Hisham Maizar im Jahr 2014
Schweiz

Hisham Maizar, Brückenbauer für Muslime in der Schweiz, ist tot

St. Gallen, 14.5.15 (kath.ch) Hisham Maizar, Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen in der Schweiz (Fids) und Vorsitzender des Schweizer Rats der Religionen (SCR), ist tot. Er verstarb am Morgen des 14. Mai im Alter von 73 Jahren, wie die Fids auf ihrer Homepage mitteilt. Der gebürtige Palästinenser hatte sich als Brückenbauer zwischen Muslimen in der Schweiz und der einheimischen Bevölkerung einen Namen gemacht, er war Vertretern aus Religion, Politik und Medien ein wichtiger Ansprechpartner für Fragen zu Muslimen in der Schweiz.

Sylvia Stam

Als «Schweizer islamischen Glaubens», bezeichnete sich Maizar mit einem gewissen Stolz in einem Interview mit der Presseagentur Kipa im Jahr 2014. Zwischen der Schweiz und den hier lebenden Muslimen Verbindungen herzustellen, war ihm denn auch zeitlebens ein Herzensanliegen. In Jerusalem geboren und aufgewachsen, kam er als Arzt nach dem Studium in die Schweiz, wo er im Kreuzspital Chur immer wieder von Fachkollegen angefragt wurde, die seinen Rat im Umgang mit muslimischen Patienten suchten. 1980 eröffnete er im Kanton Thurgau eine eigene Arztpraxis, zwei Jahre später erlangte er das Schweizer Bürgerrecht.

Zum Sprecher der Muslime wurde Maizar jedoch erst Jahre später: Wenige Tage nach dem Attentat vom 11. September 2001 stach ihm ein Schreiben des damaligen St. Galler Bischofs Ivo Fürer ins Auge, das mit «Achtung vor dem Islam» übertitelt war. «Es waren nette Worte», präzisierte Maizar die Doppeldeutigkeit des Satzes gegenüber Kipa. Auf sein Dankesschreiben an Ivo Fürer erhielt Maizar eine Einladung zu einem Gespräch. Der Bischof zeigte sich sehr interessiert an einem Dialog mit den Muslimen in der Schweiz, er wisse aber nicht, an wen er sich wenden müsse, so Fürer.

Islam der Mitte

Mit diesem Satz wurde Fürer sozusagen zum Geburtshelfer eines islamischen Dachverbands. Maizar wurde bewusst, dass die Muslime für Schweizer Institutionen berechenbar sein mussten, wenn sie aus dem Generalverdacht hinaus wollten, der seit dem 11. September auf ihnen lastete.

Maizar einigte in der Folge die bisher lose organisierten islamischen Vereine in der Region im «Dachverband islamischer Gemeinden Ostschweiz» (Digo). Als deren Vorsitzender war Maizar in den Medien präsent und wurde mehr und mehr von Kirchen und Behörden als Ansprechpartner wahrgenommen. Aus den Kontakten zu anderen islamischen Dachverbänden in der Schweiz entstand 2006 die «Föderation islamischer Dachorganisationen» (Fids), deren Vorsitz Maizar bis zu seinem Tod innehatte und die der grösste Dachverband islamischer Organisationen in der Schweiz ist. Seit 2014 war Maizar als erster Muslim Vorsitzender des Schweizer Rats der Religionen.

Hisham Maizar hat seine Position als «Islam der Mitte» bezeichnet. Dabei hat er sich auf zwei Grundsätze des Korans berufen: Der erste spreche davon, dass der Islam den Menschen zu dessen Erleichterung, nicht zu dessen Behinderung offenbart worden sei. Die Religion soll also eine befreiende Wirkung haben. Die zweite spreche vom goldenen Mittelmass, das Gott den Menschen zugedacht habe. «Wenn man sich an diese beiden Grundsätze hält, wird man nie Extremist», so Maizar gegenüber Kipa. Von radikalen Positionen distanzierte sich Maizar vehement. Den islamischen Zentralrat Schweiz (IZRS) bezeichnete er als «extreme Splittergruppe».

Maizar war 35 Jahre mit einer österreichischen Katholikin verheiratet und Vater von drei Kindern. Sein Tod sei nicht nur für seine Familie, sondern auch für die Fids ein grosser Verlust, teilt diese in der Anzeige mit. Auch der islamische Zentralrat Schweiz drückt seinen Angehörigen und Weggefährten sein aufrichtiges Beileid aus. (sys)

Portrait von Hisham Maizar (Mai 2014)

 

 

 

 

Hisham Maizar im Jahr 2014 | zVg
14. Mai 2015 | 17:47
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