Eine Tora-Rolle in einer Vitrine.
International

Israel kritisiert Schweden für Verbrennung jüdischer Bibel

Der israelische Präsident Isaac Herzog hat Schwedens Entscheidung kritisiert, die Verbrennung einer jüdischen Bibel, der Tora, zu erlauben. Die Aktion ist eine direkte Reaktion auf die Koran-Verbrennung während einer Demonstration in Stockholm Ende Juni.

«Die Verunstaltung heiliger Texte zuzulassen, ist keine Ausübung der Meinungsfreiheit, sondern eine unverhohlene Aufwiegelung und ein Akt des puren Hasses», reagierte Isaac Herzog laut Mitteilung seines Büros am Freitag.

Als Präsident des Staates Israel habe er die Verbrennung des Korans verurteilt, der den Muslimen auf der ganzen Welt heilig sei, so Herzog. Es breche ihm das Herz, «dass das gleiche Schicksal nun eine jüdische Bibel erwartet, das ewige Buch des jüdischen Volkes». Er rief die Welt dazu auf, «diesen widerwärtigen Akt klar zu verurteilen».

Verbrennung sei antisemitisch

Weitere israelische und jüdische Vertreter übten Kritik an der schwedischen Entscheidung. Der «beschämende Akt» unterminiere die Heiligkeit des heiligsten Buches des jüdischen Volkes, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu laut Berichten.

Papst Franziskus in Schweden 2016
Papst Franziskus in Schweden 2016

Der israelische Aussenminister Eli Cohen bezeichnete Tora-Verbrennungen demnach als Hassverbrechen. Der sephardische Oberrabbiner des Landes, Jitzchak Josef, sprach von Antisemitismus.

Erinnerung an dunkle Zeiten

Auch die Konferenz Europäischer Rabbiner (CER) protestierte gegen die Vorgänge in Schweden. «Die Verbrennung von heiligen Büchern ist ein abscheulicher Akt, der an dunkle Zeiten in der blutigen Geschichte des europäischen Kontinents erinnert», erklärte CER-Präsident Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt.

Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz.
Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz.

In Schweden würden damit erneut die Gefühle der Religionsgemeinschaften im eigenen Lande und darüber hinaus verletzt. «Die schwedische Regierung versagt einmal mehr bei der Unterstützung der religiösen Minderheiten im Land.»

Rechtliche Schritte prüfen

Das Recht auf freie Meinungsäusserung rechtfertige keine Aufwiegelung gegen Religionsgemeinschaften, fügte Goldschmidt hinzu. «Wir werden uns mit dieser jüngsten Provokation nicht abfinden und prüfen alle rechtlichen und politischen Möglichkeiten, um gegen diese gefährlichen Aktionen vorzugehen.»

Der Inhalt ist heilig, das Buch nicht - eine Verbrennung der Bibel wäre daher zumindest kein Sakrileg.
Der Inhalt ist heilig, das Buch nicht - eine Verbrennung der Bibel wäre daher zumindest kein Sakrileg.

Die schwedischen Behörden hatten laut israelischen Medienberichten am Freitag einer für Samstag geplanten Veranstaltung nahe der israelischen Botschaft grünes Licht erteilt, bei der eine jüdische und eine christliche Bibel verbrannt werden sollen.

Reaktion auf Koranverbrennung

Die Aktion ist laut dem Antragsteller eine Reaktion auf die Verbrennung des Korans Ende Juni, die ebenfalls mit behördlicher Genehmigung erfolgte. Ziel sei es, «die schwedische Heuchelei zu entlarven», hiess es. (kna)


Eine Tora-Rolle in einer Vitrine. | © Susanne Schenker
15. Juli 2023 | 09:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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