Werbeaktion der Konzernverantwortungsinitiative (Ausschnitt)
Schweiz

Hilfswerke werben mit Studie für Konzernverantwortungsinitiative

Bern/Luzern, 6.4.16 (kath.ch) Nur eine Minderheit der grössten Schweizer Konzerne verfolgen eine «echte Menschenrechtspolitik». Dies ist das Ergebnis einer Studie, die Brot für alle gemeinsam mit Fastenopfer erstellt hat. Mit der Untersuchung, die 200 Firmen unter die Lupe nahm, wollen die Hilfswerke nachweisen, dass es verbindliche Vorgaben braucht, damit Konzerne die Menschenrechte einhalten. Solche Vorgaben fordert die Konzernverantwortungsinitiative, für die Brot für alle und Fastenopfer Unterschriften sammeln.

Barbara Ludwig

Eine globalisierte Wirtschaft erfordert auch globale Regeln, damit die Menschenrechte weltweit beachtet werden, heisst es im Mediendossier zur Studie, die am Dienstag, 5. April, publiziert wurde. Solche globalen Regeln existieren bereits in Form von Leitprinzipien des UNO-Menschenrechtsrates. Die UNO-Leitprinzipien zu Wirtschaft und Menschenrechten sollen nach dem Willen des Bundesrates den Massstab für die Menschenrechtspolitik der Schweizer Konzerne bilden, schreiben die Hilfswerke im Dossier.

Mit der neusten Studie präsentieren Brot für alle und Fastenopfer eine Bestandesaufnahme zur Menschenrechtspolitik der Schweizer Konzerne. Die Studie hat untersucht, wie viele der 200 grössten Konzerne über eine «nachvollziehbare Menschenrechtspolitik» verfügen, die sie auch auf ihre Tochterfirmen und Zulieferbetriebe anwenden.

Börsenkotierte Firmen schneiden besser ab

Das Resultat der Untersuchung ist aus Sicht der Hilfswerke «ernüchternd». Nur 22 oder elf Prozent der Konzerne legen offen, wie sie umfassend und gemäss den UNO-Leitprinzipien sicherstellen wollen, dass bei ihrer Tätigkeit weltweit keine Menschenrechte verletzt werden. Börsenkotierte Unternehmen schneiden laut der Untersuchung ein wenig besser ab: Jede zweite Firma bekennt sich demnach zu den UNO-Leitprinzipien oder veröffentlicht einen Verhaltenskodex. Bei den Unternehmen, deren Aktien nicht an einer Börse gehandelt werden, fehlt hingegen bei 73 Prozent eine ausgewiesene Menschenrechtspolitik.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen aus Sicht der Hilfswerke, dass die freiwillige Einhaltung der Menschenrechte durch Konzerne nicht ausreicht. «Damit die – international anerkannten – Vorgaben der UNO breit befolgt und wirkungsvoll umgesetzt werden, braucht es auch zwingende Vorschriften in der Schweiz», wird Patrick Renz, Direktor Fastenopfer, in der Medienmitteilung zitiert. Die Menschenrechte müssten weltweit zu einem Teil der Geschäftspolitik jedes Konzerns werden. Brot für alle und Fastenopfer sammelten deshalb Unterschriften für die Konzernverantwortungsinitiative.

Unterschriftensammlung auf gutem Weg

Diese vor rund einem Jahr lancierte Volksinitiative verlangt, dass Unternehmen mit Sitz in der Schweiz verantwortlich gemacht werden können, wenn sie oder ihre Subunternehmen im Ausland Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen begangen haben. Brot für alle und Fastenopfer hätten bislang mehr als 20’000 Unterschriften gesammelt, sagte Chantal Peyer, Mitarbeiterin von Brot für alle und Autorin der Studie, am Mittwoch, 6. April, gegenüber kath.ch. Zum Total der bislang gesammelten Stimmen wollte sie sich nicht äussern. «Wir sind aber sehr gut unterwegs.» Am 21. April, genau ein Jahr nach dem Start des Volksbegehrens, werde das Initiativkomitee über den Stand der Unterschriftensammlung informieren, kündigte sie an. Benötigt werden 100’000 Unterschriften, die Sammelfrist läuft noch bis am 21. Oktober. (bal)

Studie: Die Menschenrechtspolitik der Schweizer Konzerne: Eine Bestandesaufnahme

Werbeaktion der Konzernverantwortungsinitiative (Ausschnitt) | © http://konzern-initiative.ch
6. April 2016 | 17:11
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Brot für alle: Engagement für Initiative gehört zum Kerngeschäft

Die Hilfswerke Brot für alle und Fastenopfer engagieren sich an vorderster Front für die Konzernverantwortungsinitiative, die am 21. April vergangenen Jahres von 66 Organisationen lanciert wurde. Sie stellen je einen Vertreter im Initiativkomitee. Das Volksbegehren wurde dieses Jahr auch im Zusammenhang mit der ökumenischen Fastenkampagne thematisiert, die unter das Motto «Verantwortung tragen – Gerechtigkeit stärken» gestellt wurde. Nun werben Brot für alle und Fastenopfer mit der neuen Studie «Die Menschenrechtspolitik der Schweizer Konzerne: eine Bestandesaufnahme» für die Initiative. Vielleicht fragt sich da der eine oder andere, ob dieses grosse politische Engagement noch zum Kerngeschäft eines Hilfswerks gehört.

Mächtige Konzerne mit grosser Verantwortung für Menschenrechte

Ja, findet Chantal Peyer, Mitarbeiterin bei Brot für alle und Autorin der Untersuchung. «Die Menschenwürde ist sowohl in der protestantischen Ethik wie auch in der katholischen Soziallehre ein zentraler Aspekt des christlichen Glaubens», sagt sie gegenüber kath.ch. In den Menschenrechten, für die sich die Initiative stark macht, finde sie ihren «konkreten Ausdruck».

In diesem Bereich seien Grosskonzerne heute «sehr wichtige Akteure». «Viele haben mehr Macht als der Staat», stellt Peyer fest. «Wenn wir uns als Entwicklungsorganisation dafür einsetzen, dass alle Menschen ein würdiges Leben führen können, interessieren wir uns automatisch für diese Grosskonzerne.» Die Konzerne trügen aufgrund ihrer Macht grosse Verantwortung. «Wir wollen mit unserer Arbeit dafür sorgen, dass sie diese Verantwortung auch wahrnehmen», begründet Peyer die Unterstützung der Initiative.

Als entwicklungspolitische Organisation habe man auch einen Auftrag, «die Stimme zu erheben für Menschen, deren Stimme nicht gehört wird», sagt sie weiter und nennt als Beispiel die Demokratische Republik Kongo. «Dort leiden die Menschen, weil ihre Felder durch den Abbau von Kupfer verschmutzt werden. Wenn Konzerne ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, hat das Folgen.»

Zweckgebundene Spenden finanzieren Studie

Nach Angaben von Peyer finanziert Brot für alle die Studie mit Spendengeldern. «Für diese Arbeit haben wir zweckgebundene Spenden von Privaten erhalten. Unsere entwicklungspolitische Arbeit – und dazu gehört unser Engagement für die Konzernverantwortungsinitiative – gilt auch als Programm, das Spenderinnen und Spender unterstützen können», sagt sie. Man lege offen, welche Aktivitäten man mit den Programmen finanziere. «Die Spender wissen also, worum es geht.» Auch in den Jahresberichten lege die Organisation Rechenschaft über ihre Tätigkeit ab. (bal)