Olga Kulchynska und Valeriy Murga erscheinen zum Schlussapplaus am Opernhaus Zürich mit der ukrainischen Flagge.
Schweiz

«Gott wird uns vor der Ungerechtigkeit bewahren»: Standing Ovations für die Ukraine im Opernhaus Zürich

«Mein Herz ist voller Schmerz für mein Land und mein Volk», schreibt die ukrainische Sopranistin Olga Kulchynska. Später tritt sie mit ihrem ukrainischen Kollegen Valeriy Murga im Opernhaus Zürich auf. Das Publikum dankt mit Standing Ovations.

Raphael Rauch

Francis Poulencs Oper «Gespräche der Karmelitinnen» ist martialisch. Es geht um die Märtyrinnen von Compiègne. Ordensschwestern weigern sich, während der Französischen Revolution ihr Gelübde zu brechen – und werden mit der Guillotine hingerichtet.

«Wir verurteilen den beispiellosen Angriffskrieg»

Mit Standing Ovations hat das Publikum der Zürcher Oper am Sonntagabend die Aufführung der «Gespräche der Karmelitinnen» gefeiert. Die ukrainische Sängerin Olga Kulchynska und ihr Landsmann Valeriy Murga waren zum Schlussapplaus mit einer ukrainischen Flagge auf der Bühne erschienen. Das Opernhaus war von aussen blau-gelb angestrahlt. «Wir verurteilen den beispiellosen Angriffskrieg auf die Ukraine entschieden», schrieb das Opernhaus auf Twitter.

«Der heutige Auftritt wird wirklich schwer… Mein Herz ist voller Schmerz für mein Land und mein Volk», schrieb die Sopranistin Olga Kulchynska vor der Aufführung auf «Instagram». «Alles, was ich jetzt fühle, ist Frustration, Wut, Angst und gleichzeitig der starke Glaube, dass Gott uns alle vor dieser Ungerechtigkeit und Lüge bewahren wird.» Sie kündigte an, am Sonntagabend «für die Ukraine» zu singen, «denn das Beste, was ich jetzt tun kann, ist beten, mit anderen Menschen über diesen Krieg sprechen und singen».

Sopranistin zitiert Joh 3,16

In einer Instagram-Story postete Olga Kulchynska ein Foto mit einem Hinweis auf das Johannes-Evangelium: «Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.»

Der Bariton Valeriy Murga stammt aus der Ukraine.
Der Bariton Valeriy Murga stammt aus der Ukraine.

Der Bariton Valeriy Murga sagte nach der Aufführung am Sonntagabend zu kath.ch: «Ich mache mir grosse Sorgen um meine Eltern. Sie sind alt und sind seit vier Tagen in einem Keller, um sich vor der Gewalt zu schützen. Die Lage ist sehr schlimm, aber wir sind stärker. Wir sind Ukrainer.»

Die Begeisterung des Publikums mache ihn stolz. Er werde ein Foto in den sozialen Medien teilen. Dies gebe den Menschen in der Ukraine Kraft: «Wir stehen alle zusammen.»


Olga Kulchynska und Valeriy Murga erscheinen zum Schlussapplaus am Opernhaus Zürich mit der ukrainischen Flagge. | © Raphael Rauch
28. Februar 2022 | 01:34
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