Hans Küng im Jahr 2015
Schweiz

Hans Küng, ein Theologe am Puls der Zeit

Zürich, 18.3.18 (kath.ch) Der renommierte Schweizer Theologe Hans Küng wird am Montag 90 Jahre alt. Die kirchliche Reformbewegung tagsatzung.ch dankt ihm für sein kritisch-konstruktives Engagement in der katholischen Kirche und die «vorbildhafte Auseinandersetzung mit den Fragen der Menschen».

Küng gehöre zu den prägendsten und einflussreichsten deutschsprachigen Theologen der letzten hundert Jahre, schreibt der Verein. Küng habe Theologie am Puls der Zeit und der Menschen gemacht und die brennenden Themen benannt. Er forderte auch «notwendige Veränderungen». Die Kirche wäre heute an einem anderen Ort, wenn sie «statt Abwehr eine echte Auseinandersetzung» mit den Beiträgen und Vorschlägen Küngs eingegangen wäre.

Küngs zutiefst ökumenische Grundhaltung habe sich schon zu Beginn seines Schaffens, in seiner Dissertation «Rechtfertigung» und in der Auseinandersetzung mit der evangelischen Theologie gezeigt. Im Buch «Konzil und Wiedervereinigung» habe er diese Haltung vertieft.

Greifbares Ergebnis

In der nachkonziliaren Phase habe sich der Theologe unermüdlich für die Umsetzung der Konzilsbeschlüsse und für die ökumenische Verständigung engagiert. Der Verein tagsatzung.ch zeigt sich erfreut, dass Küng auch nach dem «bedauerlichen Entzug der Lehrerlaubnis» durch Papst Johannes Paul II. als Professor in Tübingen weiter wirken konnte.

Küng sei die die Aussöhnung mit den reformatorischen Kirchen ein Herzensanliegen gewesen, das in gewisser Weise in der «Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre» des Lutherischen Weltbundes und der Katholischen Kirche von 1999 ein greifbares Ergebnis zeitigte.

Eine Kirche, die präsent ist

Die «prägenden Erfahrungen» als Berater am 2. Vatikanischen Konzil (1962-65) liessen Küng zu einem Verfechter einer sich wandelnden, auf die Zeichen der Zeit antwortenden Kirche werden. Nicht anpasserisch oder anbiedernd sollte die Kirche sein, sondern glaubwürdige Partnerin in der Suche nach gangbaren Wegen.

Küng habe sich bemüht, hindernde und überholte Strukturen zu ändern. Aus der Sicht Küngs ist die Kirche an ökonomischen, politischen und juristischen Fragen und Themen interessiert und bringt sich in der naturwissenschaftlichen und humanistischen Forschung, in Schulen und in Bildung, Literatur und Kunst ein.

Als Anwältin des Lebens brauche die Kirche eine umfassende Perspektive. Sie solle eine prophetische Stimme sein, die weiterdenkt, hinterfragt und mahnt, damit die Menschheitsfamilie und jede einzelne Person eine Zukunft habe.

Alltagstauglicher Auftritt

Der in Deutschland lehrende Schweizer Theologe habe immer wieder die «Basics» des Christentums in einer alltagstauglichen Sprache einem breiten Publikum nahe gebracht. Den tiefschürfenden Grundfragen wie «Existiert Gott» oder «Ewiges Leben» sei er nie ausgewichen.

Er reflektierte den eigenen Glauben. Er habe die eigene Persönlichkeit mit ihren Wurzeln und den eigenen Weg mit ins Spiel gebracht, was schliesslich in ein persönliches Credo mündete. Ziel war stets ein verantworteter Glaube, der im konkreten Leben wurzelt und in dem sich Leben und Glauben wechselseitig befruchten, schreibt der Verein in seiner Würdigung.

Der Weg zum Weltethos

Schliesslich habe er sich auch den Weltreligionen und dem Weltethos zugewandt. Der Weg führte vom Dialog unter den christlichen Konfessionen zum Dialog unter den Weltreligionen. Küngs Maxime «Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen. Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen. Kein Dialog zwischen den Religionen ohne Grundlagenforschung in den Religionen» habe die «verantwortungsbewussten» Religionsvertreter in einen «notwendigen Dialog» geführt.

Dieser Dialog basiere auf der Respektierung einer gemeinsamen Lebensbasis, was, nach Ansicht des Vereins, «zu einem gemeinsamen Weltethos führen muss». Und er schliesst mit den Worten: «Wir brauchen eine globale Ethik und eine gegenseitige Anerkennung und Achtung, um der Menschheit eine Zukunft zu geben.» (gs)

Hans Küng im Jahr 2015 | © KNA
18. März 2018 | 17:25
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