Die "Gnadenmutter von Mariastein".
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«Mariä Empfängnis enthält Hypothek»: Theologe plädiert für Umbenennung

Der Feiertag «Mariä Empfängnis» soll in «Mariä Erwählung» umbenannt werden. Dafür plädiert der deutsche Theologe und Ordensmann Andreas Batlogg. Der bisherige Begriff beinhalte für viele eine «Dämonisierung von Sexualität».

Mit vollem Namen lautet der am 8. Dezember begangene Feiertag «Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria». Dieser Name beinhaltet laut Batlogg «eine Reihe theologischer Hypotheken». Und er werde von vielen Menschen nicht mehr verstanden.

Näher am Sinngehalt

Sinnvoller sei es daher, den Feiertag in «Mariä Erwählung» umzubenennen, regte Batlogg in einem Gastbeitrag in der Wochenzeitung «Die Furche» (7. Dezember) an. Das käme dem ursprünglichen Sinngehalt des Festes näher. Der vorgeschlagene Name tauchte unter anderem bereits in ersten Arbeitsübersetzungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) auf.

Andreas Batlogg, deutscher katholischer Theologe und Ordensmann
Andreas Batlogg, deutscher katholischer Theologe und Ordensmann

Die Hypotheken von «Mariä Empfängnis» liege laut Batlogg unter anderem in einer mit dem Begriff «unbefleckte Empfängnis» im Volksmund gegebenen «Dämonisierung von Sexualität», aber auch in einer Fokussierung auf die «Erbsünde». Diese theologische Mitgift des Heiligen Augustinus sei heute kaum mehr zu vermitteln, so Batlogg.

Selbst Ersatzbegriffe wie «Erbunheil» oder «universale Sündenverfallenheit» würden nicht erfassen, was eigentlich gemeint sei und weswegen eine Umbenennung sinnvoll wäre.

«Um diese verlorene Ganzheit geht es.»

«Um diese verlorene Ganzheit geht es», argumentiert der Theologe, «wenn Maria in den Mittelpunkt gestellt wird, die vom Anfang ihres Lebens an, eben von ihrer Empfängnis an, ausgenommen war von jener Schuldverstricktheit, in der wir Menschen uns vorfinden – und dieses einzigartige Privileg war ihr gewährt im Hinblick auf die Geburt ihres Sohnes Jesus, der einen total neuen Anfang in der Menschheitsgeschichte setzen sollte.»

Es gehe daher bei dem Feiertag auch nicht darum, Maria als eine «gehorsame Magd» oder als «demütige, makellose Jungfrau» darzustellen – je mehr dies versucht wurde, desto mehr sei Maria «dem konkreten Glaubensgefühl vieler entschwunden».

Den «wunderbaren Auftrag» Gottes feiern

Vielmehr sollte man in den Mittelpunkt rücken, dass die Kirche am 8. Dezember feiere, «dass Gott in Maria einen wunderbaren Anfang gesetzt hat». Dies sei es schliesslich, was die Bibel immer wieder berichte: Dass Gott neue Anfänge ermöglicht – sei es mit der Erschaffung der Welt, sei es mit der Sintflut-Erzählung, mit der Flucht Israels aus Ägypten oder eben mit der Geburt Jesu. «Im Blick auf Jesus, der einen neuen Anfang in der Weltgeschichte gesetzt hat, ist der Anfang Marias wunderbar.»

Batlogg abschliessend: «‹Mariä Erwählung› drückt treffender aus, worum es geht: um Erwählung. Im Blick auf ihre einzigartige ‹Funktion› bleibt Maria erspart, was allen anderen Menschen nicht erspart bleibt. Dass Gott handelt, wunderbar, immer wieder, dass er dabei nicht überfällt oder zwingt, sondern um Zustimmung wirbt – das feiern wir.» (kap)


Die «Gnadenmutter von Mariastein». | © Barbara Ludwig
8. Dezember 2023 | 06:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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