Christine Brülisauer: "Die Katholiken haben einen kostbaren Glauben und sollten sich dessen auch bewusst sein."
Schweiz

«Katholiken sollen ihren Glauben mutig in die Welt hinaustragen»

St. Gallen, 27.12.18 (kath.ch) Einen besonders schönen Moment erlebte Christine Brülisauer dieses Jahr bei einer Führung mit jungen Menschen aus anderen Ländern durch die Kathedrale von St. Gallen. Fürs kommende Jahr wünscht die Domsakristanin der katholischen Kirche, dass ihre Mitglieder sich ihres «kostbaren Glaubens» bewusst sind und sich «nicht ducken und verstecken». Ein Beitrag zur kath.ch-Serie zum Jahreswechsel.

Barbara Ludwig

Gleich drei Personen sind für den Sakristanendienst in der St. Galler Kathedrale zuständig. Seit November 2015 gehört zu dem Team auch Christine Brülisauer aus Rorschacherberg. Sie habe im vergangenen Jahr viele schöne Momente in der Kathedrale erlebt, sagt die 51-Jährige gegenüber kath.ch. Ein Erlebnis sei ihr noch besonders nahe.

Mit jungen Menschen auf dem Turm

Im Sommer führte Christine Brülisauer eine Integrationsklasse mit Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit durch die Kathedrale. Denn die drei Sakristane bieten auf Anfrage auch Führungen durch die Barockkirche an.

«Die jungen Menschen waren aufmerksam und neugierig. Obwohl sie noch nicht so gut Deutsch konnten, trauten sie sich mutig, Fragen zu stellen», erzählt Brülisauer. Die Jugendlichen seien so fröhlich gewesen, als man gemeinsam in einen der beiden Türme des Gotteshauses hinaufstieg. «Am Schluss haben sie sich per Handschlag von mir verabschiedet und sich bedankt.» An dieses schöne Erlebnis erinnere sie sich gerne.

«Es muss viel Aggression gegen die Kirche vorhanden sein.»

Tiefpunkte oder Rückschläge gebe es bei der Arbeit als Sakristanin kaum, sagt die gelernte Gärtnerin, die zuletzt während 20 Jahren als Betagtenbetreuerin gearbeitet hatte. Dann und wann, sehr selten, erlebe sie, dass Leute sie beschimpfen und über die Kirche herziehen, weil sie sie darauf aufmerksam gemacht habe, «wie man sich in einer Kirche verhält»: Etwa, dass sie ihren Hund draussen lassen müssen oder in der Kirche nicht essen dürfen. Sie frage sich dann: «Was haben diese Leute erlebt, dass sie so reagieren? Es muss viel Aggression gegen die Kirche vorhanden sein.» Das mache sie traurig.

«Die Katholiken sollen sich nicht verstecken.»

Fürs kommende Jahr wünscht die Ostschweizerin der Kirche, dass die Katholiken «sich nicht ducken und verstecken, sondern ihren Glauben mutig in die Welt hinaustragen». Sie sollten sich nicht niederdrücken lassen von Berichten über negative Dinge wie etwa die sexuellen Übergriffe durch Priester oder andere Verfehlungen. Diese will Brülisauer nicht kleinreden. Aber sie möchte ihre Glaubensgenossen ermutigen, den Fokus auf das Positive zu richten: «Die Katholiken haben einen kostbaren Glauben. Und es geschieht so viel Positives in der Kirche. Wir sollten uns dessen auch bewusst sein.»

Gläubige zeigen sich dankbar

Von der Kirche fühlt sich Christine Brülisauer in ihrer Tätigkeit gut betreut und begleitet. Erster Ansprechpartner für die Anliegen der Sakristane sei in der Regel der Dompfarrer, der dann über allfällig nötige Massnahmen entscheide. Man schätze ihre Arbeit. «Ich höre auch mal ein Lob oder einen Dank.» Von Gläubigen, dem Dompfarrer oder anderen Liturgen.

Jeden Tag motiviert und mit Freude an der Arbeit

Auf die Frage nach beruflichen Herausforderungen, die sie im kommenden Jahr erwarten, antwortet Brülisauer: «Ich möchte meinen Dienst jeden Tag motiviert, zuverlässig und mit grosser Freude verrichten – zum Wohl der Menschen, die die Kathedrale aufsuchen.»

2019 stehe zudem die 1300-Jahr-Feier zur Gründung des Klosters St. Gallen durch den heiligen Otmar (um 690-759) an. Im Moment wisse sie allerdings noch nicht, was im Einzelnen an kulturellen Veranstaltungen und Gottesdiensten auf dem Programm stehen werde, sagt die Domsakristanin.

Christine Brülisauer: «Die Katholiken haben einen kostbaren Glauben und sollten sich dessen auch bewusst sein.» | © Regina Kühne
27. Dezember 2018 | 13:01
Lesezeit: ca. 2 Min.
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