Matthias Sellmann, Theologe, Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung.
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Matthias Sellmann: Problem, wenn Priester bei Reformen nicht mitmachen

Eine Studie zeigt: Sehr viele Priester beteiligen sich nicht am Synodalen Weg. Das ist «sehr problematisch», sagt der deutsche Theologe Matthias Sellmann. Ebenso ist vielen Priestern die Umsetzung von Reformanliegen nicht wichtig.

Der Theologe Matthias Sellmann sieht es als Problem, wenn Priester den Reformdialog innerhalb der katholischen Kirche, den Synodalen Weg, nicht mitmachen wollen. Sehr viele Priester stünden «am Rand dieses Weges», was auch eine jüngst vorgelegte Studie gezeigt habe, sagte Sellmann im Interview des Portals katholisch.de (Montag). Sellmann leitet das Bochumer Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap), das die Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erstellt hat.

Mehr Gespräch notwendig

«Wenn also die zentralen Multiplikatoren vor Ort den Synodalen Weg nicht mitmachen, ist das sehr problematisch. Hier muss mehr Gespräch über die Gründe und die Perspektiven stattfinden, zum Beispiel mit den Priesterräten», sagte Sellmann. «Das ist eine Bringschuld des Synodalen Wegs. Es ist aber auch eine Holschuld der Priester. Denn sie können sich als Profis meiner Meinung nach nicht einfach vom Gesamtweg abkoppeln, den die Kirche in Deutschland in einer grossen Mehrheit eingeschlagen hat.»

Weltsynode in Rom im Oktober 2023.
Weltsynode in Rom im Oktober 2023.

Sellmann hat selbst als Teilnehmer am Synodalen Weg mitgewirkt. In der am Freitag veröffentlichten Studie sagten zwar nur 4,6 Prozent, dass Reformen nicht nötig seien, die Mehrheit fokussiert sich dabei aber auf spirituelle Fragen. So sagten mehr als 80 Prozent, dass es mehr Angebote mit spirituellem Tiefgang brauche, drei Viertel wünschten sich eine stärkere Ausrichtung auf die Vermittlung von Glaubensinhalten.

Mögliche Langzeituntersuchung

Dagegen meinten jeweils nur rund 30 Prozent, dass es eine Reform der kirchlichen Amtsautorität brauche oder dass der Zölibat abgeschafft werden müsse. Lediglich ein Viertel der befragten Priester hält das Frauenpriestertum – ein zentrales Anliegen des Synodalen Weges – für ein notwendiges Unterfangen zur Kirchenreform.

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Sellmann kündigte in dem Interview an, dass die Deutsche Bischofskonferenz überlege, ob die Studie der Auftakt zu einer Langzeituntersuchung werden solle. «Das würde heissen, dass man in bestimmten Abständen eine solche Studie durchführt. Das wäre eine wichtige Innovation, weil man dadurch einen längerfristigen Datenbestand aufbaut, der es erlaubt, noch robustere strategische Empfehlungen abzugeben.» (kna)


Matthias Sellmann, Theologe, Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung. | © KNA
20. Mai 2024 | 16:00
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