Hof des Friedenshauses (Visualisierung )
Schweiz

In Flüeli-Ranft soll ein Friedenshaus entstehen

Flüeli-Ranft OW, 18.5.16 (kath.ch) Ein Seminarzentrum, das sich der Suche nach dem inneren und äusseren Frieden widmet, ist in Flüeli-Ranft geplant. Mit dieser Neuausrichtung des bisherigen «Via Cordis»-Hauses St. Dorothea will die gleichnamige Stiftung ein breites Zielpublikum aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft erreichen.

Sylvia Stam

Mit einer Broschüre zum Projekt «Friedenshaus Flüeli-Ranft» trat die Stiftung «Via Cordis»-Haus St. Dorothea diese Woche an die Öffentlichkeit und an potenzielle Geldgeber: Entstehen soll ein Seminarhaus, in dem Menschen «vertieftes Wissen, Diskurs und Austausch» zum Thema Frieden finden. In «zeitgemässer Art» sollen «praktische Impulse und Anregungen zu verantwortungsvollem Handeln» entwickelt werden. Dabei wird eine Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik mit verschiedenen Traditionen der Geistesschulung angestrebt.

Mit dem Begriff Frieden werde bewusst die Tradition des Ortes aufgenommen, stellt Stiftungsratspräsident Andreas Haffter gegenüber kath.ch fest. «Niklaus von Flüe suchte als Eremit inneren Frieden», erläutert Christina S. Haffter, die als Projektleiterin amtet, und ergänzt: «Gleichzeitig wurde er von weltlichen Leuten um Rat angegangen». Sie verweist etwa auf die Tagsatzung von Stans, bei welcher Bruder Klaus einen Zerfall des Bundes der Eidgenossen verhinderte. Das könne man als Wirken für den Frieden im Äusseren bezeichnen. Diese beiden Aspekte sollen das Kursangebot prägen.

Frieden als Voraussetzung für gelingendes Leben

Wie aber können äusserer und innerer Frieden gelernt werden? Christina Haffter nennt den Dialog als eines der zentralen Instrumente. So könne man beispielsweise lernen, aufeinander zu hören, wie das Modell der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg zeige. Sodann denkt sie auch an Schulungen zur Förderung des inneren Friedens. Ein Weg dazu seien Meditationskurse, wie sie die «Via Cordis»-Weggemeinschaft schon seit Jahren anbietet.

Das bisherige eigene Kursangebot der Via Cordis in diesem Bereich soll denn auch erhalten bleiben, neu ist die starke Ausrichtung und Öffnung nach aussen: Zum Beispiel ein Friedenstraining als Weiterbildungsangebot. Thema sei auch die Suche nach einer kulturübergreifenden, anthropologischen Ethik, geplant ist ausserdem ein jährliches Symposium im Themenbereich Frieden.

«Frieden ist eine Grundvoraussetzung für gelingendes Leben», so Christina Haffter, und zwar in allen Kulturen und Religionen. Die Ausrichtung des Hauses ist entsprechend «offen, ökumenisch und interreligiös», wie es in der Broschüre heisst. Kursangebote, welche den mystischen Aspekt etwa des Islam (Sufi-Tradition) oder des Buddhismus (Vipassana) vermitteln, bleibe laut der Projektleiterin im Programm, darüber hinaus wolle man aber auch Menschen ansprechen, die sich keiner religiösen Tradition zugehörig fühlen. Im Unterschied zum früher in den Räumen beheimateten Friedensdorf hat das geplante Friedenshaus den Fokus nicht primär auf jungen Menschen.

Markante kubische Baukörper

Die Vision des Hauses soll ihren Niederschlag auch in dessen Architektur finden: Geplant ist ein Neubau, bei dem «in sich ruhende, zentrische Räume mit oft kuppelähnlichen Decken und zenitalem Licht die Suche nach dem individuellen inneren Selbst» fördern sollen, so die Broschüre. Zwei markante kubische Baukörper und der davorstehende Meditationsraum sollen «die talseitige Fernwirkung des Friedenshauses» bestimmen.

Die Neuausrichtung wurde nötig, weil der aktuelle Betrieb seit Jahren defizitär ist, wie Andreas Haffter sagt. Da eine Verbesserung innerhalb der gegebenen Strukturen nicht möglich war, habe man sich zu einer Neuausrichtung entschlossen. Die Gemeinde Flüeli-Ranft und der Kanton Obwalden begrüssen das Projekt laut Andreas Haffter, da dieses dem Pilgerort eine neue Ausstrahlung verschaffe.

Über die Höhe der Kosten möchte er keine Auskunft geben, es handle sich um einen Betrag «in Millionenhöhe». Ob das Projekt realisiert werden kann, entscheidet sich laut Andreas Haffter Mitte Juli. An eine Eröffnung sei frühestens im Sommer 2019 zu denken. (sys)

Weitere Infos zum Projekt unter www.friedenshaus.ch.

 

Hof des Friedenshauses (Visualisierung ) | © 2016 Schregenberger Architekten, Zürich
18. Mai 2016 | 10:58
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Das «Via Cordis»-Haus St. Dorothea

Das heutige «Via Cordis»-Haus St. Dorothea wurde 1865 als Kurhaus «Stolzenfels» errichtet, 1949 übernahmen die Dorothea-Schwestern die Liegenschaft und führten darin ein Mädcheninternat. Von 1981 bis 1995 war das «Friedensdorf» im Gebäude beheimatet, das versuchte «Frieden in allen seinen Facetten konkret zu leben», wie es auf der Homepage des Friedensdorfes heisst, das heute in Broc FR beheimtatet ist. So wurden beispielsweise 1991 hungerstreikende kurdische Flüchtlinge im Friedensdorf beherbergt.

2001 mietete sich die Weggemeinschaft «Via Cordis» in den Räumlichkeiten in Flüeli-Ranft ein, die gleichnamige Stiftung erwarb die Liegenschaft 2008 von den Dorothea-Schwestern. Die Weggemeinschaft pflegt das Herzensgebet (das lateinische «via cordis» bedeutet «Weg des Herzens»), eine christliche Form der Schweigemeditation. Das «Via Cordis»-Haus St. Dorothea wird Ende Juni dieses Jahres für den bisherigen Kursbetrieb geschlossen. Sollte das Projekt des Friedenshauses nicht realisiert werden können, wird die Liegenschaft veräussert. (sys)