Kardinal Karl Lehmann
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Kardinal Lehmann kritisiert Praxis von Bischofsernennungen

Mainz/Freiburg, 1.5.16 (kath.ch) Kritik an der Praxis von Bischofsernennungen hat Kardinal Karl Lehmann geübt. In einem soeben im Verlag Herder erschienenen Interview-Buch zu seinem 80. Geburtstag am 16. Mai schreibt Lehmann, in den vergangenen Jahren habe es offensichtlich Listen gegeben, «wo alle Kandidaten, die von den hiesigen Domkapiteln vorgeschlagen wurden, gestrichen wurden und eine ganz neue Liste aus Rom zurückkam». Wenn dem wirklich so sei, «dann ist das», so Lehmann, «eine schwer erträgliche Missachtung der Kirche im Land».

Es passiere trotz Papst Franziskus leider auch heute noch, dass «unbefugte Leute» sich einmischten, bemängelt der Kardinal. Er betont, im Namen des Rechts müssten «die Seiteneinflüsse, die nicht legitim sind», zurückgedrängt werden, damit diejenigen zu Wort kämen, die nachher auch mit dem gewählten Kandidaten leben müssten. Wenn gegen einen Kandidaten wirklich etwas vorliege, dann müssten der Nuntius oder Rom mit dem an der Spitze eines Domkapitels stehenden Domdekan oder Dompropst reden.

Theologische Kompetenz statt formale Rechtgläubigkeit

Rom dürfe nicht einfach kommentarlos Namen streichen. Dies zu klären, sei ihm ein dringendes Bedürfnis, so Lehmann. Der Kardinal wörtlich: «Es ist einfach schon zu viel passiert. Sonst wird immer mehr das ganze Verfahren infrage gestellt werden.»

Lehmann mahnt in dem Interview-Buch auch an, vor der Wahl oder Ernennung eines neuen Bischofs viel stärker auf die theologische Kompetenz zu schauen und nicht bloss darauf, dass er im formalen Sinne rechtgläubig sei. Ein Bischof müsse eine Offenheit mitbringen, neue Herausforderungen theologisch anzugehen. (kna)

 

Kardinal Karl Lehmann | © KNA
1. Mai 2016 | 11:41
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