Inseratekampagne der Schweizer Kapuziner hat sich gelohnt

Rapperswil SG, 11.1.11 (Kipa) Fünf Männer haben sich entschlossen, die Schweizer Kapuziner näher kennenzulernen. Einer davon lebt bereits probeweise in einem Kloster mit. Das ist bislang das Ergebnis der neuen Werbekampagne des franziskanischen Ordens, die im November und Dezember ein enormes mediales Interesse ausgelöst hatte. Aus Sicht des Medienbeauftragten Willi Anderau hat sich die Kampagne «auf jeden Fall gelohnt», wie er am Dienstag gegenüber der Presseagentur Kipa sagte.

Seit Mitte November und noch bis in den Januar hinein läuft in der Deutschschweiz eine Inseratekampagne, mit der die Kapuziner in Stellenanzeigern mehrerer Tageszeitungen nach neuen Mitbrüdern suchen.

Die Kampagne, die auch den Verkauf von Fan-Artikeln umfasst, hat sich «auf jeden Fall gelohnt», zog Anderau Bilanz. Bislang sind etwa 35 Bewerbungen eingegangen; ausländische Interessenten – von denen es auch einige wenige gab – wurden an die jeweilige Provinz verwiesen.

Prozess des Kennenlernens

Mit fünf Männern führte der Orden «Bewerbungsgespräche mit Aussicht auf Erfolg», so Anderau. Einer davon lebt bereits für eine bestimmte Zeit und probeweise in einem Kloster mit. Mit allen aber gehen die Gespräche weiter. Denn die Inserate, obschon in Stellenanzeigern abgedruckt, seien im Grunde genommen eher «Kontaktinserate». Zunächst beginnt einmal ein längerer Prozess des gegenseitigen Kennenlernens. «Langsam wird eine Beziehung aufgebaut.» Es sei nicht wie bei der Jobsuche, wo in der Regel möglichst bald nach dem Bewerbungsgespräch die Stelle angetreten wird.

Inserate erfüllen ihren Zweck

Die Kampagne ist schon allein deshalb ein Erfolg, weil über 90 Prozent der Kandidaten erst durch eines der Inserate zum ersten Mal in ihrem Leben auf die Möglichkeit des Ordenslebens aufmerksam wurden. Nur einige wenige hätten sich schon vorher Gedanken darüber gemacht, sagte Anderau. «Wir sind mit einigen Leuten in Kontakt gekommen, die wir sonst nie kennengelernt hätten.»

Früher war das Ordensleben für junge Menschen durchaus eine Option. Das sei heute völlig anders, das Angebot an möglichen Berufen um ein Vielfaches grösser. Der Ordensberuf werde nicht mehr als mögliche Lebensform wahrgenommen. «Man muss die Leute zuerst wieder darauf aufmerksam machen», umschreibt Anderau Sinn und Zweck der Kampagne.

Männer in der Lebensmitte

Beworben haben sich nach Angaben des Medienbeauftragten Männer im Alter zwischen 22 und 55 Jahren. Die meisten sind jedoch um die 40. Darunter befinden sich Handwerker, Leute aus dem kaufmännischen Bereich, ein Sozialarbeiter, ein Jurist, ein Philosoph und mehrere Theologen. Gemeldet haben sich auch Personen, deren Motivation fraglich war, so ein Arbeitsloser, ein Obdachloser und auch ein psychisch kranker Mann.

Die meisten Interessenten sind zwar katholisch, haben aber keinen engen Kontakt zur Kirche; zum Teil sind sie auch «sehr weit weg von einer kirchlichen Praxis», sagte Anderau. Einige seien «religiös sehr interessiert und hoch motiviert», wiesen aber wenige Kenntnisse auf. Viele seien sehr interessiert am Leben in einer Gemeinschaft, am «alternativen Lebensentwurf» und weniger an der Religion.

Der Orden will die Werbekampagne weiterführen; ob mit oder ohne Inserate ist derzeit noch unklar. Man sei am Überlegen, in welcher Form man die Suche nach neuen Mitbrüdern fortsetzen möchte, sagte Anderau. Schliesslich gilt es jetzt auch, den erlangten «Bekanntheitsgrad auszunutzen».

(kipa/bal/am)

11. Januar 2011 | 14:48
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