Karfreitags-Prozession in Mendrisio
Schweiz

Mendrisios Prozessionen kandidieren für Unesco-Kulturerbe

Bern, 28.3.18 (kath.ch) Die Prozessionen der Karwoche in Mendrisio sollen in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der Unesco eingetragen werden. Am Dienstag haben das Bundesamt für Kultur (BAK) und die Fondazione Processioni Storiche die entsprechende Kandidatur eingereicht. Die Unesco werde voraussichtlich im November 2019 darüber entscheiden, meldet das Bak.

Die religiösen Prozessionen von Mendrisio finden jedes Jahr am Gründonnerstag (auch Hoher Donnerstag genannt) und am Karfreitag statt und ziehen Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer an, heisst es in der Mitteilung des Bak. Die Prozession vom Gründonnerstag stelle die Leiden Christi und den Kreuzweg dar und werde von 270 Laiendarstellerinnen und -darstellern aufgeführt. An der schlichteren Karfreitagsprozession nehmen laut Bak jeweils rund 700 Erwachsene und Kinder teil. Sie tragen religiöse Objekte und ziehen begleitet von drei Musikgesellschaften durch die Strassen.

Die Kultur der «Trasparenti»

Während den Prozessionen gehen in der Stadt die Lichter aus. Nur der Schein der «Trasparenti» beleuchtet die Strassen. Das sind auf lichtdurchlässige Leinwände gemalte Bilder, die auf Holzrahmen montiert und von innen beleuchtet werden. Die «Trasparenti» sind laut Bak eine Besonderheit der Prozessionen. Sie werden seit dem 18. Jahrhundert nach einem speziellen Verfahren hergestellt. Die Weitervermittlung dieser Fertigkeit – für die Restaurierung alter Objekte oder die Herstellung neuer Werke – bildet ein zentrales Element der Kandidatur.

Das Dossier für die Kandidatur haben das Bak und die Fondazione Processioni Storiche di Mendrisio gemeinsam vorbereitet.

Noch 2018 werden die Schweiz, Frankreich und Italien zudem eine Kandidatur des Alpinismus einreichen. Der Schweizer Alpenclub und der Schweizer Bergführerverband haben die Schweizer Teilnahme mit der Unterstützung des Bak lanciert.

Winzerfest und Fasnacht schon auf Liste

Die Unesco hat im Dezember 2016 das Winzerfest von Vevey und im Dezember 2017 die Basler Fasnacht in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Die im März 2017 eingereichte Kandidatur des Umgangs mit der Lawinengefahr plant die Unesco – ebenso wie die Prozessionen von Mendrisio – im kommenden November zu prüfen, wie das Bak mitteilt. Gleichzeitig werde die multinationale Kandidatur «Trockenmauern bauen» behandelt, an der sich die Schweiz beteiligt.

Mit Hilfe der Liste des immateriellen Kulturerbes will die Unesco die Traditionen und mündlichen Ausdrucksweisen im Umgang mit der Natur dokumentieren und bewahren. Dabei werden gemäss Bak die darstellenden Künste, die gesellschaftliche Praktiken, die Rituale und Feste, das Wissen und die Praktiken berücksichtigt. (rp)

Karfreitags-Prozession in Mendrisio | © zVg
28. März 2018 | 06:18
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