Gebetsaufruf des Papstes: Auch Schweizer Kinder beten heute für Syrien

Zürich, 1.6.16 (kath.ch) Papst Franziskus hat für den internationalen Tag des Kindes am 1. Juni alle Kinder weltweit dazu aufgerufen, für Frieden in Syrien zu beten. Dazu laden syrische Kinder ein. Der Initiative folgen auch Kinder aus der Schweiz, wie eine Umfrage von kath.ch unter Katechetinnen und Katecheten zeigt.

Sylvia Stam

«Folge dem Anliegen der syrischen Kinder und dem Anliegen von Papst Franziskus und bete am kommenden Mittwoch, 1. Juni 2016, in einem Moment der Stille, zusammen mit den vom Krieg betroffenen Kindern, um Frieden in Syrien.» Mit diesem Aufruf fordert die «deutschschweizerische Arbeitsgruppe für Ministranten und Ministrantinnen-Pastoral» (Damp) via Homepage, Facebook und App zur Teilnahme an der Initiative auf.

Auch «Jungwacht und Blauring» (Jubla) nimmt das Anliegen des Papstes auf und lädt in einem Facebook-Eintrag dazu ein, «heute bewusst die Hände für eine friedlichere Gemeinschaft auszustrecken und intensive Wünsche für eine Welt voller Toleranz und Respekt auszusprechen. Zumal ‹Beten› im weiten Sinne genau dies bedeutet – sich etwas, das nicht allein in den eigenen Händen liegt, intensiv zu wünschen und seinen ganz persönlichen Teil zum Gewünschten beizutragen.»

Vielfältige Umsetzung im Religionsunterricht

Die Aktion aufnehmen möchten auch einige Katechetinnen und Katecheten, auch wenn der Aufruf viele relativ spät erreicht hat. Einige werden daher zu einem späteren Zeitpunkt darauf eingehen. Die nicht repräsentative Umfrage bei Katechetinnen und Katecheten im Kanton Luzern zeigt, dass ein solcher Aufruf auf offene Ohren stösst und auf kreative Weise umgesetzt wird. Die Antworten geben ausserdem einen Einblick in die konkrete Tätigkeit von Religionspädagogen.

Bernhard Bucher beispielsweise, Katechet in Hergiswil und Willisau (beide LU), wird seinen Oberstufenschülern von dem Aufruf erzählen und Bilder von Syrien zeigen: «Ich werde eine Kerze anzünden lassen und eine Gedenkminute mit den Schülerinnen und Schüler für die verstorbenen syrischen Kinder abhalten.» Schliesslich würden sie gemeinsam ein Gebet sprechen für eine friedliche Lösung und ein Kriegsende in Syrien. Die Oberstufenschüler bekämen ausserdem die Gelegenheit, ihre Gedanken mitzuteilen.

Wozu für andere Menschen beten?

Auch Yvonne Erni, die auf der Unterstufe in Ruswil (LU) unterrichtet, sieht verschiedene Möglichkeiten, den Aufruf umzusetzen, etwa als Diskussion über verschiedene Gebete oder Gebetshaltungen, man könne Gebetstexte als Gruppenarbeit schreiben lassen oder auf das Thema «Kinder und ihre Familien in Kriegsgebieten» eingehen und entsprechende Probleme oder Ängste besprechen.

An bereits Behandeltes knüpft Chrisin Koch, Katechetin in Hochdorf (LU), an: «Da ich bereits mit den Schülern (3.Klasse) eine Lektion zum Thema ‹Beten› und eine Lektion zum der Thema ‹Flüchtlinge – anders sein› durchgeführt habe, werden wir nach dem Anfangsritual gemeinsam für die syrischen Kinder beten.»

Grundsätzlicher an das Thema heran geht Ueli Stirnimann, Katechet in Luzern. In einer Oberstufenklasse will er die Frage anschauen, warum und wozu man für andere Menschen beten soll, wie dies geschehen und was dies bewirken kann.

Brief an Papst Franziskus

Hunderte Kinder ziehen am 1. Juni – soweit es die Sicherheitsverhältnisse zulassen – in Damaskus, Aleppo, Homs, Tartus und anderen Städten in Prozessionen durch die Strassen und um Frieden beten. Die Gebetskampagne geht auf eine Initiative des internationalen Hilfswerks «Kirche in Not» zurück.  Der melkitisch-katholische und der orthodoxe Bischof von Homs haben laut «Kirche in Not» im Namen aller Kinder der Stadt einen gemeinsamen Brief an Papst Franziskus geschrieben. Darin bedanken sich die Kinder beim Papst für seine Forderungen nach Frieden in Syrien und bitten ihn um sein Gebet sowie darum, sie «aus dem Strudel des Hasses, vor den Ungeheuern des Zornes und vor denjenigen zu retten, die mit menschlichen Organen handeln», denn sie, die Kinder, seien «die ersten Opfer dieser Verbrechen». Weiter heisst es: «Wir möchten, dass unser Land wieder zu einem Land des Glücks und der Liebe wird, was es früher gewesen ist, wo wir Olivenbäume pflanzen und Weizen säen werden, und keine verbrannte Erde, auf der Kanonen und die Raketenwerfer des Hasses stehen.»

Papst Franziskus hat, ebenso wie die katholischen und orthodoxen Patriarchen Syriens, dazu aufgerufen, sich dieser Gebetsinitiative anzuschliessen: «Die syrischen Kinder laden die Kinder in der ganzen Welt ein, sich ihnen im Gebet für den Frieden anzuschliessen», sagte Franziskus am Sonntag, 29. Mai, beim Angelusgebet in Rom.

Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen Unicef kamen allen in den ersten beiden Jahren des Syrien-Konflikts mindestens 10’000 Kinder ums Leben. Für die Zeit seit 2013 lässt sich die Zahl der Opfer laut Unicef nicht mehr zuverlässig ermitteln. (sys/cic)

1. Juni 2016 | 11:03
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