Generalvikar des Bistums Enugu, Obiora Ike, in Zürich
Schweiz

Generalvikar Obiora Ike ist in Europa und Nigeria zuhause

Der nigerianische Generalvikar des Bistums Enugu, Obiora Ike, hofft, dass die Diskussionen über die Religionen vor den aktuellen Wahlen in Nigeria das Land nicht spalten. Ike, der an Hochschulen in Frankfurt und Tilburg (Niederlande), unterrichtet, gründete in Nigeria verschiedene Hilfsorganisationen.

Generalvikar des Bistums Enugu, Obiora Ike, in Zürich | © 2015 Georges Scherrer
31. März 2015 | 16:53
Lesezeit: ca. 6 Min.
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Nigeria: Über 1.000 Todesopfer seit Anfang Jahr durch Boko Haram

Die nigerianische Terrormiliz Boko Haram hat seit Jahresbeginn nach Angaben von Human Rights Watch mehr als 1.000 Zivilisten getötet. Die Menschenrechtsorganisation berief sich bei ihren am Donnerstag, 26. März, in New York verbreiteten Angaben auf Zeugenaussagen und die Auswertung von Medienberichten. Boko Haram griff seit Februar auch Ziele in Kamerun, im Tschad und im Niger an. Auf das Konto der militanten Islamisten gehen Attacken auf Dörfer, Massaker und Entführungen.

Laut Human Rights Watch spiegelten Berichte geflohener Zivilisten aus den nigerianischen Bundesstaaten Yobe, Adamawa und Borno «erschreckende Grade von Brutalität» seitens der Terroristen wider. Die nigerianische Regierung müsse den Schutz von Zivilpersonen in den Vordergrund ihrer Militäreinsätze gegen Boko Haram stellen, so die Menschenrechtsorganisation.

Seit Beginn der Aktivitäten von Boko Haram im Juli 2009 seien fast eine Million Menschen in die Flucht getrieben worden, so Human Rights Watch unter Berufung auf die nigerianische Katastrophenschutz-Agentur. Im vergangenen Jahr seien mindestens 3.750 Zivilisten infolge von Terroranschlägen ums Leben gekommen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum habe es im ersten Quartal 2015 einen Anstieg der Angriffe gegeben, so auch sieben Selbstmordanschläge, die mutmasslich von Frauen und Kindern verübt wurden.

Nach Angaben von Human Rights Watch brachte Boko Haram Hunderte Frauen und Mädchen in seine Gewalt. Die Geiseln seien zum Übertritt zum Islam genötigt, zwangsverheiratet, vergewaltigt oder anderweitig missbraucht worden. Zudem habe die Terrorgruppe junge Männer und Minderjährige zum Waffendienst gezwungen. (kna)

Religion in Nigeria

Nigeria ist mit nach aktuellen Schätzungen rund 175 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat Afrikas. Über die Hälfte von ihnen bekennt sich zum Islam; vor allem der Norden ist fast ausschliesslich islamisch geprägt. In Nigeria lebt damit eine der grössten muslimischen Gemeinschaften Westafrikas. Die meisten hängen der sunnitischen Lehre an; im nordwestlichen Bundesstaat Sokoto erreichen die Schiiten einen beträchtlichen Anteil.

Seit den 1970er Jahren entstanden mehrere radikale islamische Sondergemeinschaften um charismatische Persönlichkeiten, so die Maitatsine-Bewegung, Darul Islam um Amrul Bashir Abdullahi und die von Mohammed Yusuf gegründete Gruppe Boko Haram. Schon in den 1980er Jahren kam es in mehreren Städten zu Gewalt mit religiösem Hintergrund. Zwölf Bundesstaaten im Norden führten 1999 die Scharia ein, das islamische Strafrecht.

Der Anteil der Christen in Nigeria wird mit 40, teils mit über 48 Prozent angegeben. Fest steht: Die christliche Gemeinschaft nahm in den vergangenen fünf Jahrzehnten stark zu und ist die grösste auf dem afrikanischen Kontinent. Katholiken machen laut vatikanischen Zahlen gut 15 Prozent aus; sie sind in 50 (Erz-)Bistümern und zwei Apostolischen Vikariaten organisiert. Andere starke Gruppen bilden die protestantischen Kirchen und die anglikanische Kirche. (kna)