Zur Kandidatur für den Bundesrat bereit: Isabelle Moret
Schweiz

Katholische und reformierte Frauen fordern Kandidatin für den Bundesrat

Zürich, 28.8.17 (kath.ch) Vier Frauenorganisationen der Schweiz verlangen von der Freisinnigen Partei der Schweiz (FDP) eine Frauenkandidatur für den freiwerdenden FDP-Sitz im Bundesrat. Mit dabei sind der Schweizerische Katholische Frauenbund (SKF) und die Evangelischen Frauen Schweiz (EFS). Ihre Präsidentinnen argumentieren primär politisch, erwähnen aber auch christliche Aspekte.

Regula Pfeifer

«Wir vom SKF stehen ein für die Frauen in Kirche und Gesellschaft», sagt Simone Curau-Aepli, Präsidentin des SKF, auf Anfrage. «Wir wollen gleichwertig dabei sein – auch im Bundesrat», fügt sie hinzu.

Dass die Vertreter des Bundesrats nach einem Quotensystem ausgewählt werden, dafür hat die Spitzenvertreterin der katholischen Frauen zwar Verständnis. Doch die Quote müsse nicht nur Sprachregionen betreffen. Eine gerechte Vertretung der Bevölkerung bedeute auch: eine gerechte Vertretung der Geschlechter.

Die Frauen machten die Hälfte der Bevölkerung aus, hätten also auch Anrecht auf die Hälfte der Bundesratssitze, so Curau-Aepli gegenüber kath.ch. Besonders Parteien mit zwei Bundesratssitzen – wie die FDP – fordert die SKF-Frau auf, die in der Verfassung festgeschriebene Geschlechtergerechtigkeit umzusetzen. Sie müssten also mit einem Mann und einer Frau in der Bundesregierung vertreten sein.

Alleinerziehende gehören in den Bundesrat

Die Frauenorganisationen hatten Mitte letzter Woche erfahren, dass die FDP mit einem männlichen Zweierticket in die Bundesratswahl vom 1. Dezember steigen will. «Das kann nicht sein, dass Isabelle Moret schon aus dem Rennen ist», sagte sich Simone Curau-Aepli. Dass die Westschweizer Politikerin medial aufs Übelste mit Fragen zu ihren Kindern terrorisiert worden war, was keinem männlichen Kandidaten geschehen war, stiess ihr ebenso auf. Das beweise, wie steinig der Weg für Mütter in der Politik noch heute sei, so Curau-Aepli. Sie hingegen findet: «Auch Alleinerziehende mit Kindern sind in der Schweiz eine Lebensrealität, die im Bundesrat vertreten sein soll.»

«Das hier ist eine politische Frage», betont Curau-Aepli. Da müsse ein Auftrag der Bundesverfassung umgesetzt werden. Und hinter der rechtlichen Gleichstellung stehe die Idee der Gerechtigkeit. «Gerechtigkeit wird in unserer christlichen Tradition als Wert hochgehalten», sagt Curau-Aepli und fügt kritisch hinzu: «Nur ist sie auch in unserer Religion noch nicht umgesetzt.»

«Auch für uns evangelische Frauen ist es wichtig, dass Frauen verstärkt in der Politik mitwirken», sagt Dorothea Forster, Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS), gegenüber kath.ch. «Frauen machen die Hälfte der Menschheit aus und sind genauso fähig wie Männer». Es gehe nicht an, sie als Minderwertige zu behandeln. Das heisst für die EFS-Präsidentin: «Steht eine Ersatzwahl in den Bundesrat an, muss eine Frau ins Ticket.»

Gleichwertigkeit in Bibel erwähnt

Das Anliegen kann Forster auf Nachfrage auch christlich begründen. Im viel zitierten Satz aus der Bibel, im dritten Galaterbrief, steht: «Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.» Das bedeutet laut Forster: «Wir Frauen sind gleichwertig, wir müssen uns nicht speziell behaupten.» Auch in der Politik brauche es beide Geschlechter, ein Miteinander.

Neben den erwähnten christlichen Frauenorganisationen sind am Appell auch die Alliance F – Bund schweizerischer Frauenorganisationen sowie der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband beteiligt. Sie alle verlangen in ihrem gemeinsamen Appel von der FDP eine Frauenkandidatur. Konkret fordern sie die FDP-Bundeshausfraktion dazu auf, für die Bundesratswahl ein «ausgewogenes Bundesratsticket» aufzustellen. «Das bedeutet, es muss der Bundesversammlung unbedingt auch eine Frauenkandidatur vorgelegt werden», heisst es in einer Mitteilung (28. August).

Die Frauenorganisationen hätten «mit Befremden» festgestellt, dass die FDP-Parteispitze erwäge, ein Bundesratsticket ohne Frauenkandidatur aufzustellen. Das sei aber inakzeptabel und «der staatstragenden Partei FDP – Die Liberalen unwürdig und auch verfassungswidrig», so die Mitteilung. Die Organisationen verweisen auf die in der Bundesverfassung festgelegte Gleichstellung der Geschlechter.

Zur Kandidatur für den Bundesrat bereit: Isabelle Moret | © Keystone/Laurent Gillieron
28. August 2017 | 17:17
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