Kardinal Walter Kasper am 4. April 2019 in Rom.
Vatikan

Kardinal Kasper warnt Deutsche: Von anderen Ortskirchen lernen statt als Lehrmeister auftreten

Zwei hochrangige Kardinäle und ein Aufruf zur Mässigung: Nach Wiens Erzbischof Schönborn stellt sich nun auch der deutsche Kurienkardinal Kasper hinter die Absage des Vatikans an den deutschen Reformweg – mit klaren Worten.

Kurienkardinal Walter Kasper hat die katholische Kirche in Deutschland vor einem Auftreten als Lehrmeister anderer Ortskirchen gewarnt. In einem Kommentar für das theologische Portal «communio.de» vom 20. Februar stellte er sich dabei hinter die Absage des Vatikans an die Einrichtung eines «Synodalen Rats».

Von anderen Ortskirchen lernen

Es gebe andere Möglichkeiten und Modelle, ein Zusammenspiel von Laien und Bischöfen auszuprobieren, die mit der Tradition vereinbar seien und sie weiterführten. «Darum sollte im weltkirchlichen synodalen Prozess keiner als Lehrmeister der anderen Ortskirchen, vielmehr jeder als von anderen Ortskirchen bereitwillig Lernender auftreten. Das stünde uns Deutschen besonders an», so der langjährige Leiter des früheren christlichen Einheitsrates im Vatikan.

Weltsynode in Rom im Oktober 2023.
Weltsynode in Rom im Oktober 2023.

Angesichts der Polarisierungen in der Kirche könne ein Konsens nur durch ein «synodales Miteinander» entstehen – «weder durch ein Machtwort von oben noch durch Unbotmässigkeiten von unten», so Kasper unter Verweis auf die vom Papst einberufene Weltsynode. Im Oktober soll dieser weltweite Beratungsprozess von Gläubigen über ein anderes Miteinander in der katholischen Kirche zu Ende gehen.

Bischofsamt synodal einbinden

Dabei gelte es, Möglichkeiten zu finden, in der das Bischofsamt synodal eingebunden werden könne, ohne es auszuhöhlen, sondern in seinem apostolischen Auftrag zu stärken. Zugleich sollten darin auch die Laien ihre Mitverantwortung effektiv wahrnehmen können, so Kasper.

Banner mit dem Logo zum Synodalen Weg in Deutschland.
Banner mit dem Logo zum Synodalen Weg in Deutschland.

Bedenken am deutschen Reformweg äusserte der 90-Jährige auch angesichts knapper werdender finanzieller Ressourcen. Statt möglichst viele neue Institutionen zu schaffen, sollten jene, «die wir in Deutschland bereits oft mehr als genug haben», gebündelt werden. Um dem Ziel der Synodalität näher zu kommen, sollten sie zudem weniger bürokratisch und mehr spirituell ausgestaltet werden. «Synodalität ist kein fertiges System; Synodalität ist ein Weg, den man gemeinsam gehen muss – mit  Blick auf Christus in seinem Geist», so der Kardinal.

Schönborn rief zu Einheit mit Rom auf

Mit seinem Kommentar stellt sich Kasper hinter die Aussagen des Wiener Kardinals Christoph Schönborn. Dieser hatte die deutschen Bischöfe am Montag zu Einheit und Dialog mit Rom aufgerufen und davor gewarnt, ihre persönliche Verantwortung für die wichtigen Entscheidungen und die Glaubensweitergabe an ein gemischt besetztes Gremium zu delegieren.

Kardinal Christoph Schönborn in Rom.
Kardinal Christoph Schönborn in Rom.

Bischöfe folgten Aufforderung aus Rom

Hintergrund der Mahnungen durch die Kardinäle war die geplante Abstimmung über die Satzung eines «Synodalen Ausschusses» bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in dieser Woche in Augsburg. Der Ausschuss sollte ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern vorbereiten. Unmittelbar vor Beginn hatte der Vatikan am Wochenende die Bischöfe aufgefordert, diesen Tagesordnungspunkt zu streichen. Das war umgehend geschehen.

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Kasper nannte den Brief «eine in der Sache völlig klare und eindeutige, alle neuen trickreichen Uminterpretationen ausschliessende Absage an die von Anfang an irrealen Hoffnungen des Synodalen Wegs, durch entschlossenen Widerstand gegen Rom das Projekt eines Synodalen Rates durchsetzen zu können». (kna)


Kardinal Walter Kasper am 4. April 2019 in Rom. | © KNA
21. Februar 2024 | 09:00
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