Salman Rushdie
International

Mann hat Salman Rushdie mit Messer attackiert

Der britisch-indische Autor Salman Rushdie (75) ist im US-Bundesstaat New York auf einer Bühne angegriffen worden. Rushdie wird wegen seines Romans «Die satanischen Verse» seit 1989 von Islamisten mit dem Tod bedroht.

Der Täter habe Rushdie offenbar in den Hals gestochen, berichteten US-Medien am Freitag unter Berufung auf Polizeiangaben. Der Autor wurde demnach umgehend in ein Krankenhaus geflogen. Laut Fernsehen SRF wird er künstlich beatmet. Der Täter sei überwältigt und von anwesender Polizei festgenommen worden.

Vor Beginn der Lesung attackiert

Augenzeugen berichteten, der Mann sei am Freitagvormittag (Ortszeit) kurz vor Beginn einer geplanten Lesung Rushdies in der Stadt Chautauqua im Westen New Yorks auf das Podium gestürmt und habe den Autor heftig attackiert. Auf einem im Internet kursierenden Foto ist zu sehen, wie Helfer die Beine des auf dem Boden liegenden Schriftstellers anheben – eine typische Schocklagerung. Der Moderator der Veranstaltung erlitt bei dem Angriff den Berichten zufolge eine leichte Kopfverletzung.

Die Gouverneurin des Bundesstaats New York, Kathy Hochul, sagte vor Journalisten, Rushdie sei am Leben und erhalte die notwendige Hilfe. Ein Polizist habe reagiert und das Leben des Schriftstellers wie des Moderators geschützt. Rushdie habe trotz der Drohungen, die ihn beinahe sein ganzes Erwachsenenleben hindurch begleitet hätten, stets unerschrocken für die Wahrheit eingestanden, zitierte der Sender CNN die Gouverneurin.

Keine Sicherheitsüberprüfung

Besucher der Lesung berichteten demnach, am Ort der Veranstaltung, der Chautauqua Institution, habe es keine Sicherheitsüberprüfung der Gäste oder Metalldetektoren gegeben.

«Wir kennen keinen vergleichbaren Fall eines öffentlichen gewalttätigen Angriffs gegen einen Schriftsteller auf amerikanischem Boden», so die Vorsitzende von PEN America, Suzanne Nossel, in einer Erklärung. «Wir hoffen und glauben leidenschaftlich, dass diese unentbehrliche Stimme nicht zum Schweigen gebracht werden kann.»

Mit Fatwa zum Tode verurteilt

Rushdie, 1947 kurz vor der indischen Unabhängigkeit in Mumbai (damals Bombay) in eine muslimische Familie geboren, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der Gegenwart. 1989 war der Autor vom iranischen Religionsführer Ayatollah Khomeini mit einer Fatwa zum Tode verurteilt worden.

Begründet wurde der islamische Richtspruch damit, Rushdies ein Jahr zuvor erschienenes Buch «Die satanischen Verse» sei «gegen den Islam, den Propheten und den Koran» gerichtet. Erst seit einigen Jahren tritt Rushdie wieder öffentlich auf, nachdem er lange Zeit unter Polizeischutz in verschiedenen Verstecken lebte. (kna)


Salman Rushdie | © Keystone
13. August 2022 | 10:16
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