Jonas Projer
Schweiz

Islam-Arena mit Zentralrat: Herr Projer, warum dürfen gemässigte Muslime nur in die 2. Reihe?

Zürich, 23.1.15 (kath.ch) Ein Duell zur Rolle der Muslime in der Schweiz versprach am Freitag die Sendung Arena im Schweizer Fernsehen SRF. Die Wahl der Hauptredner in der vordersten Reihe überraschte: Abdel Azziz Qaasim Illi, Mediensprecher des Islamischen Zentralrats Schweiz (IZRS), der mit radikalen Positionen für Schlagzeilen sorgt, und Saïda Keller-Messahli, Präsidentin Forum für einen fortschrittlichen Islam, auf der anderen Seite. Lediglich in der zweiten Reihe durfte Farhad Afshar, Präsident Koordination Islamischer Organisationen Schweiz, auftreten, der einen gemässigten Islam vertritt. Warum stehen die beiden Extrempositionen im Zentrum der TV-Arena? Kath.ch hat vor der Sendung bei Jonas Projer, Redaktionsleiter und Moderator der Sendung Arena, nachgefragt.

Sylvia Stam

Wie kam es zur Auswahl der Gäste?

Jonas Projer: Muslime in der Schweiz werden oft als homogene Gruppe wahrgenommen. Einer der Ansätze heute Abend ist es, transparent zu machen, dass Muslime in der Schweiz eine heterogene Gruppe sind, die sich auch untereinander oft nicht einig sind. Wir haben mit Herrn Illi und Frau Keller-Messahli Personen mit einer deutlichen Meinung eher an den beiden Enden der Skala genommen.

Sie stellen damit zwei eher extreme Positionen in die vordere Reihe. Warum ist Herr Afshar, der eine gemässigte Position vertritt, in der hinteren Reihe?

Projer: Herr Afshar hat als einziger Experte eine sehr prominente Position, direkt hinter der Moderation. Dass wir im Zentrum nur zwei Gäste haben, also eine Art Duell, hat in der Arena Tradition. Herr Afshar als Vertreter eines der beiden Dachverbände ist in dieser Sendung jedoch ein sehr wichtiger Gast, der ausführlich zu Wort kommen wird.

Warum machen Sie keine Viererrunde, beispielsweise mit Hisham Maizar, dem Präsidenten der Föderation islamischer Dachverbände der Schweiz?

Projer: Die Position von Herrn Maizar wäre jener von Herrn Afshar sehr nahe gestanden. Es wäre durchaus möglich gewesen, Herrn Maizar ebenfalls einzuladen. Grundsätzlich versucht man aber in einer Diskussionssendung, keine Position doppelt zu besetzen.

Leisten Sie damit nicht einem verzerrten Islambild in den Medien Vorschub, wenn Sie zwei Extrempositionen ins Zentrum stellen?

Projer: Ich würde das nicht Extrempositionen nennen. Wenn man eine kontroverse Diskussion führt, nimmt man oft Positionen, die relativ weit auseinander liegen, aber man versucht, nicht dort stehen zu bleiben, sondern auch Mittelpositionen einzubringen, Kompromisse zu finden.

Der IZRS vertritt nur eine Minderheit der Muslime. Halten Sie ihn dennoch für relevant?

Projer: Ich würde sagen, der IZRS ist ein relevanter Player in dieser Diskussion. Eine Frage, die wir in der Sendung zu klären versuchen, ist: Wer vertritt eigentlich die Muslime? Unsere Recherchen vor der Sendung haben gezeigt, dass es eigentlich niemanden gibt, der eine Mehrheit der Muslime vertritt. Eines der Phänomene dieser Gemeinschaft ist gerade, dass sie nicht organisiert ist, zum Beispiel in einem einzigen Dachverband. Wenn man das Thema fair und ausgewogen anschauen will, macht man es sich zu einfach, den IZRS zu ignorieren. Aber wir geben ihm nicht einfach eine unkritische Plattform, auf welcher er sich als Vertreter aller Muslime präsentieren kann, sondern wollen zeigen, wo die Spannungen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft sind. (sys)

Jonas Projer | © 2014 SRF/Oscar Alessio
23. Januar 2015 | 23:30
Lesezeit: ca. 2 Min.
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