Schweiz

Maria 2.0: Weitere Theologinnen solidarisieren sich mit den Thesen

Inzwischen ist bekannt: Veronika Jehle hat nicht als einzige in der Schweiz die Thesen von Maria 2.0 an eine Kirchentür geklebt. Auch Monika Schmid und Hella Sodies haben sich an der Aktion beteiligt.

Regula Pfeifer

Bereits Anfang Woche hat die Theologin Monika Schmid auf die deutsche Aktion Maria 2.0 reagiert. Sie hat den «Thesenanschlag 2.0» an der Kirchentür ihrer Pfarrei befestigt, der Katholischen Kirche St. Martin Illnau-Effretikon – Lindau – Brütten.

Also ist sie – nach aktuellem Wissenstand – die erste Theologin in der Schweiz, die dem Vorbild der deutschen Katholikinnen gefolgt ist.

«Die Forderung der Thesen sind längst überfällig, und trotzdem tut sich wenig.»

Monika Schmid, Gemeindeleiterin

«Es scheint mir wichtig, dass wir uns möglichst weit mit Frauen solidarisieren, die sich für eine offene römisch-katholische Kirche einsetzen», schreibt Schmid an kath.ch und doppelt nach: «Die Forderung der Thesen sind ja längst überfällig, und trotzdem tut sich wenig.»

«Die Thesen gehören dringend auf die Agenda der Kirche.»

Veronika Jehle, Theologin

Veronika Jehle hat die Thesen am Mittwoch an der Kirchentür der St. Antoniuskirche in Celerina GR befestigt. Sie war damit nicht die erste Thesenaktivistin in der Schweiz, wie kath.ch am Donnerstag noch meinte. Auch Jehle wollte damit ausdrücken: «Diese Thesen gehören für mich dringend und ernsthafter als bisher auf die Agenda unserer Kirche.»

Weiter hat sich Hella Sodies an der Aktion beteiligt. Sie ist Co-Leiterin der Katholischen Pfarrgemeinde Johannes XXIII von Greifensee – Nänikon – Werrikon. Seit Donnerstag hängt auch an ihrer Kirchentür ein «Thesenanschlag 2.0» – wie auch auf der Facebook-Seite der Pfarrei zu sehen ist. Dem Thesenpapier ein einführendes Solidaritätsschreiben angefügt.

Als Zeichen der Solidarität deklariert: die Thesen Maria 2.0 in Greifensee.
Als Zeichen der Solidarität deklariert: die Thesen Maria 2.0 in Greifensee.

Darin heisst es: «In Verbundenheit, Solidarität und vereint im gemeinsamen Anliegen teilen wir die Thesen für eine lebendige Kirche der Frauen und Männer der Bewegung Maria 2.0, welche am 20./21. Februar 21 an über 1000 Kirchentüren in Deutschland veröffentlicht wurden.»


| © zVg
27. Februar 2021 | 17:29
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Die Thesen im Wortlaut

1. In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern.

Denn Menschenrechte und Grundgesetz garantieren allen Menschen gleiche Rechte – nur die katholische Kirche ignoriert das. Mannsein begründet heute Sonderrechte in der Kirche.

#gerecht: gleiche Würde – gleiche Rechte

2. In unserer Kirche haben alle teil am Sendungsauftrag; Macht wird geteilt.

Denn der Klerikalismus ist heute eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten.

#partizipativ: gemeinsame Verantwortung

3. In unserer Kirche werden Taten sexualisierter Gewalt umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Ursachen werden konsequent bekämpft.

Denn viel zu lange schon ist die katholische Kirche ein Tatort sexueller Gewalt. Kirchliche Machthaber halten immer noch Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss und stehlen sich aus der Verantwortung.

#glaubwürdig: respektvoller Umgang und Transparenz

4. Unsere Kirche zeigt eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter achtsamer Sexualität und Partnerschaft.

Denn die offiziell gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend. Sie orientiert sich nicht am christlichen Menschenbild und wird von der Mehrheit der Gläubigen nicht mehr ernst genommen.

#bunt: leben in gelingenden Beziehungen

5. In unserer Kirche ist die zölibatäre Lebensform keine Voraussetzung für die Ausübung eines Weiheamtes. Denn die Zölibatsverpflichtung hindert Menschen daran, ihrer Berufung
zu folgen. Wer diese Pflicht nicht einhalten kann, lebt oft hinter Scheinfassaden und wird in existentielle Krisen gestürzt.

#lebensnah: ohne Pflichtzölibat

6. Unsere Kirche wirtschaftet nach christlichen Prinzipien. Sie ist Verwalterin des ihr anvertrauten Vermögens; es gehört ihr nicht. Denn Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung kirchlicher Entscheidungsträger haben das Vertrauen in die Kirche tiefgreifend erschüttert und schwinden lassen.

#verantwortungsvoll: nachhaltiges Wirtschaften

7. Unser Auftrag ist die Botschaft Jesu Christi. Wir handeln danach und stellen uns dem gesellschaftlichen Diskurs.
Denn die Kirchenleitung hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie schafft es nicht, sich überzeugend Gehör zu verschaffen und sich im Sinne des Evangeliums für eine gerechte Welt einzusetzen.

#relevant: für Menschen, Gesellschaft und Umwelt (kna)