Nicht immer ein harmloser Ort: Sakristei mit Messgewand und Kerze.
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Missbrauch an Männern: Deutsche Kirche will Tabuthema angehen

Missbrauch an Männern ist in der katholischen Kirche weiter ein Tabuthema. Das Dunkelfeld sei gross, unter anderem in Ordensgemeinschaften, sagte Prämonstratenser-Abt Hermann-Josef Kugler am Samstag zum Abschluss einer Fachtagung in Siegburg bei Bonn.

Besonders für Männer sei es schwer, sich selbst und vor anderen einzugestehen, Opfer von Missbrauch geworden zu sein, sagte Andreas Heek von der Arbeitsstelle Männerseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz. Deshalb brauche es unabhängige Beratungsangebote für Betroffene.

Gefährdung in fundamentalistischen Gemeinschaften

Gefährdet seien besonders Menschen in fundamentalistisch ausgerichteten geistlichen Gemeinschaften, sagte Peter Hundertmark, Moderator der Tagung und im Bistum Speyer in der geistlichen Begleitung tätig. Derartige Gemeinschaften seien oftmals einem Schwarz-Weiss-Denken verhaftet und wollten ihre Mitglieder regelrecht von der in ihren Augen schlechten «Welt» separieren.

«Genau hinzusehen, wie Gemeinschaften mit den Mitgliedern umgehen, welche Strukturen von Privatraum es gibt und ob Leitung und geistliche Begleitung strikt getrennt werden, sind wichtige Kriterien zur Beurteilung dieser Gemeinschaftsformen», betonte der Pastoralreferent.

Am Anfang steht geistliche Manipulation

Der Essener Weihbischof Ludger Schepers sagte: «Geistliche Manipulation steht meistens am Anfang des gewaltsamen Handelns bei Männern. Diesen Kern von Machtmissbrauch müssen wir freilegen, damit er nicht mehr so leicht anwendbar ist.» Dies sei eine theologische Arbeit, die weitreichende Konsequenzen auch für die Verkündigung habe.

Er sehe in der Pastoralkommission grosse Einmütigkeit, das Schicksal Betroffener ernst zu nehmen und entsprechend Massnahmen zu ergreifen, so Schepers. In der Pastoralkommission vertritt er das Thema zusammen mit dem Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz für Männerarbeit, Erzbischof Ludwig Schick.

Topstellen der Kirche als Veranstalter

Die zweitägige Veranstaltung im Katholisch-Sozialen Institut in Siegburg stand unter dem Titel «Als Mann von Machtmissbrauch in der Kirche betroffen. Grenzverletzung, Übergriffigkeit, spiritueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt an erwachsenen Männern sichtbar machen».

Nach einem Online-Auftakt im Frühjahr 2021 konnte jetzt eine Präsenztagung für Betroffene, Berater und Seelsorger stattfinden. Veranstalter waren die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) und die Kirchliche Arbeitsstelle für Männerseelsorge und Männerarbeit in den deutschen Bistümern. (kna)

Nicht immer ein harmloser Ort: Sakristei mit Messgewand und Kerze. | © KNA
2. April 2022 | 15:08
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