Joseph Maria Bonnemain wurde vom Vatikan zum Sonderermittler ernannt.
Schweiz

Joseph Bonnemain wird 75 – bleibt aber im Bischofsamt

Der Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain wird am Mittwoch (26. Juli) 75 Jahre alt. Er erreicht damit jene Altersgrenze, mit der Bischöfe dem Papst gemäss dem Kirchenrecht ihren Amtsverzicht anbieten müssen. Nicht aber Bonnemain, denn der Vatikan versicherte ihm die Verlängerung bereits zu Beginn.

Papst Franziskus gab Bischof Bonnemain dieses schriftlich besiegelte Versprechen bereits zu dessen Amtsantritt im März 2021. Franziskus wünsche mit Blick auf die diffizile Lage in dem seit Jahren zerstrittenen Schweizer Bistum, dass Bonnemain mindestens fünf Jahre im Amt bleibt, sofern seine Gesundheit es zulasse.

Vier Jahrzehnte Bistum Chur

Bonnemain ist ausgebildeter Arzt und arbeitete auch als Krankenhausseelsorger. Geistlich stammt er aus dem konservativen Opus Dei. Geboren und aufgewachsen ist er in Barcelona. Er studierte in Zürich Medizin, in Rom Theologie und ist seit vier Jahrzehnten in der Churer Bistumsleitung tätig.

Bischof Joseph Bonnemain mit Gläubigen vor der Kirche von Tiefencastel GR.
Bischof Joseph Bonnemain mit Gläubigen vor der Kirche von Tiefencastel GR.

Zuletzt war er viele Jahre Bischofsvikar und damit für die Beziehungen zwischen dem Bistum Chur und den Kantonen zuständig. Er hat einen Ruf als Versöhner, auch im progressiven Flügel.

Bonnemain kennt Konfliktlinien

Schon seit Ende der 80er-Jahre ist das Bistum Chur von innerkirchlichen Spannungen und Polarisierung zwischen konservativ und liberal geprägt. Das Schweizer Staatskirchenrecht räumt den Laien mehr Mitbestimmung ein, als im allgemeinen Kirchenrecht vorgesehen ist.

Joseph Maria Bonnemain am Trauergottesdienst für Peter Henrici
Joseph Maria Bonnemain am Trauergottesdienst für Peter Henrici

Das sorgte in den Amtszeiten der sehr konservativen Bischöfe Wolfgang Haas (1988/90-1997) und Vitus Huonder (2007-2019) für viele Konflikte. Haas’ Nachfolger Amedee Grab (1997-2007) gelang es als Schlichter, die Wogen zwischen Bischof und Kirchenvolk weitgehend zu glätten. Unter Huonder brachen die Konflikte jedoch wieder auf.

Bonnemain hat diese unruhige Zeit selbst in verschiedenen Funktionen mitgeprägt und kennt die Konfliktlinien besser als jeder mögliche Kompromisskandidat von aussen. Als Bischof wolle er die Herzen umbauen, so der gelernte Mediziner nach seinem Amtsantritt. Dafür waren in den vergangenen Jahren aber auch personelle Schnitte nötig. (kna)


Joseph Maria Bonnemain wurde vom Vatikan zum Sonderermittler ernannt. | © Nicola Pitaro
25. Juli 2023 | 10:00
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