Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (2021)
Vatikan

Kardinal Pietro Parolin kommt im November in die Schweiz

Papst Franziskus hat am Donnerstag Bundespräsident Guy Parmelin in einer Privataudienz empfangen. Parmelin stellte einen Schweizer Vatikan-Botschafter in Aussicht. Später traf er Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Dieser kommt im November in die Schweiz, um ein Jubiläum nachzufeiern.

Raphael Rauch

Laut Bundespräsident Guy Parmelin will der Bundesrat einen eigenen Botschafter für den Heiligen Stuhl entsenden. Bislang ist der Schweizer Botschafter in Slowenien auch für den Vatikan zuständig.

Bundesrat dürfte bald entscheiden

Sollte der Bundesrat das beschliessen, «könnte das ein weiterer konkreter Schritt zur Festigung unserer hervorragenden Beziehungen sein», sagte Parmelin der Agentur «I.MEDIA». Der Bundesrat könnte den Entscheid schon sehr bald treffen. Allerdings müsse er sich auch noch mit dem Parlament beraten.

Papst Franziskus empfängt Bundespräsident Guy Parmelin am 6. Mai 2021 im Vatikan.
Papst Franziskus empfängt Bundespräsident Guy Parmelin am 6. Mai 2021 im Vatikan.

Die Todesfälle in der Schweizergarde 1998 hingegen seien bei der Audienz kein Thema gewesen. Kurz vor dem Treffen hatte eine Anwältin bekannt gegeben, Kardinal Parolin unterstütze einen Wunsch nach Akteneinsicht.

Mutter bezweifelt Untersuchungsergebnis

Diesen macht die Mutter des verstorbenen Gardisten Cedric Tornay geltend. Sie bezweifelt das Untersuchungsergebnis, wonach ihr Sohn den Kommandanten der Schweizergarde, dessen Frau und anschliessend sich selbst erschossen habe.

Papst Johannes Paul II. betet am 6. Mai 1998 im Vatikan vor den drei Särgen mit den Leichen von Alois Estermann, dessen Frau Gladys und Cedric Tornay.
Papst Johannes Paul II. betet am 6. Mai 1998 im Vatikan vor den drei Särgen mit den Leichen von Alois Estermann, dessen Frau Gladys und Cedric Tornay.

Zu den Todesfällen in der Schweizergarde sagte Parmelin: «Wir haben das weder mit dem Papst noch mit Kardinal Parolin besprochen. Sicher ist ein Verfahren im Gange. Dies sind Angelegenheiten, die auf der Ebene eines ausländischen Staates geregelt werden. Es ist nicht die Aufgabe des Bundesrates, sich in dieses Verfahren einzumischen.»

101 Jahre bilaterale Beziehungen

Letzten November sollte Kardinal Parolin nach Einsiedeln, Flüeli-Ranft, Bern und Freiburg reisen. Anlass waren die Feierlichkeiten von 100 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Schweiz.

Apostolische Nuntiatur in Bern.
Apostolische Nuntiatur in Bern.

Coronabedingt musste das Jubiläum abgesagt werden. Es soll nun im November 2021 nachgeholt werden. «Dies ist das erste Mal, dass der vatikanische Premierminister in die Schweiz zu einem Staatsbesuch reist. Dies ist ein Zeichen für die Konsolidierung der Beziehungen zwischen dem Vatikan und der Schweiz», sagte Parmelin.

Bundesrat bezahlt fünf Millionen Franken für den Neubau der Schweizergarde

Auch die Finanzierung des Neubaus der Kaserne der Schweizergarde war in Rom Gesprächsthema. Der Bundesrat nimmt hierfür fünf Millionen Franken in die Hand. «Wir haben die praktischen Aspekte mit Kardinal Pietro Parolin besprochen. Zum Beispiel muss die Schweizergarde während der Arbeiten anderweitig untergebracht werden. Der Vatikan wird für die Kosten aufkommen», sagte Parmelin.

Bundespräsident Guy Parmelin mit dem Kommandanten der Schweizergarde, Christoph Graf.
Bundespräsident Guy Parmelin mit dem Kommandanten der Schweizergarde, Christoph Graf.

Der Vorstoss von US-Präsident Joe Biden, die Patente auf Covid-Impfstoffe aufzuheben, sei kein Thema gewesen. Anders als der Vatikan lehnt die Schweiz das Vorhaben ab. «Wir haben uns schon immer für den Schutz von Patenten ausgesprochen, um Innovation und Dynamik zu fördern und Unternehmen die Möglichkeit zu geben, nach Lösungen zu suchen und Forschung zu betreiben», sagte Parmelin.

Idee der USA gut gemeint – aber mit schlechtem Effekt

Gleichzeitig engagiere sich die Schweiz im Rahmen des Covax-Programms dafür, dass auch arme Länder Impfstoffe erhalten. Die Idee der USA sei gut gemeint, hätte aber einen schlechten Effekt, findet der Schweizer Bundespräsident.


Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (2021) | © KNA
8. Mai 2021 | 14:20
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