Frater Meinrad Hötzel
Schweiz

Frater Meinrad Hötzel: «Werde mich sicher irgendwann in meinem Klosterleben in eine Frau verlieben»

Der Theologiestudent Frater Meinrad Hötzel lebt seit sieben Jahren im Kloster Einsiedeln. Er wollte immer heiraten und eine Familie gründen. Doch dann hat er sich für ein zölibatäres Leben entschieden.

Jacqueline Straub

Seit sieben Jahren lebt Frater Meinrad Hötzel (32) im Kloster Einsiedeln. Der gebürtige Deutsche ist in einer Grossfamilie aufgewachsen und hat sich immer vorgestellt, später einmal selbst eine Familie zu gründen. Ein zölibatäres Leben ist für ihn nicht in Frage gekommen.

Weil er seit seinem zwölften Lebensjahr Geschichte studieren wollte, besuchte er als Jugendlicher ein katholisches Internat, um Latein zu lernen. Dort traf er auf andere junge Menschen, die bereits die Idee hatten, einen geistlichen Weg einzuschlagen. «Wir haben viel miteinander diskutiert», sagt Frater Meinrad Hötzel gegenüber SRF.

Frater Meinrad Hötzel in der Klosterbibliothek des Klosters Einsiedeln
Frater Meinrad Hötzel in der Klosterbibliothek des Klosters Einsiedeln

Während seines Geschichtsstudiums in Wien hat er gemerkt, dass sein Leben «in zwei Hälften zerfällt». Sein Studium und sein Glaubensleben hatten nicht viel miteinander zu tun. Er suchte nach einem Weg, das zu verbinden.

So traf er sich gelegentlich mit Dominikanern zum Stundengebet. «Da habe ich gemerkt, das finde ich toll. Das hat mich einfach begeistert», so der Frater. Bei ihm kam erstmals die Idee auf, ob ein Klosterleben nicht etwas für ihn wäre. Es war ein Ringen für ihn. Das klösterliche Leben reizte ihn, gleichzeitig wusste er, dass er viel aufzugeben hat. Etwa seinen Besitz. Das Geld, das er besessen hat, hat er seiner Mutter geschenkt. «Mir gehört von dem hier eigentlich nichts», sagt er. «Ich trage Kleidung, die von Mitbrüdern kommen, die verstorben sind.»

Missbrauch ist Thema bei Ausbildung

Vor seinem Eintritt ins Kloster Einsiedeln hat es Frater Meinrad Hötzel beschäftigt, dass er in eine Gemeinschaft eintreten wird, in der Missbrauchsfälle geschehen sind. Im Noviziatsunterricht haben sich die jungen Männer bestimmte Missbrauchsfälle angeschaut. «In denen haben wir gesehen, wie die Dynamik des Vertuschens abgelaufen ist und wo die Gefahren sind.»

Die Zölibatsfrage spielte eine Rolle bei seinen Überlegungen, ins Kloster eintreten zu wollen. Er hat sich schon mehrmals in Frauen verliebt und Frauen kennengelernt, mit denen er sich ein Leben hätte vorstellen können. Aber es hat sich nie eine tragfähige Beziehung ergeben. «Ich bin mir sicher, dass ich mich irgendwann in meinem Klosterleben in eine Frau verlieben werde», sagt er. «Ich hoffe, dass ich mich dann auch weiterhin daran erinnern kann, was ich hier versprochen habe.»

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«Ich bin ein Mensch und ich habe sexuelle Bedürfnisse, aber da ich mich für die Lebensform entschieden habe, versuche ich, diese Kraft auf eine andere Art und Weise zu leben. Ich versuche, Erfüllung in anderen Dingen in meinem Leben zu finden», so der 32-Jährige.

Ihm ist bewusst, dass diese Lebensform nicht für jeden etwas ist. «Soll es ja auch gar nicht sein. Das wäre ja furchtbar, dann würde die Menschheit aussterben», sagt er und lacht.

Abt Urban Federer
Abt Urban Federer

«Was ich schade finde, dass vielen nicht klar ist, dass wir ganz normale Menschen sind. Und wir sind keine unberührbare Blöcke. Ich führe dieses Leben unglaublich gerne.»

In der Doku kommen auch Abt Urban Federer und seine Mitbrüder zu Wort. «Wir sind nicht eine reine Männergesellschaft», sagt Pater Philipp Steiner. «Ich habe mehr Kolleginnen als Kollegen», sagt Abt Urban Federer. Und Pater Thomas Fässlers Freundeskreis besteht vor allem aus Männern.

Frater Meinrad stammt aus Tuttlingen (Baden-Württemberg) und studierte vor seinem Klostereintritt Geschichte und Archivwissenschaft in Wien. In der Profess am 15. Juli 2018 wurde aus Till Hötzel Frater Meinrad. Durch die Wahl dieses Ordensnamens hat er seine Verbundenheit mit dem heiligen Meinrad ausgedrückt, der ja ebenfalls aus dem süddeutschen Raum stammte. Die Wahl des Weihbischofs soll diese Verbundenheit mit seiner Heimat ebenfalls verdeutlichen. Nach der Profess studierte Frater Meinrad in Rom und Fribourg Philosophie und Theologie. Seine Masterarbeit hat er vor wenigen Tagen abgeschlossen. Am Fest der heiligen Scholastika, der Zwillingsschwester des heiligen Benedikt von Nursia, am Samstag, 10. Februar 2024, wird Weihbischof Thomas Maria Renz aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart Frater Meinrad Maria Hötzel zum Diakon weihen. 


Frater Meinrad Hötzel | © SRF
7. Februar 2024 | 17:00
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