Kampfparole gegen Sexismus
Schweiz

Mit Lob ins Fettnäpfchen getrampelt

Zürich, 19.12.16 (kath.ch) Die jüngste Gottesdienst-Kritik des Journalisten Remo Wiegand hat die ehemalige «Wort zum Sonntag»-Sprecherin Sibylle Forrer zu einem entrüsteten «Sexismus»-Vorwurf veranlasst. Wie es wohl dazu kam, räsoniert kath.ch-Redaktorin Regula Pfeifer in einem Kommentar.

Wer Frauen für ihre Schönheit lobt, aber ihre Fähigkeiten kritisiert, trampelt in ein Fettnäpfchen. Das ist eben dem Luzerner Journalisten Remo Wiegand passiert. Dies in seiner neusten Gottesdienst-Kritik unter dem Titel «Die Reformierten und die schöne Pfarrerin» im Online-Magazin «Zentralplus». Den Artikel führte er mit der Bemerkung ein: «eine Begegnung mit Gottes Schönheit, die noch nicht wirklich aus sich herauskommt».

Die Pfarrerin der reformierten Kirche Cham, Rahel Albrecht, sei «eine gut aussehende Frau», heisst es darin. Doch sei es ihr «offenkundig nicht ganz wohl», wenn alle Blicke auf sie gerichtet sind. «Man merkt es daran, dass sie etwas zu schnell spricht, zu zackig läuft, dass sie dort möglichst rasch wieder weg will, wo sie im Zentrum steht und Gott repräsentiert», so Wiegand. Mildernd erwähnt er, dass Albrecht frisch ordiniert ist und am Sonntag erst ihren zweiten Gottesdienst geleitet hat.

Diesen Blick auf ihre Kollegin konnte Sibylle Forrer nicht stehen lassen. Die ehemalige Sprecherin der Fernsehsendung «Wort zum Sonntag» und reformierte Pfarrerin von Oberrieden ZH ist bekannt für klare Wortmeldungen. Sie sei schockiert vom «offen und ungeniert zu Tage kommende Sexismus» in Wiegands Text meldete sie über Twitter. Und fügte hinzu: «Ist aber leider Alltag für Pfarrerinnen». Im Gegenzug bezichtigt sie den Journalisten der Unfähigkeit.

Die Entrüstung Forrers zeigt: Eine Frau auf ihre äussere Schönheit zu reduzieren, ist für Geschlechtsgenossinnen mit feministischer Lebenshaltung ein «No Go». Wer das mit einer Kritik an den Fähigkeiten dieser Frau kombiniert, bringt sich selbst in eine heikle Situation. Und das geschieht in Wiegands Schlussbewertung zur Predigt: «Vieles wird angetippt, kaum etwas vertieft.»

Da kommt leicht der Verdacht auf, der Schreiber urteile nach dem frauenfeindlichen Schema: «Frauen sind schön, aber dumm». Dass eine selbstbewusste Berufsfrau – und sei sie Pfarrerin – dagegen protestiert, liegt auf der Hand. Da ist wohl ein gut gemeintes Lob in den falschen Hals geraten. Auch wenn sich der Autor per Tweet rechtfertigt: «Eine Pfarrerin schön zu nennen, heisst nicht, sie deswegen abzuwerten.»

Kampfparole gegen Sexismus | © flickr/Todd Smith
19. Dezember 2016 | 17:48
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