Marsch gegen Christenverfolgung in Indien, 2019
International

Indien: Tausende protestieren gegen Übergriffe auf Christen

Der Druck auf Christinnen und Christen nimmt in vielen indischen Bundesstaaten zu. Indiz dafür sind Anti-Konversionsgesetze. Aber es gibt auch gezielte Gewalt gegen die Minderheit. Dagegen protestieren nun Tausende auf der Strasse – nicht nur Christen, sondern auch Hindus und Muslime.

Unterstützt von Hindus und Muslimen haben mehrere Tausend Christen in Indiens Finanzmetropole Mumbai gegen die zunehmende Gewalt gegen Christen und ihre Gotteshäuser protestiert. Zu der Kundgebung am Mittwoch hatte laut dem asiatischen Nachrichtenportal «Ucanews» ein Zusammenschluss von 80 christlichen NGOs aufgerufen. Im Zentrum stand dabei die Warnung vor den von der hindu-nationalistischen Regierungspartei BJP forcierten sogenannten Anti-Konversionsgesetzen. Schon im Februar hatte ein ähnlicher Protestmarsch in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi stattgefunden.

Falsche Anschuldigungen

«Es gibt anhaltende Wellen von Hassreden und gezielter Gewalt gegen religiöse Führer, Entweihung von Gebetsstätten, Unterbrechung von Gebetsgottesdiensten und Beschränkungen für religiöse Versammlungen sowie falsche Anschuldigungen von erzwungenen und betrügerischen religiösen Konversionen», heisst es in einem von dem NGO-Zusammenschluss «Samast Christi Samaj» veröffentlichten Memorandum. Dieses wurde dem Ministerpräsidenten des Bundesstaates Maharashtra, Eknath Shinde, übergeben.

Katholische Kirche in Goa, Indien.
Katholische Kirche in Goa, Indien.

«Wir wollen die Eskalation der Gewalt und die Angriffe gegen die friedliebende christliche Gemeinschaft durch diejenigen beenden, die den unbegründeten Vorwurf der Konversion als Vorwand benutzen», sagte «Samast Christi Samaj»-Sprecher Dolphy D’Souza.

Anti-Konversionsgesetze in vielen Bundesstaaten

Rund ein Dutzend indische Bundesstaaten haben ein weitreichendes Anti-Konversionsgesetz erlassen. Die meisten von ihnen werden von der hindu-nationalistischen BJP von Premierminister Narendra Modi regiert. Der im Bundesstaat Maharashtra mit Mumbai als Hauptstadt regierenden Koalition gehört auch die BJP an. Die Demonstranten forderten Ministerpräsidenten Shinde auf, ein geplantes Anti-Konversionsgesetz nicht in Kraft zu setzen. «Es wird dazu führen, dass die Bürgerwehr einen unnötigen Vorteil daraus zieht und Christen angreift», warnte «Samast Christi Samaj»-Sprecher D’Souza.

Rund 600 Angriffe auf Christen im letzten Jahr

Nach Angaben des United Christian Forum (UCF) gab es in Indien allein im vergangenen Jahr 598 Angriffe auf Christen in 21 Bundesstaaten, was einem Anstieg von 81 Prozent seit 2020 entspricht. Seit Jahresbeginn 2023 verzeichnete das UCF mit Sitz in Neu-Delhi 57 Vorfälle von Gewalt gegen Christen.

«Dies ist eine Kundgebung für einem Frieden, bei welchem Angriffe gegen alle Minderheiten wie Christen und Muslime unter dem einen oder anderen Vorwand beendet werden», sagte Muslime-Vertreter Irfan Ali Engineer, der laut «Ucanews» ebenfalls an der Kundgebung teilnahm. (kap)


Marsch gegen Christenverfolgung in Indien, 2019 | © southasia.oneworld.net
14. April 2023 | 13:46
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