International
In Rom singen 3000 junge Menschen für den Frieden
Aus 20 Ländern sind junge Sängerinnen und Sänger nach Rom gereist. Das internationale Chorfestival «Pueri Cantores», das derzeit in der italienischen Hauptstadt stattfindet, soll auch der Völkerverständigung dienen. Bei der Neujahrsmesse im Petersdom am 1. Januar werden sie ebenfalls auftreten.
Anita Hirschbeck
Rund 3000 Kinder und Jugendliche erheben sich, nehmen ihre Gesangbücher und setzen an. Sie sind aus 20 verschiedenen Ländern nach Rom gekommen, um gemeinsam zu singen. Manche tragen lange Talare, andere die Chorhemden von Messdienern, wieder andere Kapuzenpullis und Jeans. Nun singen sie: «In Terra Pax» – «Frieden auf Erden».
Es ist der Gänsehautmoment an diesem Donnerstagabend in der vatikanischen Audienzhalle. Wo Papst Franziskus in den Wintermonaten seine Generalaudienzen abhält, findet die Eröffnungsfeier des 44. Internationalen Festivals des katholischen Jugendchorverbands «Pueri Cantores» statt.
Treffen zum Friedensgebet
Die «Jungen Sänger» verstreuen sich in den darauffolgenden Tagen über ganz Rom, feiern Gottesdienste und treffen sich zu Friedensgebeten. Für Samstag steht eine Audienz mit dem Papst auf dem Programm, bei der die Mädchen und Jungen dem Kirchenoberhaupt auch vorsingen werden. Am 1. Januar treten sie bei der Neujahrsmesse im Petersdom auf, die Franziskus leitet. Der Bayerische Rundfunk überträgt den Gottesdienst.
Zwischen den Terminen bleibt den Kindern und Jugendlichen genug Zeit, um die italienische Hauptstadt zu entdecken und sich untereinander kennenzulernen. «Das ist ein unglaubliches Abenteuer, das wir hier erleben», sagt der 16-jährige Timothee, der mit seinem Kirchenchor aus dem französischen Bordeaux nach Rom gereist ist. Am meisten freue er sich auf den Neujahrsgottesdienst. «Das ist eine grosse Ehre, für den Papst und vielleicht auch für die ganze Kirche rund um die Welt zu singen.»
Erfahrung an Auftritten erweitern
Gleich hinter dem Chor aus Bordeaux hat sich eine Jungengruppe aus dem ostafrikanischen Ruanda eingereiht. Für Father Cyriak, der die 16 Kinder begleitet, bedeutet der Ausflug nach Rom einerseits eine spirituelle Quelle. «Und wir wollen auch dazulernen und unsere Erfahrung an Auftritten erweitern», sagt er.
In der Audienzhalle ziehen unter grossem Jubel Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Landesflaggen ein. Unter den 3000 Sängerinnen und Sängern ist die deutsche Gruppe mit rund 800 Teilnehmenden am stärksten vertreten. In Deutschland gebe es die meisten Pueri-Cantores-Chöre, erklärt Pfarrer Marius Linnenborn aus dem nationalen Verbandspräsidium. Zwischen Alpen und Nordsee sind der Organisation zufolge mehr als 20’000 Sängerinnen und Sänger in rund 470 katholischen Mädchen-, Knaben-, Kinder- und Jugendchören sowie Schulen aktiv.
Begegnung mit anderen Chören
«Es spornt an, andere zu hören», sagt Linnenborn über die internationalen Zusammenkünfte. «Das ist immer ein Schub für die Chöre, so eine Reise und die Begegnung mit anderen Chören.» Insgesamt gesehen gehe die Teilnehmendenzahl aber trotzdem nach unten. «Nach Corona sind immer noch nicht alle so reisefreudig», vermutet der Pfarrer.
Auf der Bühne und in den Stuhlreihen stimmen die Mädchen und Jungen «Adeste fideles» («Nun freut euch, ihr Christen») an. Chorleiterinnen und Chorleiter stehen ihren Gruppen zugewandt und geben Anweisungen.
Vorfreude auf die Papst-Audienz
In der ersten Reihe hört der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, zu. Er sei von der Mainzer Gruppe gefragt worden, ob er mit nach Rom kommen wolle. «Und da habe ich zugeschlagen», erzählt er. «Wir reden immer über Weltkirche sehr theoretisch. Aber ich glaube, hier kommt Weltkirche zusammen.» Musik sei eine internationale Sprache, die verstanden werde.
Zum ersten Mal bei einem weltweiten Pueri-Cantores-Treffen ist der Paderborner Domchor. Am meisten freue er sich auf den Austausch mit den anderen deutschen Chören, sagt der 23-jährige Alfred. Und auch auf die Papst-Audienz: «In dem Kontext des Chorfestivals mit so vielen Sängern ist es, glaube ich, ein ganz besonderer Moment, wenn wir dann auch für ihn singen können.»
Die Eröffnungsfeier in der Audienzhalle geht nach einer Stunde dem Ende zu. Noch einmal nehmen die Mädchen und Jungen ihre Gesangbücher in die Hand. «Gloria» von Antonio Vivaldi ist an diesem Abend ihr Abschlusslied. Für Juli 2025 plant «Pueri Cantores» das nächste internationale Treffen. Dann ist München an der Reihe. (kna)
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