Schweiz

«Monika Schmid darf kein Machtmissbrauchs-Opfer werden» – «Voices of Faith» lanciert Petition

Gegen den Umgang mit der Illnauer Gemeindeleiterin Monika Schmid regt sich kirchenintern Widerstand. Die katholische Frauenbewegung «Voices of Faith» lanciert eine Solidaritäts-Online-Petition. Bischof Joseph Maria Bonnemain hat gestern eine kanonische Voruntersuchung von Schmids Abschiedsgottesdienst angekündigt.

Die Online-Petition haben folgende katholische Frauen lanciert: die Liechtensteinerin Chantal Götz, Initiantin der internationalen katholischen Frauenbewegung «Voices of Faith», die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding sowie Lisa Kötter und Maria Mesrian von der deutschen katholischen Frauenbewegung Maria 2.0. Sie schreiben in ihrer Petition – im Wortlaut:

Franziska Driessen-Reding ist ehemalige Zürcher Synodalratspräsidentin.
Franziska Driessen-Reding ist ehemalige Zürcher Synodalratspräsidentin.

«Der Bischof von Chur lies am 2. September verlauten: «Als Diözesanbischof habe ich die Pflicht, zu den Ereignissen der letzten Wochen in Zusammenhang mit der Pensionierung der Seelsorgerin der Pfarrei St. Martin, Illnau-Effretikon, zu reagieren» (kath.ch am 2.9.2022).

«Wir solidarisieren uns mit Monika Schmid.»

Diese Entscheidung nehmen wir mit grossem Befremden zur Kenntnis. Wir solidarisieren uns mit Monika Schmid und allen Seelsorgerinnen und Seelsorgern, denen es gelingt, auch liturgisch Kirche in der Welt von heute zu sein.

Papst Franziskus warnt immer wieder vor Historismus in der Kirche. Es sei falsch, die kirchliche Lehre als einen Monolithen zu betrachten, der ohne Nuancen zu verteidigen sei.

Treibende Kraft internationaler Vernetzung katholischer Frauen: Chantal Götz.
Treibende Kraft internationaler Vernetzung katholischer Frauen: Chantal Götz.

«Sie hat das Problem erkannt.»

Im Bericht zum synodalen Prozess meldet die Schweiz nach Rom: Die Liturgie werde als «unverständlich, kaum erfahrungs- und aktualitätsbezogen sowie wenig einladend erlebt». Müssten wir Monika Schmid nicht dafür danken, dass sie dieses Problem erkannt hat – und handelt?

Monika Schmid tut nichts anderes, als die im Abschlussdokument des synodalen Prozesses formulierten Erwartungen zu erfüllen: «Die Sprache und Formen der Liturgie sollen den kulturellen Kontexten angepasst und ihre Schönheit und ihr Reichtum bewusster und kulturell angemessen gefördert werden. Die Vielfalt liturgischer Feiern und spiritueller Formen soll gefördert werden, um unterschiedliche Menschen zu erreichen. Die synodale Dimension der Liturgie soll stärker geachtet und klerikale Engführungen sollen unterbunden werden.»

Lisa Kötter (l.) und Andrea Voss-Frick, zwei der Gründerinnen von Maria 2.0, haben ihren Kirchenaustritt bekannt gegeben.
Lisa Kötter (l.) und Andrea Voss-Frick, zwei der Gründerinnen von Maria 2.0, haben ihren Kirchenaustritt bekannt gegeben.

Vorher dankte Bischof Bonnemain

Noch am 31. August dankte Bischof Joseph Maria Bonnemain Monika Schmid vorbehaltlos für ihre 37-jährige Tätigkeit als Seelsorgerin. Bereits im Vorfeld wusste der Bischof von Chur, dass sie nach eigenen Angaben mehrmals Eucharistie gefeiert hat und konzelebrierte. Doch der Bischof von Chur handelte erst auf öffentlichen Druck hin.

Dabei hat Monika Schmid stets verantwortungsvoll gehandelt. Es ging ihr nicht um Protest und Politik, sondern um eine authentisch gelebte Spiritualität. Die Eucharistiefeier ist von einem Kapuzinerpater geleitet worden. Einem Zeitungsbericht ist zu entnehmen, dass der Kapuziner das Brot gebrochen und den Kelch in die Hand genommen hat. Dieser Pater lebe aus einer unbeschreiblichen Glaubenstiefe, sagt Monika Schmid. Aus dieser Tiefe heraus habe er den Vorschlag gemacht, die Gebete zur Eucharistiefeier gemeinsam zu sprechen. Das Team habe dies so abgemacht, alle Beteiligten seien einverstanden gewesen.

Eine Bohnenstange als Hirtenstab: Monika Schmid bei ihrem Abschiedsgottesdienst.
Eine Bohnenstange als Hirtenstab: Monika Schmid bei ihrem Abschiedsgottesdienst.

Doppelmoral und Doppelleben überall in der Kirche

Überall auf der Welt lebt die katholische Kirche nicht im Einklang mit ihren eigenen Vorschriften. Es gibt Doppelmoral und Doppelleben: von Priestern mit Geliebten bis hin zu Priestern, die Kinder haben. All das wird toleriert, solange es verborgen bleibt. Vom Missbrauchskomplex ganz zu schweigen.

Die Kirche mag es nicht, wenn Fakten schwarz auf weiss und unübersehbar benannt werden. Monika Schmid steht nicht für Doppelmoral, sondern für Transparenz und Synodalität.

Wir sagen laut: Seid solidarisch mit Monika Schmid! Feiert miteinander dankbar und zu Seinem Gedächtnis!

Unterschreibt, wenn ihr auch der Meinung seid, dass Monika Schmid nicht ein weiteres Machtmissbrauchsopfer werden soll.» (Es folgen weitere Begründungen).


| © Christian Merz
3. September 2022 | 12:22
Lesezeit: ca. 2 Min.
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