bangalore zum Ausdruck. Eine der vier ermordeten Schwestern, Sr. Anselma, stammte aus der indischen Diözese Gumla im Unionsstaat Jharkhand. Die rund 180 versammelten Bischöfe beteten laut Angaben der vatikanischen Nachrichtenagentur «Fides» für die Opfer. Zugleich erklärten sie, «die in niederträchtiger Absicht verübten brutalen Anschläge» nähmen «uns nicht dem Mut bei unserem Dienst an Armen und Kranken».

Die indischen Kirchenführer wünschten zudem auch eine baldige Freilassung des aus dem indischen Bundesstaat Kerala stammenden Salesianerpaters Tom Uzhunnalil, der bei dem Attentat verschleppt wurde und sich noch in den Händen der Terroristen befindet.

Salesianer hoffen auf Freilassung

Seitens des Salesianerordens hofft man darauf, dass es für eine Freilassung des verschleppten Ordensbruders noch «viele Möglichkeiten» gibt, erklärte Francesco Cereda, Vikar des Salesianer-Generaloberen Angel Fernandez Artime, gegenüber dem Nachrichtenportal «ACI Prensa». Weiterhin sei der Grund für P. Uzhunnalils Verschleppung als Gefangener unbekannt, doch «hätten die Angreifer ihn töten wollen, so hätten sie ihn gemeinsam mit den anderen 16 umbringen können». Das indische Aussenministerium habe sich in die Ermittlungen eingeschaltet, angesichts der komplexen Situation Jemens stelle sich der Orden allerdings auf komplizierte Verhandlungen ein.

Die Salesianer Don Boscos sind seit 1997 in Jemen – in den Städten Sana, Aden, Holeida und Taiz – tätig. Die Ordensmänner sind die einzigen vor Ort verbliebenen katholischen Priester. In dem muslimischen Land betreuen sie vor allem die katholischen Immigranten aus Indien, den Philippinen und anderen Ländern, zudem unterstützen sie auch die Missionarinnen der Nächstenliebe bei deren Tätigkeit.

Kirche in einem gefährlichen Umfeld

Seit sich 2011 im sogenannten «Arabischen Frühling» das jemenitische Volk gegen Präsident Abdallah Saleh erhoben hatte, war die Situation für die katholische Kirche im Land deutlich schwieriger geworden. Eine erneute Verschärfung gibt es seit Ausbruch des Bürgerkriegs 2015, als zwei Gruppen die Regierung für sich beanspruchten, sowie durch die anhaltenden Anschläge der Terrorgruppen Al-Kaida und IS. Trotz eindringlichen Warnungen Indiens, das seine Botschaft im Land schloss, entschieden sich die Salesianer zum Verbleib im Land.

Bischof Hinder: Ganz Aden «unter Schock»

Der zuständige katholische Bischof Paul Hinder sagte im Gespräch mit der katholischen Missionsnachrichtenagentur «AsiaNews», es gebe keine neuen Nachrichten über den Verbleib des Priesters. Es sei auch nicht sicher, ob er noch am Leben sei. Bischof Hinder ist in ständigem Kontakt mit den jemenitischen Sicherheitsbehörden, die trotz der latenten Bürgerkriegssituation im Land versuchen, den Entführern und ihrem Opfer auf die Spur zu kommen. Die Sicherheitsbehörden vermuten, dass Elemente der «Daesh»-Terroristen (d.h. IS) hinter dem Überfall auf die Schwestern und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen.

Die Bluttat habe nicht nur bei den Christen, sondern bei fast allen Bewohnern von Aden «Entsetzen und Trauer» ausgelöst, sagte Bischof Hinder. Die Mutter-Teresa-Schwestern und ihre Arbeit seien in Aden hochgeschätzt worden. Die Leute in der Hafenstadt seien «unter Schock» wegen der Attacke der Terroristen. Die aus Indien stammende Oberin der Schwestern, Schwester Sally, hatte sich retten können. Sie sollte bereits am Wochenende in ein Kloster in einem anderen Land übersiedeln.

Schweigen der Medien

Bischof Hinder dankte Papst Franziskus für seine klaren Worte, als er beim Angelusgebet am Sonntag für die vier getöteten «Missionarinnen der Barmherzigkeit» und die anderen Opfer des Anschlages gebetet hatte. Sie seien «die Märtyrer von heute», auch wenn sie es nicht auf die Titelblätter schafften, so der Papst. «Diese Menschen sind die Opfer jener, die sie durch den Angriff ermordeten und auch der Gleichgültigkeit, dieser Globalisierung der Gleichgültigkeit, der nichts wichtig ist», kritisierte Franziskus bei dieser Gelegenheit.

Die Gleichgültigkeit wurde auch von Bischof Camillo Ballin, dem Apostolischen Vikar für das nördliche Arabien, angeprangert. Im Gespräch mit «AsiaNews» sagte Ballin: «Der Papst hat recht, wenn er es teuflisch nennt, angeblich im Namen Gottes zu töten. Aber es ist auch überaus bedauerlich, die Indifferenz der Medien zu erleben, das absolute Schweigen über das Massaker von Aden in den wichtigsten Medien.» (kap)

Bischof Paul Hinder, Apostolischer Vikar von Süd-Arabien | © KNA
8. März 2016 | 17:38
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