Kardinal Victor Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums
Vatikan

Kardinal Victor Fernandez: Papst ist kein liberaler Reformer

Der Leiter der Glaubensbehörde im Vatikan, Kardinal Victor Fernandez, warnt vor Fehleinschätzungen von Papst Franziskus. Die veröffentlichte Erklärung zur Segnung unverheirateter und homosexueller Paare ist eine «pastorale Antwort, die alle, wenn auch mit Mühe, annehmen könnten». Fernandez kritisierte die in Deutschland geführten Reformdebatten.

Der Leiter der Glaubensbehörde im Vatikan, Kardinal Victor Fernandez, hat vor Fehleinschätzungen von Papst Franziskus gewarnt. Dieser sei kein liberaler Reformer, sagte Fernandez laut einer online verbreiteten Vorabmeldung in einem Interview der katholischen Wochenzeitung «Die Tagespost». Der Wortlaut wird erst in der ersten Ausgabe des neuen Jahres veröffentlicht, die am Donnerstag erscheint.

Papst Franziskus bei seiner Eröffnungsrede an der Synode 2023 in der Audienzhalle Paul VI.
Papst Franziskus bei seiner Eröffnungsrede an der Synode 2023 in der Audienzhalle Paul VI.

«Einige deutsche Bischöfe scheinen mir offenbar nicht recht zu verstehen, dass ein liberaler oder aufklärerischer Papst diese Gemeinschaft unter Deutschen, Afrikanern, Asiaten, Lateinamerikanern, Russen und so fort nicht garantieren könne», sagte Fernandez den Angaben zufolge mit Blick auf grosse Unterschiede in der Weltkirche. Ein «pastoraler» Papst könne das hingegen.

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Der Kurienkardinal verwies auf die kurz vor Weihnachten von seiner Behörde veröffentlichte Erklärung zur Segnung unverheirateter und homosexueller Paare. Diese Äusserung sei «eine klare Antwort, die die Unterschrift des Papstes trägt». Es sei «nicht die Antwort, die man in zwei oder drei Ländern gerne hätte». Vielmehr handle es sich um eine «pastorale Antwort, die alle, wenn auch mit Mühe, annehmen könnten».

Kritik an Deutschland

Fernandez kritisierte laut «Tagespost» ausdrücklich die in Deutschland geführten Reformdebatten: «Wenn man einige Betrachtungen hört, die im Kontext des deutschen Synodalen Wegs angestellt wurden, scheint es manchmal, als fühle sich ein Teil der Welt besonders ‘erleuchtet’, um zu verstehen, was die anderen armen Tröpfe nicht zu begreifen vermögen, weil sie verschlossen oder mittelalterlich seien, und dann glaubt dieser ‘erleuchtete’ Teil auf naive Weise, dass dank seiner die ganze universale Kirche reformiert und von den alten Schemen befreit wird.» (kna)


Kardinal Victor Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums | © Oliver Sittel
31. Dezember 2023 | 16:02
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