Initiant der Gebetsinitiative: «In dieser Krise fehlte seit Monaten das öffentliche Gebet»

Die Initiative «Die Schweiz betet» hat sich zu Beginn an «Österreich betet» orientiert, ist aber dann autonom geworden. Das sagt Louis-Pierre Laroche, der Initiant von «Österreich betet». Der Katholik führt in der Nähe von Wien ein Geschäft mit französischen Spezialitäten.

Georges Scherrer

Warum haben Sie die Initiative «Österreich betet» gestartet?

Louis-Pierre Laroche, Initiant von "Österreich betet"
Louis-Pierre Laroche, Initiant von "Österreich betet"
Louis-Pierre Laroche: Seit Monaten fehlte in dieser Krise das öffentliche Gebet. Es schien mir so zu sein, dass weder die Bischöfe noch die Priester sich trauen, dieses zu organisieren. Andererseits hörte ich in meinen beruflichen und privaten Begegnungen in letzter Zeit immer wieder Leute, die nicht unbedingt praktizierende Katholiken sind und auch sehr unterschiedliche Meinungen vertreten, aber sagen: Jetzt hilft nurmehr das Gebet.

«Ein Priester rief mich an und fragte: Die Leute sind verzweifelt, was können wir tun?»

Louis-Pierre Laroche

Kurz vor Beginn er Initiative rief mich zudem ein befreundeter Priester an und fragte: Die Leute sind verzweifelt, was können wir für sie tun? Mir ist auch aufgefallen, dass sich die Leute immer mehr beschimpfen, und es zu Spaltungen kommt: in den Familien, in den Vereinen, in den Gemeinden, in den Pfarreien, in den Firmen, einfach überall. Deswegen habe ich nach ein paar Tagen Nachdenkzeit ohne weitere Rücksprache diese Initiative begonnen. Ich dachte, wenn nach einer Woche 200 Leute in Österreich dabei sind, so wird es sehr gut sein. Für mich war es klar, dass allein das Rosenkranzgebet helfen kann.

Erfahren Sie breite Unterstützung?

Laroche: Ich habe sehr viele Emails, Kurznachrichten und Telefonate von Priestern und Ordensleuten erhalten, die mich ermutigt haben weiterzumachen.

«Ich glaube, dass das ein Zeichen der Vorsehung ist.»

Hat Sie der Erfolg überrascht?

Laroche: Rein menschlich gesehen, steht die Entwicklung der Initiative in keinem Verhältnis mit der Investition: weniger als eine halbe Stunde, vor allem kein einziges Rappen, und ich pflege selbst kein gutes Netzwerk. Wenn ich diesen Erfolg aber mit katholischen Augen betrachte, so ist es nicht das erste Mal, dass ich etwas ganz Kleines nur für die Kirche tue, es dem lieben Gott anvertraue, und dann erlebt diese Sache eine absolut ungeahnte Entwicklung. Ich glaube, dass das ein Zeichen der Vorsehung ist. Wichtig ist, das zu tun, was man kann, Gott macht den Rest.

Was ist das wichtigste Gebetsanliegen von «Österreich betet»?

Laroche: Das wichtigste kurzfristige Anliegen ist die friedliche Lösung dieser Krise, die zu einer sehr schlimmen gesellschaftlichen Krise ausarten könnte. Wir beten für die Regierenden, dass Sie mässige und konsensfähige Entscheide treffen, die zu Deeskalation führen, so dass der Friede wieder einkehrt.

«Es geht um die Rechristianisierung unserer weitgehend vom Glauben abgefallenen Gesellschaft.»

Und langfristig?

Laroche: Die Pandemie ist, wenn nicht alleinige Ursache, so doch Anlass für die aktuelle Krise in der Gesellschaft. Es geht um die Rechristianisierung unserer weitgehend vom Glauben abgefallenen Gesellschaft.

Ist «Österreich betet» mit der Initiative «Die Schweiz betet» verknüpft?

Laroche: Es gibt nur eine lose Verknüpfung und ein paar informelle Kontakte. Am Anfang hat sich die Initiative in der Schweiz nach unserem Beispiel in Österreich aufgestellt, ist aber sehr schnell autonom geworden. Es gibt keinen Grund und vorerst auch keinen Bedarf, zentralistisch zu agieren.

In Österreich gibt es die Initiative «oesterreichbetetgemeinsam.at». Gibt es zu dieser Initiative Berührungspunkte?

Laroche: Es hat mich jemand aus dieser Initiative kontaktiert, mehr ist daraus nicht geworden. Die Initiative «Österreich betet» hat als einziges Ziel, die Organisation von öffentlichen Rosenkränzen in Österreich zu vermitteln, zu veröffentlichen und zu unterstützen, um so der Gottesmutter zu dienen und Gott zu ehren.

«Wer diese Grundsätze missachtet, darf unsere Aktion schon als Kritik empfinden.»

Die Initiative «Österreich betet» wird teilweise als Kritik an den behördlichen Massnahmen gegen die Pandemie verstanden. Ist das eine Absicht?

Laroche: Die zivilen gewählten Verantwortungsträger sind für den Frieden und die Freiheit in der Gesellschaft hauptverantwortlich. Dass dieser Friede und diese Freiheit offensichtlich nicht mehr wie vor der Krise vorhanden sind, ist unbestritten. Katholiken machen sich immer für die Übereinstimmung der Gesetze und Verordnungen mit dem von Gott gegebenen Naturrecht und somit für die Wahrung der Rechte der Kirche und der Bürger stark. Wer diese Grundsätze missachtet, darf unsere Aktion schon als Kritik empfinden, und dementsprechend sein eigenes Tun in Frage stellen. Kritik ist ja ein wesentlicher Teil des Diskurses in einer offenen Gesellschaft.

29. Dezember 2021 | 13:00
Lesezeit: ca. 3 Min.
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