Kurienkardinal Kurt Koch bei einer Tagung des Benedikt-Schülerkreises im September 2021.
Zitat

Kritik an Kurt Koch: «NS-Vergleich ist entweder dumm oder böswillig»

Die Kritik an Kurienkardinal Kurt Koch hält an. Der ehemalige Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Friedrich Kronenberg, hält Kurt Kochs NS-Vergleich für «entweder dumm oder böswillig».

«Der Vergleich der Begründung des Synodalen Weges in Deutschland mit Tendenzen in der nationalsozialistischen Ideologie im vergangenen Jahrhundert durch Kurienkardinal Kurt Koch (hat) bei deutschen Bischöfen Empörung ausgelöst.

Die Forderung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, der Kardinal möge sich für diese «völlig inakzeptable Entgleisung» umgehend öffentlich entschuldigen, kann ich nur unterstützen. Dieser NS-Vergleich ist entweder dumm oder böswillig, jedenfalls nur durch öffentliche Entschuldigung aus der Welt zu schaffen. (…)

Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe.
Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe.

Manche «fromme Seele» wird denken, so könne man doch mit der Kirche nicht umgehen. In der Tat, so sollte man mit der Kirche als Volk Gottes, als Stiftung Jesu Christi nicht umgehen. Aber wir sollten von der Kirche als Volk Gottes deutlich unterscheiden die Institution Kirche, die zwar notwendig, aber Menschenwerk ist. Und bei dieser Auseinandersetzung geht es um die institutionell verfasste Kirche, die gemäss den jeweiligen Zeichen der Zeit weiterzuentwickeln ist. Seit Jahrzehnten ist dies ein heiss diskutiertes Thema, leider ohne nennenswerten Erfolg. 

Wer wie ich als Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und als stellvertretender Sekretär der Gemeinsamen Synode in Würzburg bei der «Eindeutschung des II. Vatikanischen Konzils» über den Laien-Status hinaus als Funktionär engagiert war, der weiss, wie bald unsere Bemühungen, die Impulse des Konzils in Deutschland umzusetzen, abgebremst wurden, zunächst von der Kurie in Rom, später aber auch von den Funktionären der Institution Kirche in Deutschland selbst. 

Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.
Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.

Die von der Synode beschlossenen Voten nach Rom warten bis heute auf entsprechende Antworten, und die für die deutschen Bistümer beschlossenen Regelungen (etwa zur Verwaltungsgerichtsbarkeit) wurden über Jahrzehnte völlig ignoriert.

Diese Erfahrungen erfordern zwingend eine grundlegende Reform der Institution Kirche, lokal wie global. Die deutschen Bischöfe sollten bei der Synodalisierung vorangehen. Das Vorgehen von Bischof Bätzing bei der letzten Vollversammlung des Synodalen Weges, nämlich alle Bischöfe zusammenzurufen, nachdem die Vollversammlung wegen der fehlenden bischöflichen Zustimmung zum theologischen Grundtext für eine erneuerte Sexualmoral zu scheitern drohte, war ein richtiger Schritt. Aber ein solcher Schritt, der unbedingt notwendig war, gehört grundsätzlich in das Statut eines synodalen Weges.

Konstituierende Sitzung der Würzburger Synode 1971 im Dom in Würzburg.
Konstituierende Sitzung der Würzburger Synode 1971 im Dom in Würzburg.

Hier muss nichts neu erfunden werden. Das Statut der Würzburger Synode sah vor, dass vor Abstimmungen über Vorlagen, welche die Lehrautorität oder das Gesetzgebungsrecht der Bischöfe berühren, die Bischofskonferenz feststellen muss, ob sie mit der gebotenen zwei Drittel Mehrheit zustimmen wird. 

Erreicht sie diese Mehrheit nicht, muss sie dieses begründen und diese Begründung der Vollversammlung vorlegen. So wird sichergestellt, dass die Vollversammlung hierüber beraten kann, und es wird ausgeschlossen, dass sich einzelne Bischöfe nicht an den Beratungen beteiligen und dann in geheimer Abstimmung ihre stille Macht per Knopfdruck auf dem Abstimmungsgerät zur Geltung bringen und damit die Vorlage zu Fall bringen.»

Der CDU-Politiker Friedrich Kronenberg (89) war von 1966 bis 1999 Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Er kritisiert in einem Leserbrief in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch. Dieser hatte den Synodalen Weg mit den «Deutschen Christen» in den 1930er-Jahren verglichen, die den Nationalsozialismus unterstützten. Koch fühlt sich missverstanden und beteuert, diesen Vergleich nie gezogen zu haben. (rr)


Kurienkardinal Kurt Koch bei einer Tagung des Benedikt-Schülerkreises im September 2021. | © Francesco Pistilli
12. Oktober 2022 | 05:00
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