Malika Schaeffer trägt aus Wislikofen AG ihr Statement vor.
Zitat

Malika Schaeffer: «Es gibt keine Kohärenz zwischen dem, was wir sagen, und dem, was wir sind»

Die Westschweizerin Malika Schaeffer (31) wünscht sich eine Kirche, die das vorlebt, was sie selbst predigt. «Wir leben in einer Gesellschaft, die uns heute nicht mehr zuhört», sagt die Online-Delegierte beim synodalen Prozess. Künftig wünscht sie sich «ein inklusiveres Podium und eine inklusivere Versammlung». kath.ch veröffentlicht ihre Rede in voller Länge.

«Bonjour an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Ich bin die Sprecherin einer französischsprachigen Gruppe, die aus neun Personen aus Frankreich, Luxemburg, Italien (Vertreter des digitalen Kontinents), Irland und der Schweiz besteht. Unser Austausch während dieser Tage war anregend, geschwisterlich, konstruktiv und hoffnungsvoll. 

Wir teilen mit Ihnen unsere Freude darüber, dass wir verschiedene Rednerinnen und Redner gehört haben, die von ihren unterschiedlichen Realitäten, Schwierigkeiten, Qualitäten, Schmerzen und Herausforderungen berichteten. Wir sind uns einig: Die Kirche braucht keine Reconquista, sondern es geht ums Zuhören, Begleiten, Unterscheiden. Und darum, den Schmerz derjenigen, die verletzt wurden, zu erkennen und zu lindern.

Malika Schaeffer in Wislikofen AG.
Malika Schaeffer in Wislikofen AG.

Der Ausgangspunkt muss also eine Kirche sein, die für alle, die missbraucht, beschädigt, abgelehnt und ausgegrenzt werden, präsent ist und ihnen zuhört. Sie muss in der Lage sein, sich zu bekehren, um missionarisch, mutig und demütig zu sein und tatsächlich einen Weg zu öffnen und uns in die Nachfolge Christi zu führen. Gemeinschaft, Bekehrung und Präsenz sind die Schlüsselbegriffe, die sich mit den grossen Themen der Synode – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission – verbinden.

Andererseits brachten einige Beiträge zweifellos notwendige Spannungen zum Ausdruck zwischen dem, was die Welt heute ausdrückt und zeigt, und der Angst, die Fähigkeit zu verlieren, Glaubensinhalte zu vermitteln und aufrechtzuerhalten. 

Wir sollten lernen, auf die Zeichen der Zeit zu hören und sie zu erkennen, ohne die Spannungen und Gegensätze in Bezug auf die Rolle von Klerikern, Laiinnen und Laien, den Vorrang der Lehre oder der Pastoral oder auch die Wahrheit gegenüber der Barmherzigkeit zu übersehen. 

Der synodale Prozess muss akzeptieren, diese Spannungen nicht als Polarisierung zu erleben, sondern als eine Gelegenheit, Harmonie und Gemeinschaft auszustrahlen, wie es die Apostel in der Versammlung in Jerusalem taten.

Wir hoffen, auf diese Weise eine institutionelle Integrität aufzubauen, die uns die Möglichkeit gibt, zu der Gesellschaft zu sprechen, die uns heute nicht mehr zuhört. Wie können wir als kirchliche Institution in der Welt akzeptiert werden, wenn es keine Kohärenz gibt zwischen dem, was wir sagen, und dem, was wir sind?

Um glaubwürdig zu sein, hat unsere Kirche den Auftrag, die Gleichstellung von Mann und Frau konsequenter zu fördern und so die Subsidiarität auszuüben. In diesem Zusammenhang: Können wir in Zukunft auf ein inklusiveres Podium und eine inklusivere Versammlung hoffen? Die Gleichheit aus der Taufe soll im Mittelpunkt all unserer Überlegungen stehen. 

Wir hoffen, dass das urteilsfreie Zuhören, das während dieser Synode erlebt wurde, jeden von uns lehrt, die Botschaft des Evangeliums in der heutigen säkularisierten Welt zu kommunizieren und weiterzugeben. Dies erfordert, dass wir in unseren Überzeugungen und vor allem in unserem Handeln herausgefordert werden. 

Unsere Kirche muss daher künftig akzeptieren, dass sie bewegt wird, ohne befürchten zu müssen, daran zu zerbrechen. 

Erinnern wir uns daran, dass die Kirche durch Christus bedingungslos liebt und lernen muss, alle bedingungslos willkommen zu heissen.»

Malika Schaeffer (31) nimmt von Wislikofen AG aus als Online-Delegierte am synodalen Prozess teil. Sie arbeitet als Social-Media-Beauftragte der katholischen Kirche im Kanton Waadt und hat ihr Statement am Mittwochnachmittag vorgetragen. (rr)


Malika Schaeffer trägt aus Wislikofen AG ihr Statement vor. | © Sarah Stutte
8. Februar 2023 | 18:42
Lesezeit: ca. 2 Min.
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