Freitag der 13.
International

Mädchen auf Papua Neuguinea als «Hexe» gefoltert

Port Moresby, 21.11.17 (kath.ch) Ein neuer Fall brutaler «Hexenaustreibung» erschüttert Papua Neuguinea. Ein sechsjähriges Mädchen ist von Bewohnern eines Dorfes im Hochland von Papua Neuguinea mit heissen Messern gefoltert worden, wie der australische Sender ABC am Montag berichtete.

Das Mädchen sei wegen ihrer Mutter Kepari Leniata gefoltert worden, die 2013 von den Dorfbewohnern bei lebendigem Leib als Hexe verbrannt worden war, so ABC. Die Tochter sei in letzter Minute von dem lutherischen Missionar Anton Lutz gerettet worden. Es gehöre zum Aberglauben an Schwarze Magie (»Sanguma»), dass Mütter, die als Hexen gelten, diese Eigenschaft an ihre Kinder weitergäben, sagte Lutz gegenüber ABC.

«Der Sanguma-Glaube ist absoluter Müll.»

Der Premierminister von Papua Neuguinea, Peter O’Neill, verurteilte den neuen Fall von Gewalt gegen «Hexen» auf das Schärfste. «Damit das klar ist: der Sanguma-Glaube ist absoluter Müll», zitierte ABC aus der Erklärung des Premierministers. Jeder, der in den Fall verwickelt sei, werde verhaftet, kündigte O’Neill an. Die katholische Bischofskonferenz von Papua Neuguinea hatte in den vergangenen Jahren wiederholt schärfere Gesetze gegen die Hexenverfolgung gefordert. Papua Neuguinea ist ein mehrheitlich christliches Land. 27 Prozent der 8,2 Millionen Einwohner gehören der römisch-katholischen Kirche an.

72 Fälle von Folter pro Jahr

Eine kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studie enthüllt das Ausmass der Gewalt und Folter wegen Hexerei in Papua Neuguinea. In den vergangenen 20 Jahren habe es durchschnittlich 72 Fälle von Folter und 30 Tote pro Jahr gegeben. Dies habe eine Auswertung von Presseberichten durch die Forscher der Divine Word University, dem nationalen Forschungsinstitut von Papua Neuguinea, sowie der Australian National University (ANU) ergeben.

In lediglich 15 Prozent der Fälle habe die Polizei ermittelt, sagte Miranda Forsyth von der ANU gegenüber ABC. In allen Fällen zusammen seien rund 15’000 Menschen beteiligt gewesen, von denen letztlich nur 115 verurteilt worden seien, so Forsyth. (kna)

 

Freitag der 13. | © Pixabay
21. November 2017 | 14:46
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