Wie sollen sich die Kirchen im Wahljahr in die Politik einbringen? Das Bundeshaus in Bern
Schweiz

Kirchen sollen im Wahljahr 2019 «bei aktuellen Themen mitsurfen»

Bern, 23.3.19 (kath.ch) Journalistikprofessor Vinzenz Wyss rät den Kirchen, aktuelle Themen aufzugreifen, um in den Medien präsent zu sein. Insbesondere im Wahljahr 2019 böten sich dazu vermehrt Chancen, wie er in einem Referat vor kirchlichen Kommunikationsverantwortlichen klar machte. Der Berner Stadtpräsident Alec Von Graffenried wünscht sich eine weniger negative Kommunikation – auch von der Kirche.

Wie soll sich die Kirche in die Politik einbringen?  Dies war eine der Fragen am Mittwoch am Treffen im Politforum Käfigturm in Bern. Vinzenz Wyss, Professor für Journalistik an der ZHAW in Winterthur, legte den Kirchen nahe, aktuelle Themen aufzugreifen, also gewissermassen auf dem Nachrichtenstrom mitzusurfen. «Religion an sich hat aus Sicht der Medien keinen Nachrichtenwert. Wenn sich das Thema mit einem anderen aktuellen Thema aus Politik oder auch Wirtschaft verknüpfen lässt, steigen die Chancen, dass Journalisten das Thema aufgreifen.» Vermehrt Chancen dazu böten sich im Wahljahr 2019.

Irritierendes bringt Medienpräsenz

Mediale Beachtung fänden Religion und Kirche insbesondere, wenn ein Thema Irritationen mit sich bringe – meistens erkennbar an einem Konflikt. Und: Lässt sich eine Geschichte erzählen – vielleicht sogar eine mythologische – von Helden, von Aufstieg und Fall, von Liebe und Gerechtigkeit – so ist es laut Wyss eher möglich, Medienpräsenz zu erhalten. Wyss warnt vor Illusionen. «Auf die Kirchen hat in der Öffentlichkeit niemand gewartet», sagt er im Video gegenüber kath.ch. Dies hätten seine Erhebungen zum Thema Religion und Medien gezeigt.

Positives stärker ins Zentrum rücken

Am Treffen kamen weitere Redner zu Wort, so etwa Daniel Kosch, Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz (RKZ), André Flury, Leiter der Fachstelle «Kirche im Dialog» und die Sprecherin der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Encarnaciòn Berger-Lobato. Der Berner Stadtpräsident, Alec Von Graffenried, wünschte sich eine kirchliche Kommunikation, die das Positive stärker ins Zentrum rückt.

Das Treffen der Kommunikationsverantwortlichen der RKZ, des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, der Bischöfe und der kirchlichen Hilfswerke  fand vor aktuellem Hintergrund statt: Kürzlich hat CVP-Präsident Gerhard Pfister mit der Gründung eines Thinktanks eine Debatte darüber lanciert, ob sich die Kirche überhaupt in die Politik einmischen soll. (uab)

Wie sollen sich die Kirchen im Wahljahr in die Politik einbringen? Das Bundeshaus in Bern | © Ueli Abt
23. März 2019 | 08:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Vom Käfig zum Forum: Einschliessen statt wegschliessen

Das Politforum im Käfigturm in Bern ist sowohl Veranstaltungsort wie auch Institution: Die Plattform für Debatten und Dialoge rund um politische Themen soll nach eigenen Angaben letztlich die Demokratisierung fördern.

Der Turm war früher eine Art Untersuchungsgefängnis, es wurden also Menschen weggeschlossen. Ganz im Gegensatz dazu sollen heute unter anderem Menschen, beziehungsweise -gruppen eingeschlossen werden im Sinne einer Inklusion, wie Geschäftsführer Thomas Göttin im Rahmen des kirchlichen Vernetzungstreffens am Mittwoch ausführte.

Regelmässig gibt es Ausstellungen zu aktuellen politisch-gesellschaftlichen Themen, so etwa kürzlich zu Jenischen und Sinti. Seit rund einem Jahr engagieren sich im Politforum auch die Kirchen via Römisch-Katholische Zentralkonferenz und Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund finanziell. Für 2020 ist denn auch eine Ausstellung zum Thema Kirche und Politik geplant. (uab)