Papst Franziskus grüsst aus dem Papamobil die Gläubigen im Stadion von Edmonton.
International

Kanadas Indigene fordern mehr als Worte

Auf die Entschuldigung des Papstes für die kirchlich geführten Umerziehungsschulen sollen Taten folgen. Betroffene fordern einen Zugang zu Kirchenarchiven und eine unabhängige Untersuchung zur historischen Rolle der Kirche in Bezug auf die Residential Schools.

Führende Vertreterinnen und Vertreter der indigenen Völker Kanadas haben nach der Entschuldigung des Papstes für die Zwangsassimilierung von rund 150’000 Kindern weitere Forderungen an die katholische Kirche gestellt. Stammesälteste und Opfer des kanadischen Internatssystems werteten die Worte des Bedauerns von Franziskus als aufrichtig, berichten kanadische Medien. Nun stelle sich die Frage, was daraus folge.

Papst Franziskus in Kanada, Juli 2022
Papst Franziskus in Kanada, Juli 2022

Franziskus habe sich «lautstark und deutlich» entschuldigt, so Grosshäuptling George Arcand von den First Nations, aber konkrete Zusagen seien nicht in Sicht. Bisher fehle etwa eine Verpflichtung der Kirche zur Rückgabe von indigenen Artefakten. Auch gebe es nach wie vor keinen Zugang zu den Kirchenarchiven, um Täter und Opfer zu identifizieren.

Forderung nach Fachkommission

Auf Zustimmung stösst bei den Indigenen das Versprechen des Papstes, eine Untersuchung über die historische Rolle der Kirche bei den sogenannten Residential Schools vorzunehmen. Diese sollte allerdings von einer unabhängigen Kommission vorgenommen werden, sagte Häuptling Tony Alexis von der «Nakota Sioux First Nation».

Grundlage der Indigenen-Forderungen an Rom sind auch päpstliche Bullen aus dem 15. Jahrhundert, die den Weg der Europäer zur Kolonialisierung Amerikas und zur Unterdrückung der Ureinwohner geebnet hätten. Der Papst müsse sich davon distanzieren, so der einhellige Tenor der Indigenen. (kna)


Papst Franziskus grüsst aus dem Papamobil die Gläubigen im Stadion von Edmonton. | © KNA
27. Juli 2022 | 15:01
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