Kölner Lügen-Kardinal? Neue Entwicklung im Fall Woelki
Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Meineids. Nun ist ein neues Dokument aufgetaucht, das den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki schwer belastet. Woelki wusste demnach, dass ein von ihm beförderter Priester immer wieder sexuelle Kontakte mit jungen Männern suchte.
Annalena Müller
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) meldete am Mittwoch, dass ein neu-aufgetauchtes Schreiben Rainer Maria Woelki schwer belastet. Der Auszug aus der Personalakte eines Priesters zeige, dass der Kölner Erzbischof um die Neigung eines von ihm beförderten Priesters für junge Männer wusste. Der Kölner Erzbischof hatte dies bisher verneint. Deswegen laufen Ermittlungen wegen Meineids gegen Woelki.
Verdacht des Meineids
Konkret geht es bei den Meineid-Untersuchungen um die Frage: Ab wann Woelki Kenntnis von zwei Dokumenten hatte, die einen von ihm beförderten Priester belasten. In einer gerichtlichen Vernehmung im März sagte Woelki, er wisse nichts von den Vorwürfen, die ein junger Mann gegen den Priester bereits Jahre zuvor erhoben hatte.
Wegen dieser Aussage steht der Kardinal nun im Verdacht des Meineids. Denn er machte seine Aussage vor Gericht unter Eid: «Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe.»
Brief von 2018
Zweifel an Woelkis Aussage vor Gericht gab es schnell. Bisher gründeten sich diese vor allem auf ein Schreiben des Kardinals vom November 2018. Der vierseitige, persönlich scheinende Brief an den Leiter der Glaubenskongregation, ist von Woelki unterschrieben.
Der Brief beschreibt die Vorwürfe des jungen Mannes gegen den Priester detailliert. Nach Bekanntwerden des Schreibens hatte Woelki im Mai über seine Pressestelle mitteilen lassen, dass er das Schreiben zwar unterschrieben, aber nicht gelesen habe. Diese Aussage hatte ungläubige und kritische Reaktionen nach sich gezogen.
Weiterer Brief an Vatikan
Nun liegt dem WDR ein weiteres Schreiben vor, das ebenfalls aus dem November 2018 stammt. Unterzeichnet hat es der damalige Offizial des Kölner Erzbistums, Günter Assenmacher. Der Kernsatz des Schreibens lautet: «… wie vereinbart habe ich ein Dossier zusammengestellt, das der Herr Kardinal heute mit einem Begleitbrief über die Nuntiatur an die Glaubenskongregation auf den Weg gebracht hat, mit der Bitte um weitere Weisung.»
Laut Assenmacher hat Kardinal Woelki den Brief also persönlich auf den Weg gebracht. Er war demnach aktiv an dem Vorgang beteiligt. Dies scheint kaum möglich, ohne dass der Erzbischof wusste, worum es ging. Mit anderen Worten: Das neu-aufgetauchte Schreiben erhärtet den Verdacht, dass der Kardinal vor Gericht die Unwahrheit gesagt hat.
Personalakte: Priester traf sich mit jugendlichem Prostituierten
Das Schreiben, das laut WDR auch der Kölner Staatsanwaltschaft vorliegt, ist offenbar ein Auszug aus der Personalakte des fraglichen Priesters. Es gibt Einblicke über die Praxis des Erzbistums im Umgang mit Priestern, die sich Jugendlichen genähert haben.
Eine Spalte widmet sich konkret den «Vorwürfen gegen den Kleriker». Dort geht es laut WDR unter anderem um einen Fall aus dem Jahr 2001. Damals hat der Priester sich am Kölner Hauptbahnhof mit einem jugendlichen Prostituierten getroffen.
Es scheint also, dass das Erzbistum schon sehr lange über die Neigungen des Priesters Bescheid wusste. Und auch, dass er diesen Neigungen nachging.
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