Kirche Saint-Laurent in Lausanne
Schweiz

Lausanner Kirchenbesetzung: Asylbewerber erhalten Aufschub

Lausanne, 10.2.16 (kath.ch) Die Asylbewerber, die sich seit März 2015 in der reformierten Kirche Saint-Laurent aufhalten, erhalten Aufschub. Das Bezirksgericht hat eine Klage der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Waadt (EERV) zurückgewiesen. Die Landeskirche hatte verlangt, dass die Besetzer das Untergeschoss der Kirche räumen, wie die Genfer Zeitung «Le Courrier» (10. Februar) gemäss cath.ch berichtet.

Das Gericht hat nicht darüber entschieden, ob die Asylbewerber das Recht haben, die Räumlichkeiten der Kirchgemeinde zu besetzen. Das Gericht hat lediglich die Klage der EERV als unzulässig bezeichnet, da es nicht in der Lage gewesen sei zu bestimmen, bei wem die Besitzrechte an dem Gebäude lägen. Das Gebäude gehört laut cath.ch der Stadt Lausanne, die es der reformierten Kirchgemeinde zur Verfügung stellt. Die Klage wurde jedoch nicht von der Kirchgemeinde, sondern vom übergeordneten Organ, der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Waadt eingereicht. «Diese Beurteilung zeugt von der Unkenntnis des Bezirksgerichts darüber, wie die EEVR funktioniert», sagt Synodalratspräsident Xavier Paillard laut cath.ch. Paillard will deshalb Berufung einlegen.

Hoffnung auf Dialog

Das Collectif R, welches die Asylbewerber in ihrem Anliegen unterstützt, ist erleichtert über den Entscheid des Bezirksgerichts. Es bedauert entsprechend die Reaktion der Kirche: «Wir können bezeugen, dass die Aktivitäten der Kirchgemeinde nicht gestört werden», sagt Pauline Milani vom Collecif R gegenüber dem «Courrier». «Mitglieder der Kirchgemeinde sind bei uns Mitglied, wir arbeiten mit der Basis zusammen.» Die Aktivisten haben die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Dialog wiederaufgenommen werden kann.

Seit März 2015 halten sich in Saint-Laurent von der Ausschaffung bedrohte Asylbewerber auf. Die EERV hatte das Collectif mehrfach aufgefordert, die Kirche zu verlassen. Weil die Besetzer dieser Aufforderung nicht nachkamen, hat die Kantonalkirche Ende Oktober ein Strafverfahren eingeleitet.
Laut Milani konnten dank der Aktion des Collectifs bisher 24 Ausschaffungen verhindert werden, viele der Betroffenen hätten in Saint-Laurent Unterschlupf gefunden.

Demonstration in Basel

Auch in Basel besetzt derzeit eine Gruppe junger Erwachsener die evangelisch-reformierte Matthäuskirche, um die Ausschaffung von Asylbewerbern zu verhindern. Der Kirchenrat der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt bezeichnet die Aktion als Hausfriedensbruch. Er will zuerst das Gespräch suchen, ehe er einen Antrag auf Räumung stellt. Für Mittwoch, 10. Februar, haben die Aktivisten von Basel eine Demonstration angesetzt. (cath.ch/sys)

Gruppe mit Asylbewerbern besetzt reformierte Kirche

Kirche Saint-Laurent in Lausanne | © cath.ch/ccrt
10. Februar 2016 | 15:39
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