Manfred Hauke, römisch-katholischer Theologe.
Schweiz

Homophober Artikel: Manfred Hauke muss vor Gericht

Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen Manfred Hauke erhoben. Dem Theologieprofessor wird Diskriminierung und Aufstachelung zu Hass vorgeworfen. Hauke hatte als Herausgeber einer theologischen Zeitschrift einen Artikel mit homophoben Passagen veröffentlicht.

Barbara Ludwig

Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Luganeser Theologieprofessor Manfred Hauke erhoben wegen Diskriminierung und Aufstachelung zu Hass. Das bestätigte sie am Donnerstag gegenüber kath.ch. Zuerst hatte die SRF-Sendung «Rendez-vous» darüber berichtet.

Geldstrafe auf Bewährung

Die Schweizer Schwulenorganisation «Pink Cross» hatte im Oktober 2021 bei der Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige eingereicht. Die Organisation ist der Ansicht, Hauke trage als Herausgeber des umstrittenen Beitrags eine Mitverantwortung. Eine Sichtweise, die die Tessiner Staatsanwaltschaft offensichtlich teilt.

Manfred Hauke hat laut Staatsanwaltschaft Einsprache erhoben. Das Strafgericht werde «im Prinzip» in einer öffentlichen Verhandlung über den Fall entscheiden, heisst es in der Antwort zuhanden von kath.ch. Die Staatsanwaltschaft will dem Professor eine Geldstrafe auf Bewährung auferlegen.

«Rücksichtslose Parasiten»

Der umstrittene Aufsatz mit schwulenfeindlichen Passagen erschien in der Januar-Ausgabe 2021 der konservativen Zeitschrift «Theologisches». Geschrieben hatte ihn der polnische Priester Dariusz Oko. Oko bezeichnet darin Homosexuelle unter anderem als «rücksichtslose Parasiten», «Plage» und «Krebsgeschwür, das sogar bereit ist, seinen Wirt zu töten».

Manfred Hauke ist Herausgeber der Zeitschrift. Der deutsche Priester lehrt Dogmatik an der Theologischen Fakultät in Lugano. Am Donnerstag war von ihm bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme erhältlich. Für Manfred Hauke gilt die Unschuldsvermutung.

«Pink Cross» erfreut über Anklage

Roman Heggli, Geschäftsleiter von «Pink Cross», zeigte sich gegenüber SRF erfreut über die Anklage. Es sei ein erster Erfolg. «Ich erwarte, dass er einerseits verurteilt wird – dass das Gericht dies als Aufruf zu Hass und Diskriminierung von Homosexuellen ansieht – und andererseits, dass auch die Uni reagiert und die Konsequenzen zieht.» Es sei für ihn unverständlich, dass jemand, der solches Gedankengut pflege, noch an einer öffentlichen Universität lehren dürfe.

Roman Heggli, Geschäftsführer von "Pink Cross".
Roman Heggli, Geschäftsführer von "Pink Cross".

Universität verurteilt Aufstachelung zu Hass

Die Universität Lugano (USI) nahm gegenüber SRF schriftlich Stellung. Sie schreibe, dass sie keinen Einblick in die Anklageschrift habe, so SRF auf seiner Webseite. Sie und ihre Mitglieder würden aber Werte der Offenheit vertreten und jede Form der Diskriminierung ablehnen. Die USI verurteile auch jede Form der Aufstachelung zum Hass. Nicht Stellung nimmt sie zur Forderung von «Pink Cross», Hauke von seiner Lehrtätigkeit zu suspendieren.


Manfred Hauke, römisch-katholischer Theologe. | © Vera Rüttimann
9. März 2023 | 18:06
Lesezeit: ca. 1 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!